~Stegi~
Bastian lächelte mir zu, er sah so gut aus. Mit jedem Moment wurde mir immer mehr bewusst, wie wenig ich ihn eigentlich verdiente.
Schnell setzte ich mich, möglichst unauffällig, dass ich halb am sterben war. Mein Verlangen war groß, dass er es merkte, mir noch mehr Mitleid gab, doch ich wollte ihn nicht benutzen. Ausnutzen. Sein Charakter war zu gutmütig. Und ich hab ihn viel zu sehr in mein Griff genommen.
"Du siehst nicht so gesund aus... was hast du zuletzt gegessen?" Shit warum ist das so, warum wusste ich es wieder dass er das fragen würde? "W-warum-?", stotterte ich herum auch wenn ich wusste, warum er fragte. Man merkte, dass ich nix gegessen habe. "Dein Ernst, Stegi?! Du-" Er machte eine schnelle Bewegung, ich war nicht stark genug, um seiner Hand auszuweichen.
"Basti bitte, lass mich einfach..." Ich brach den Satz ab, da mir langsam schwarz vor Augen wurde. Scheiße, ich durfte jetzt nicht ohnmächtig werden, die Gefahr war zu hoch, dass er mich ins Krankenhaus bringt.Ich sammelte meine Kraft wieder, indem ich tief durchatmete. Basti sah mich leicht verwundert an, hielt seine Arme hoch. "Es tut mir leid, dass ich euch so lang auf den Sack getreten bin. Ich schwöre ich nerve euch nie wieder, ja?" Warum sagte ich ihm jetzt, dass ich sterben will?
"Nein, Stegi du nervst uns nicht-" "Du brauchst mich jetzt nicht umstimmen. Ich hab meine Entscheidung getroffen"
Ihm lief eine Träne über die Wange. Ja klar, mach dir ruhig Sorgen um mich, hab ja nicht genug davon.
"Du hast doch noch Heiko und Veni... jetzt stell dich nicht so an.." Arschloch sein. Das kann ich am besten. Und so werde ich Basti auch los.
"Wir werden dir helfen, Stegi- damit du dein Leben genießen kannst", versuchte er weiter. "Nein Basti! Ich will kein besseres Leben, will die Hilfe von euch nicht mehr... ich hab euch ausgenutzt, wird dir das nicht klar?!" Wo ich die feste Stimme plötzlich hernahm, war mir nicht bewusst.
Aber es schien zu wirken. Basti stellte sich hin und ging auf mich zu. "Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?" Er beugte sich zu mir vor. Ernst war mein Blick, zumindest fühlte es sich so an, als ich nickte.Was Basti jetzt tat, darauf war ich nicht vorbereitet. Seine Lippen legte er auf meine, ich erstarrte. Hat er mir nicht zugehört?
Ich drückte gegen seine Brust, in der Hoffnung, ihn loszuwerden. Er ließ von mir ab und sofort starrte ich ihn wütend an. "Sag mal, spinnst du?!", schrie ich ihn an. Das hätte ich nicht von Basti erwartet. Bildete ich mir das etwa nur ein? "Was machst du?!"
"Wie, was mach ich? Du hast das gebraucht", widersprach er. "Hast du mir nicht zugehört?! Ich hab das verdammt nochmal nicht verdient!" Ich war verdammt sauer, auf mich.
"Sorry Basti, aber ich mach Schluss...", flüsternd, und realisierend was ich mein Leben lang machte, wandte ich mich ab.Die Tür hinter mir schlug zu, ein Blick in den Himmel verriet mir, dass es schon spät Abends war. Einmal atmete ich tief ein, bevor ich vorsichtig mein Weg fortführte. Ich wollte ein letztes Mal mich betrinken, um mich betrunken umzubringen. Wie ich noch laufen konnte, war mir nicht klar, aber der Schwindel war berechtigt.
Im nächstgelegenen Club angekommen, bestellte ich mir gleich das stärkste Getränk, legte das bisschen Geld, was ich noch hatte auf die Theke und trank es schnell runter, ehe ich mir gleich noch zwei bestellte.
Mir war schnell komplett übel und wie schon so oft, war ich sehr betrunken. Mein Herz sollte bald goodbye sagen. Es kann niemals Hunger und Alkohol gemeinsam aushalten.
Also nahm ich noch ein Cocktail, verließ den Club und setzte mich zwanzig Meter weg davon auf den Boden.
Das Getränk schluckte ich schneller als die davor runter. Dabei verschluckte ich mich einmal, musste husten, immer weiter, immer doller, bis irgendwann Blut auf dem Boden landete.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, während mein Tod näher rückte.
Der Würgereiz erreichte mich plötzlich, der Wahnsinn übermannte mich und ich kotzte den letzten Rest Blut und Flüssigkeit aus meinem Magen.Ich bekam alles vielleicht nur am Rande mit. Aber ich genoss es. Ein letzter Gefallen an michselbst, und meine Freunde sind glücklich. Befreit sind sie.
Mir wurde komplett schwarz vor Augen, nebenbei spürte ich den leichten Aufprall meines Kopfes, welcher auf den Beton des Gehwegs traf. Dann trat ich langsam aber sicher weg und ich spürte, wie mein Körper aufhörte zu leben...