Schülerzeremonie und ein unerwünschter Mentor

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⋆✯𝐒𝐜𝐡𝐚𝐭𝐭𝐞𝐧𝐩𝐟𝐨𝐭𝐞✯⋆

Noch bevor Schattenjunges die müden Augen richtig geöffnet hatte, spürte sie, was für ein besonderer Tag war. Fröhlich sprang die kleine schwarze Kätzin von ihrem Nest auf und sah sich im sonnengesprenkelten Bau um. Nicht weit von ihr schlief ihre Mutter Zedernholz als zusammengerollte Kugel aus  wunderschönem, dunkelbraunem Fell, hinter ihr blitze die Morgensonne im Eingang des Jungenbaus auf.

"Zedernholz, wach auf! Heute ist meine Zeremoniiiieeee!" sang Schattenjunges und sprang auf ihrer Mutter herum, bis diese müde blinzelte und sie von sich herunterschob. Dann schleckte sie ihr über den Kopf. Schattenjunges genoss es, geputzt zu werden, während sie unaufhörlich plapperte. 

"Endlich werde ich auch Schülerin, das ist so toll, und Rußstern kann gar nichts dagegen sagen,  dass du meine Mentorin wirst, oder Eulenschrei, und Qualmklaue kann mir jetzt ja gar keine Geschichten mehr erzählen, oder?  Und dann kann ich auch mit Schleierpfote kämpfen und sie in eine matschige Pfütze schubsen!"

"Du schubst deine Schwester nirgendwohin, Kleine." schnurrte Eulenschrei amüsiert, der in den Bau getreten war. "Und ich glaube nicht, dass ich dein Mentor werden darf. Vielleicht ja Robbenfang, Hageltatze, Fuchsfang, Nebelrabe, Libellenflug, Amethystauge oder Morgenwind." 

"Robbenfang mag ich nicht, Hageltatze ist schon Mentorin von Dachspfote, Nebelrabe ist gemein, Libellenflug hat schon Schleierpfote und Amethystauge und Morgenwind sind langweilig!" schoss Schattenjunges zurück. "Ihr seid doch gute Mentoren."

"Und mein Bruder? Fuchsfang?" wollte Eulenschrei wissen. Schattenjunges verstummte peinlich berührt, sie schwärmte schon länger für den gutaussehenden, jungen Krieger.

Zum Glück erlöste Zedernholz sie von ihrer Antwort, indem sie sie aufforderte, Schleierpfote suchen zu gehen. Erleichtert huschte die Kätzin aus dem Bau und machte sich auf die Suche nach ihrer Schwester. Das taunasse, frischgrüne Gras kitzelte an ihren Pfoten, sodass sie übermütige Sprünge machte.

Vor dem Schülerbau traf sie Dachspfote. Der ältere Schüler starrte sie hochmütig aus seinen kleinen grünen Augen an und grinste hämisch. "Na, wird Zeit, dass du auch Schülerin wirst, oder, Kleine? Bisschen einsam im Jungenbau, nicht? Daran merkt man ja, dass du wohl ein wenig zu dumm warst, um Schülerin zu werden."

Schattenjunges fauchte ihn verletzt an und wollte vorbei, doch Dachspfote versperrte ihm den Weg. "Wohin denn so eilig? Das ist der Schülerbau, den darfst du noch nicht betreten."

"Darf ich wohl! Und jetzt lass mich durch, ich muss zu Schleierpfote!" fauchte Schattenjunges. Als Dachspfote den Namen ihrer Schwester hörte, musterte er sie aufmerksam. "Wenn du ganz lieb fragst, hole ich sie."

"Niemals!" fauchte Schattenjunges.

"Lass sie durch." befahl eine sanfte Stimme und Dachspfote gab überrascht den Weg frei, als Schleierpfote hinter ihm auftauchte. Die bildschöne Kätzin war das Abbild ihres Vaters und ihre grüngrauen Augen blitzten amüsiert. Obwohl sie und Schattenjunges aus dem selben Wurf stammten, war sie größer und durch ihr Können ein wenig eher zur Schülerin ernannt worden.

"Ignoriere ihn einfach." schnurrte sie und schob Schattenjunges von Dachspfote weg. "Du sollst mich holen, oder?"

"Ja, das wollte Zedernholz." Eingeschüchtert lief Schattenjunges neben ihrer braunpelzigen Schwester her. Dachspfotes Worte hatten sie verletzt und ihre gute Laune war wie weggeweht. Schleierpfote merkte das.

"Sei froh, Kleine, dass du heute deine Zeremonie hast. Es ist der Tag des Raben, ein besonderer Tag, und nur wenige hatten die Ehre, mit ihm verbunden zu sein." versuchte sie, die kleine Kätzin aufzumuntern.

"Aha." machte diese jedoch nur und schob sich hinter Schleierpfote in den Bau. Während Schleierpfote, Zedernholz und Eulenschrei sich unterhielten, suchte sie sich einen sonnigen Platz und beobachtete Fuchsfang. Der rotbraune Kater putzte sich die schwarzen Pfoten. Einmal bltzten seine grünen Augen auf, als er zu ihr hinübersah. Oder bildete Schattenjunges sich das nur ein?

"Alle Katzen, die in der Lage sind, sich im Schutz der Dunkelheit an ihre Beute anzupirschen und sie zu fangen, versammeln sich bitte am Hochfelsen!" ertönte es vom Lagerinneren.

Schattenjunges sprang auf und folgte Fuchsfang unter sicherem Abstand zum Hochfelsen, bereute es jedoch, als sie unter den anderen NachtClankatzen ihre Eltern nicht entdecken konnte.  Suchend schaute sie sich um, bis sie die braunen Pelze ihrer kleinen Familie entdecte und sich entspannte, als die drei auf sie zukamen.

Schleierpfote setzte sich neben sie. "Na, was wünschst du dir für einen Mentor? Den unerfahrenen Robbenfang, den immer gelangweilten Amethystauge oder die langweilige Morgenwind? Oder Nebelrabe, der nur das nötigste spricht?"

Ganz schön gemein, dachte Schattenjunges. "Und was ist mit Fuchssprung, Eulenschrei und Zedernholz? Oder Jaguarzahn und Rußstern?" wollte sie wissen.

"Rußstern bildet nicht aus und Jaguarzahn als zweiter Anführer wahrscheinlich auch nicht, wenn noch genug andere Krieger da sind." vermutete ihre Schwester. "Und unsere Eltern dürfen nicht unsere Mentoren werden."

"Und Fuchssprung?" fragte Schattenjunges nach. "Kann er mein Mentor werden?"

"So oft, wie du fragst, könnte man ja meinen, du bist in ihn verliebt." neckte Schleierpfote und musterte sie skeptisch.

Schattenjunges wurde heiß, aber zum Glück erhob nun Rußstern seine Stimme, nachdem endlich alle versammelt waren.

"Wir haben uns heute hier versammelt, um das letzte Junge des vergangenen Wurfes zur Schülerin zu ernennen." verkündete er. "Schattenjunges, tritt vor."

Schleierpfote stupste ihre Schwester an. Unsicher tappte Schattenjunges nach vorn, bis alle Augen, egal ob bernsteinfarben, sturmgrau, himmelblau oder grasgrün, auf sie gerichtet waren. Feierlich sah Rußstern auf sie herab.

"Schattenjunges, du bist nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit deiner Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Schattenpfote heißen. Ich bitte den SternenClan, über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihren Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet."

Schattenpfote lief ein Schauer über das Fell. Zitternd hob sie den Kopf und sah zu den anderen. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben und es wurde merklich kühler und dunkler.

"Nebelrabe, du bist nun bereit einen Schüler auszubilden. Du wurdest von Qualmklaue hervorragend ausgebildet und du hast bewiesen, dass du stark und mutig bist. Du wirst der Mentor von Schattenpfote sein und ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an sie weitergeben wirst."

Rußsterns Bruder sah überaupt nicht begeistert aus, als er nach vorn trat und mit seiner Nase kurz die von Schattenpfote berührte. Der junge, schweigsame Kater mit dem braungrauem Fell und den schwarzen Flecken musterte sie skeptisch aus seinen ungewöhnlichen, grünblauen Augen, die an einen tiefe Teiche erinnerten. Schnell wich Schattenpfote seinem Blick aus und musterte den Boden, als wäre er irgendwas interessantes, während sie sich sehr verloren fühlte.

Zum Glück war die Zeremonie nun beendet. "Schattenpfote! Schattenpfote!" riefen die Clanmitglieder, während die Versammlung sich auflöste. Dann teilte Jaguarzahn die Patroullien ein.

"Nebelrabe, Libellenflügel und Hageltatze, ihr kontrolliert mit euren Schülern die Grenzen." verkündete er. "Libellenflug!" korrektierte Libellenflug entrüstet. 

Während Nebelrabe genervt seufzte und zu den anderen trat, ohne auf Schattenpfote zu warten, lachte Jaguarzahn über seinen mürrischen Bruder. "Gut, dass du eine Schülerin bekommen hast." sagte er. "Vielelicht benimmst du dich dann endlich mal nicht mehr wie ein mürrischer Dachs." Immer noch amüsiert begab er sich zu Eulenschrei und Zedernholz, die auf Jagd gehen sollten.

"Kommt ihr?" wollte Hageltatze wissen und sie folgten ihr. Dachspfote ließ keine Gelegenheit aus, um Schattenpfote mit höhnischen Blicken anzufunkeln, während Libellenflug und Schleierpfote sich leise unterhielten. Nebelrabe bildete das Schlusslicht der Patroullie. Schweigend trottete Schattenpfote vor ihrem Mentor her und wünschte sich zurück in die Kinderstube, während sie versuchte, Dachspfote zu ignorieren.

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⏰ Last updated: Mar 23, 2024 ⏰

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