2 - Lyra

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Überall im Club wuselten Menschen herum

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Überall im Club wuselten Menschen herum. An einigen Stellen hinter der Bühne standen Instrumente herum und das grelle Neonlicht wandelte den Backstage-Bereich in eine hektische Probefläche. Es liefen einige Musiker*innen herum, denen in wenigen Minuten ihr Auftritt bevorstand.

Ich war eine von ihnen. Dieser Club war seit meinem Abitur mein ganzes Leben geworden. Ich verbrachte hier jeden Abend und perfomte all meine geschriebenen Songs. Dabei war immer mein fester Freund Karl. 

Wir waren inzwischen seit drei Jahren zusammen und auch wenn wir häufig Meinungsverschiedenheiten hatten, waren wir total verliebt ineinander. Jeden Tag verbrachten wir damit, mit seinem Keyboard und meiner E-Gitarre neue Melodien zu erfinden, denen wir dann meine Stimme hinterlegten. Diese Songs führten wir dann an Wochenenden in Little Miss Music auf. Der Club war schnell mein Ein und Alles geworden und ich liebte die Atmosphäre hier.

„Bist du so weit, Ly?" Karl war hinter mir aufgetaucht und hatte seine Arme um meine Schultern gelegt, sodass sein Kopf von hinten auf meiner Schulter lag. Ich schmiegte mich sanft an ihn und zog den gemischten Geruch seines Parfums und der Kulisse des Backstagebereiches ein.

Er roch nach Vanille und Meer, genau der Geruch, den ich mit Sommer verband. Der Backstagebereich roch nicht ganz so gut. Eher wie Schweiß, vermischt mit dem Geruch der Personen, die vernünftigerweise Deo aufgetragen hatten. Es war stickig, aber das war es hier immer und es gehörte irgendwie auch dazu.

„Ich bin so weit. Womit fangen wir an?", fragte ich Karl, der jetzt seine Hände an meine Taille gelegt hatte und nun langsam kleine Küsse auf meinem Hals verteilte. Gott, ich konnte ihm echt nicht widerstehen. Aber ich musste es.

Wir waren hinter der Bühne, um uns herum diverse andere Musiker*innen und in wenigen Minuten stand unser Auftritt an. Ich musste mich beruhigen und mich zurückhalten. Das war jedoch schwerer als gedacht, weil Karl mich regelrecht wahnsinnig machte.

Let you cry?", schlug Karl vor, der langsam merkte, was er mit seiner Aktion anstellte und sich langsam von mir löste. Seine kurzen braunen Locken fielen ihm leicht unter die Augen und das schwarze Tanktop spannte sich eng über seinen Oberkörper. Er sah gut aus. Besonders dieses Strahlen seiner Augen im Neonlicht sah unglaublich heiß aus. Ich würde ihn am liebsten sofort wieder küssen.

Let you cry ist super." Let you cry war einer meiner ersten Songs, die ich zusammen mit Karl geschrieben hatte. Damals waren wir nur Freund*innen gewesen und ich hatte den Song über meinen Exfreund geschrieben, mit dem ich nach einer langen toxischen Beziehung abgebrochen hatte. Ich mochte die Zeilen und fand das Lied alles in allem relativ gelungen, würde ihn jedoch nicht als gut bezeichnen. Aber das tat ich nie.

Es waren eben meine Songs. Meine Melodien und meine Lyrics. Auch wenn Karl oft Songs mit mir zusammenschrieb, war er meistens für die technischen Details bei der Aufnahme zuständig. Meistens kam ich mit einer Melodie, einer Liedzeile oder sogar einem ganzen Song an und er half mir dann nur noch beim Verbessern.

Texte schreiben ist nicht so mein Ding, sagte er immer, wenn er mit anderen Leuten über unsere Auftritte hier sprach. Das macht meine unglaublich talentierte Freundin. Und er glaubte gar nicht, wie sehr sich diese unglaublich talentierte Freundin darüber freute, dass er sowas über sie sagte.

Ich hörte, wie auf der Bühne die ersten Musiker*innen performten. Wir waren direkt danach als zweiter Act dran. Auch wenn das Aufführen meiner Songs schon seit einiger Zeit zu meinem Leben dazugehörte, fühlte es sich noch immer surreal an, dass draußen Leute standen, die darauf warteten, unsere Musik zu hören. Und das machte mir noch immer Lampenfieber. Erst wenn ich auf der Bühne stand, war es wie weggeblasen.

Mit einem tiefen Basston schloss die Band ihren ersten Song ab und verabschiedete sich unter lautem Applaus und Grölen von der Bühne.

„Wir schaffen das, Ly." Karl reichte mir die E-Gitarre mit den vielen Stickern, die seit einiger Zeit mein treuer Begleiter geworden war, und verknotete dann seine Finger mit meinen.

Karl schwung den Vorhang auf und wir betraten Händchenhaltend die Bühne. Das Publikum begann zu grolen und wieder einmal wurde mir klar, wieso ich das alles tat. Für diesen Moment.

Man konnte mich eine Rampensau nennen, aber ich liebte es einfach, auf der Bühne zu stehen. Das Gefühl, wenn alle Lichter auf mich gerichtet waren, der Nebel mir die Sicht auf das Publikum vorenthielt und ich erst am Ende mit einem lauten Applaus merkte, dass das Publikum meine Songs mochte. Ich liebte es, einfach nur dort zu stehen mit meiner Gitarre in der Hand, sanft die Saiten zu berührten oder auch fest draufzuschlagen. Ich liebte es, meine Texte wie ein Gedicht vorzutragen, nur dass die Melodie dazu kam, die das ganze lebendiger machte, realer.

Durch einen guten Text kombiniert mit der passenden Melodie, fühlte es sich an, als wäre man in einem Moment, wie in Zeitlupe. Selbst, wenn man die Situation, über die im Song gesungen wurde, nicht kannte, fühlte es sich an, als wäre man darin gelandet. Musik hatte diese Magie, die mich so unglaublich faszinierte. Und diese Magie wollte ich anderen weitergeben. Ich wollte, dass andere sie auch spürten und mich bewunderten für das, was ich schrieb und auf der Bühne performte.

„I look around.", setzte ich mit den ersten Tönen an, nachdem ich das leise Vorspiel vollendet hatte. „All I see is you, but you just can't see me."

„I walk around.", kam jetzt Karls Stimme dazu. Seine tiefe Stimme war wie der Unterton der Traurigkeit, den dieser Song brauchte, um seine Wirkung zu entfalten. Sie passte perfekt und machte den Song zu dem, was er war: Eine Geschichte über die Liebe und das Loslassen und Abschiednehmen. Ich fühlte den Text noch immer so sehr.

„Yesterday we met, but now you just don't see me", führte ich fort.

„Seems like you don't care about anything I say. Seems like you hate me, alltough you said you'd love me" Ich schlug fest in die Saiten meiner Gitarre und wechselte die Akkorde im Rekordtempo, als der Song auf den Refrain zuging.

„If I'm sad... You just don't care. If I'm happy... You make me feel sad again. No matter how I feel you always bring me down again. Even if I cry, you'd just let me cry. Let me cry"

Wieder begann ich in die Saiten zu schlagen, während der Nebel sich etwas aus der Umgebung löste und ich zum ersten Mal meinen Blick auf das Publikum richten konnte. Es waren einige bekannte Gesichter zu sehen, aber auch manche, die ich noch nie gesehen hatte. Mein Blick blieb an dem Gesicht einer jungen Frau hängen.

Sie wirkte anders als die anderen. Während alle anderen ausflippen und mitsprangen und jolten, stand sie einfach nur dort und sah mich an. Aber wie sie mich ansah. In ihrem Blick spiegelte sich Bewunderung wider, während es gleichzeitig schien, als hätte sie sowas noch nie erlebt. Sie stach aus der Menge heraus. Und genau das machte sie irgendwie so interessant. Ich wusste selbst nicht, wieso. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 20 ⏰

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As high as the sky (girlxgirl, Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt