9. Kapitel

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     Der Dienstagmorgen aber begann mit den ersten Komplikationen. Meine Mutter war am Frühstückstisch und warf mir seit gestern Abend giftige Blicke zu. Wie sie das von Adam mal wieder wusste? Ganz einfach.
     Ein paar der anderen Leute an der Schule hatten mich bei ihren Eltern verpetzt und diese bei meiner Mutter. Vermutlich hatte sie denen schon alles erzählt. Über meine ach so tolle Zukunft, die nicht so toll war, wie immer alle taten.
     Denn mit solchen Leuten? Mit Adam? Mit Adam war meine Zukunft alles andere als toll und würde es auch so schnell nicht sein. Egal was andere sagten. Ich war mir sicher, dass Adam das auch nicht wollte. Nur irgendwie hielt er daran fest. Welchen Grund das auch immer hatte. Das musste ich noch herausfinden. Irgendeinen guten Grund musste er ja haben. Denn das alles machte keinen Sinn.
     Und würde auch keinen Sinn machen. Niemals.
      Deswegen versuchte ich mich daran zu erinnern, was bis jetzt alles passiert war. Meine Mutter allerdings störte mich bei meinen Gedanken.

     »Heute wirst du mit Adam fahren. Nick und Stacy wissen schon Bescheid.«

     Ich starrte meine Mutter an, die wirklich glaubte, dass das etwas ändern konnte. Newsflash: Konnte es nicht. Es konnte nichts ändern. Und würde auch nichts ändern können.
     Denn die Fahrt würde mir nur eins wiederspiegeln. Das Adam und ich keine Zukunft hatten und nie haben würden. Wir würden keine Zukunft haben. Egal wie oft er sich das einredete. Wir würden einfach keine haben. Daran führte kein Weg vorbei. Und ich wollte, dass er das verstand. Er musste das verstehen. Er musste es einfach.

     »Na gut. Wenn du meinst.«

     Sie nickte. »Ja, meine ich. Du musst schon dafür einstehen und kämpfen, Brooke. Denn Adam braucht dich nicht. Er kann auch einfach weitergehen. Das ist dir klar oder? Er kann einfach eine andere haben.«

     Ihr Ernst? Als wäre mir das nicht bewusst. Aber darum genau ging es ja gerade. Es machte keinen Sinn, dass Adam so an mir festhielt, wenn er offensichtlich jemand anderen haben konnte. Denn der Deal zwischen unseren Eltern brachte ihm nichts. Und ich glaubte ihm nicht, dass er mich jetzt besonders mochte. Da war etwas anderes. Aber darum allein ging es mir gar nicht.

     »Ich brauche ihn auch nicht. Ich könnte mir auch einen anderen Mann suchen. Und für meine Zukunft brauche ich Adam auch nicht.«

     Mum blinzelte und starrte mich an, als hätte ich sie geschlagen. Vielleicht hatte ich das ja auch. Wer wusste das schon? Ich wusste nur, dass ich langsam genug von ihrer Art hatte. Von dem, was sie tat, von dem was sie verlangte. Ich hatte genug davon.

     »Wie redest du denn über Adam?«

     Ich zuckte mit den Schultern.

     »Ich habe nichts Schlimmes über ihn gesagt. Nur etwas über die Umstände.«

     Meine Mutter schüttelte missbilligend den Kopf. Ja, so war sie. Immer missbilligend, sobald ihr etwas gegen den Strich ging. Und das hasste ich an ihr. Ich hasste es so sehr. Hasste es, wie sie mit anderen umging, sobald diese eine andere Meinung hatten. Das ging mir einfach gegen den Strich. Und das wusste sie. Aber es war ihr einfach egal. Und würde ihr auch egal sein. Denn sie war meine Mutter. Und das bemächtigte sie all das zu tun was sie wollte. Alles. Keine Ahnung, wie sie immer darauf kam, aber das dachte sie. Und würde es wohl immer denken.

      »Deine Art wird dich die Zukunft kosten, wenn du nicht bald anfängst pragmatisch anstatt idealistisch zu denken.«

      Ich runzelte die Stirn. Meine Zukunft kosten? In welcher Welt lebte sie eigentlich? Ach ja. In ihrer eigenen. Sie lebte nicht in der Realität. Und würde es wohl auch nie. Denn sie lebte lieber in ihrer eigenen Welt, in der ja alles so viel besser war.
     Na ja. In ihrer Welt war für sie selbst alles besser. Für uns andere? Für uns war dort eher alles schlecht. Sogar sehr schlecht. Es gab kein Entkommen. Wenn alle so leben würden wie sie... Gott, das wollte ich mir einfach nicht vorstellen. Es war schrecklich. Mehr als das sogar. Eine Welt, wo alle so leben würden wie sie... nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Und wollte es mir auch nicht vorstellen. Nein. Auf keinen Fall. Ich wollte es mir nicht vorstellen müssen. Das war die reinste Tortur. Und würde es auch immer bleiben.
     Deswegen schüttelte ich diese Gedanken ab. Hatte keine Zeit dafür. Und wollte auch keine Zeit dafür haben.

Him Or BetterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt