Fünf

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Bokuto sah sich begeistert um. Seit vielen Jahren wart ihr nun befreundet und noch nie durfte er dieses Zimmer betreten, doch er verstand nicht ganz wieso.

„Hast du die alle selbst gemacht?", seine Seelenspiegel strahlten pure Begeisterung aus und sofort tauchten sich deine Wangen in ein zartes Rosa.

„J-Ja, ich weiß sie sind noch nicht so gut.. aber ich versuch besser zu werden", etwas demotiviert ließt du den Kopf hängen, woraufhin Bokuto nur die Stirn runzelte.

„Nicht so gut? Spinnst du eigentlich Sumi? Die Kleider sind der Wahnsinn. Die sehen total süß aus, zieh das mal an!", meinte er und nahm sich eines der vielen Kleidchen von der Kleiderstange.

Ohne auf eine Antwort deinerseits zu warten, drückte er dir ein selbst entworfenes Kleid entgegen und schob dich aus dem Zimmer, damit du dich umziehen konntest.

Als es ihm dann doch zu lange ging, stürmte er in dein Schlafzimmer, doch gefror in seiner Bewegung.

„Kannst du mir helfen?", beschämt, wagst du es nicht einmal in seine Richtung zu blicken. Du hattest das bodenlange Satinkleid zwar entworfen.. doch niemals dachtest du, dass du es tragen wirst und dann auch noch vor jemand anderem. Der überaus angenehme Stoff schmiegte sich provokant an deine Hüften, trägerlos brachte es dein Schlüsselbein wunderbar zur Geltung und der Rückenausschnitt gab dem Gesamtbild die restliche Würze. Du hattest einen kleinen Haken befestigt, damit man es knapp über dem Steißbein schließen konnte, doch du schaffst es einfach nicht, ihn selbst einzuhaken.

„Kō?..", nachdem immer noch keine Antwort kam, du dir aber sicher warst die Türe gehört zu haben, drehst du dich um. Kurz räusperte er sich, doch versuchte den direkten Blickkontakt zu meiden.

„K-Klar..", murmelte er und stellte sich hinter dich.

Schwer schluckend betrachtete er deinen Rücken, an dem er am liebsten mit den Fingern entlang fahren würde. Deine Hüften wirkten so verboten und sobald er den Saum des Kleides berührte, fingen seine Finger an zu zittern.

Verdammt..

In was hatte er sich da nur hineingeritten.. doch er konnte ja nicht wissen, dass das Kleid so verdammt gut an dir aussehen würde.. und vor allem, dass du auch noch Hilfe bräuchtest. Es war wie in einem Liebesfilm, doch er konnte nicht ansatzweise so cool reagieren, wie es ein Protagonist tun würde. Nach Mühe und Not, schaffte er es den Verschluss einzuhaken und atmete erleichtert aus. Derweil stelltest du dich vor den Spiegel und sahst dich unsicher an.

Selbstkritisch beäugst du dein Ebenbild und runzelst leicht die Stirn.

„Vielleicht.. sieht es ja an jemand anderem besser aus?!", nachdenklich drehst du dich etwas von Seite zu Seite, um einen besseren Blick zu bekommen. Eigentlich gefiel dir das Kleid unheimlich gut.. solange es an der Stange hing. Doch angezogen warst du dir seltsamerweise nicht mehr ganz so sicher. Du dachtest dass es an deinen Proportionen lag. Du hattest zwar eine gute Figur, mit der du eigentlich ziemlich zufrieden warst.. doch die nötige Größe für solch ein Kleid, besaßt du leider nicht und besonders begabt in hohen Schuhen, stellst du dich auch nicht an.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?", durch den Spiegel konntest du Bokuto's ernsten Gesichtsausdruck erkennen, der dich noch mehr verunsicherte als deine Selbstzweifel.

Doch weitere Gedankengänge konntest du nicht daran verschwenden, denn er trat von hinten so nah an dich heran, dass dir sofort der Atem stockte.

Du konntest seine sich hebende Brust an deinem Rücken spüren und sein erschreckend schnell schlagendes Herz. Doch du warst dir nicht ganz sicher, ob es sich nicht doch um dein eigenes handelte, welches dir den Puls bis in die Ohren jagte.

Vorsichtig strich er dir dein feines Haar zur Seite und befreite dein Dekolleté davon. Während er das machte streifte sein Atem deine Gehörgänge und ließ seine eigene Atmung ganz flach werden.

„Du siehst wunderschön aus", hauchte er gegen deinen Hals und war sich wohl nicht im Klaren, welche Auswirkung sein Handeln auf deinen Körper hatte. Eine auffällige Gänsehaut zierte deinen gesamten Körper und stellte deine feinen Nackenhaare auf. Wie in so häufigen Momenten, wünschst du dir, dass ihr beide mehr wärt als nur beste Freunde.. diese seltsamen Empfindungen und Wünsche kursierten bereits seit Anbeginn der Oberstufe in deinem Kopf.

Doch wieder einmal bewies dir dein Nebenmann, dass dieses Gefühl wohl einseitig sein musste.

„Zieh dich um, du frierst ja total!", dabei rieb er dir beidseitig über die Oberarme, damit sich deine Gänsehaut langsam zurückbildete. Dass er jedoch der Grund dafür war, schien dem Grauhaarigen wohl nicht bewusst zu sein.

Seufzend machst du einen Schritt zur Seite.

Umgezogen und mit vollen Mägen, saßt ihr auf deinen Bett und wolltet euch einen Film ansehen, bevor Bokuto nach Hause müsste.

Doch bevor ihr euch einig wurdet, sprach er schnell seine Gedanken aus.

„Wieso hast du mir nie erzählt, dass du so gut Nähen kannst", er wirkte etwas gekränkt.

„Ist doch keine große Sache", winkst du leicht ab und scrollst weiter durch die Filmauswahl. Jedoch hattest du diese Rechnung ohne Bokuto gemacht, der dir die Fernbedienung ohne Probleme aus der Hand entnehmen konnte.

„Und ob! Ich dachte ich weiß alles über dich und dann sagst du mir sowas Wichtiges nicht, es macht dir doch Spaß oder nicht? Wieso bist du nicht in so einem Club?", bombadierte er dich bereits mit weiteren Fragen. Seufzend schmisst du dich in dein Kissen. Es gab definitiv noch eine andere Sache, die er nicht über dich wusste. Diese würdest du ihm aber auch niemals erzählen.

„Auf der Fukurōdani gibt es keinen Hauswirtschaftsclub", meinst du und man konnte dir ansehen wie sehr es dich bedrückte. Er hatte recht. Es machte dir Spaß. Doch viel Zeit blieb dir für dein verborgenes Hobby nicht. Denn dein Abschluss in der Universitätsvorbereitenden Klasse, das viele Lernen, der Club und nun auch noch das Amt als Schülersprecherin, verausgabten dich aufs Vollste.

„Wieso stellst du keinen Antrag?"

„Um das einzige Mitglied zu sein, nein danke! Man braucht mindestens sechs Interessenten um einen Club gründen zu können und die gab es bisher nicht. Es ist wirklich keine große Sache Kō, wir sind sowieso in unserem letzten Jahr", meinst du gleichgültig. Doch dein Nebenmann wusste, dass das nicht ganz wahr ist.

„Wieso hast dus nicht früher gesagt, ich hätte dir doch helfen können Anwärter zu finden", ja das stimmt wohl. Doch die wären nur beigetreten, um beim Volleyballclub gut anzukommen, weshalb du davon fernbliebst.

„Können wir jetzt endlich einen Film schauen..", frustriert hieltst du dein Gesicht zu. Du wolltest nicht weiter über dieses Thema reden. Bokuto der deine Hände vom Gesicht nahm und sie neben deinen Kopf pinnte, kam dir erschreckend nahe.

„Nur wenn du versprichst, es nicht mehr kleinzureden und weiterzumachen!", erneut streifte sein Atem deine Sinne und seine vollen Lippen waren deinen so unfassbar nah. Eure Nasenspitzen berührten sich bereits, sodass du Angst hattest bei jeglicher Bewegung könntet ihr euch noch näher kommen. Bokuto hingegen zog es nicht einmal in Betracht, von dir abzulassen, bis er eine befriedigende Antwort bekam. Zudem ihm diese Position nicht einmal ansatzweise störte. Ganz im Gegenteil.

„Versprich es!", hauchte er und du bildetest dir ein, seine Lippen hauchzart an deinen gespürt zu haben. Deine Augen weiteten sich und dein Herz pochte unaufhaltsam schnell.

Während du zustimmend nickst, entfernte sich Bokuto von dir. Meinte du sollst schon mal einen Film aussuchen, er müsse kurz ins Badezimmer.

Sich am Waschbeckenrand stützend, sah er seinem Spiegelbild in die Augen, während er mit den Fingern über seine Lippen fuhr. Ein leichtes Lächeln zuckte an seinen Mundwinkeln.


Es war keine Einbildung.

More than this - Bokuto & OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt