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Die Wochen verstrichen und damit näherte sich der Gauntlet. Wenn man es genau nimmt, ist es ein Mord Versuch. Wie eigentlich alles andere im Quadranten. Wir hatten gerade Flugstunde und ich saß auf dem Rücken meines Drachens. Der Regen fiel in Flutwellen auf uns hinab und es fiel mir schwer mich auf Rey zu halten. Seine Schuppen waren nass und rutschig, genauso wie mein Reitleder.

Die Stunde war beendet und ich lief mit meinen Freunden hinunter zum Quadranten. Vorbei am Gauntlet, wo morgen die ersten Rookies ihr Leben lassen. Auch meine liebe Cousine wird ihr Leben riskieren müssen und ich weiß noch immer nicht ob ich so traurig darüber wäre. Unsere Beziehung hatte sich die letzten Wochen und Monate zwar verbessert, doch was ihre Mutter getan hatte konnte man nicht verzeihen. Auch Riorson und ich verstanden uns besser denn je, aber ein wenig hassen werden wir uns wohl immer. Wo wir gerade von Xaden reden, dieser kam gerade auf mich zu. „Wie siehst du denn aus?" fragte er belustigt. Ich schaute ihn kurz irritiert an, blickte an mir runter und verstand, wo von er redete. Meine Kleidung war komplett durchnässt und auch meine Haare hatten schon bessere Zeiten erlebt. Ich schnaubte empört und blickte ihn ernst an: „Hast du mal in den Spiegel geschaut? Siehst auch nicht gerade besser aus!" Ich rempelte ihn an der Schulter an und setzte mit meinen Freunden meinen Weg nach unten ins Warme fort. Unten angekommen gingen wir jeder in unsere Zimmer um zu duschen und etwas trockenes anzuziehen. Im Zimmer angekommen glitt mein Blick kurz zur Schachtel, mit den Briefen meiner Mutter in ihr. Doch bevor ich ich sie öffnen konnte, schüttelte ich den Kopf und lief Richtung Bad. Fertig geduscht und angezogen, trat ich auf den Flur hinaus und lief zu Jade's Zimmer. Ich Klopfte an die Tür, doch sie bat mich nicht herein, also klopfte ich noch einmal, diesmal etwas lauter und tatsächlich ein leises herein war zu hören. Ich öffnete die Tür und was ich sah, ließ mich erstarren. Meine Beste Freundin, das stärkste Mädchen, dass ich kenne saß auf dem Fußboden, an ihr Bett gelehnt und Schluchzte leise. Es kam selten vor, dass ich sie weinen sah, also setzte ich mich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schulter. Wir saßen bestimmt 10 Minuten so da, ohne das einer von uns etwas sagte. Jade war die erste die den Mund aufmachte. „Heute Morgen. Ich hab nen Brief bekommen. Sie ..... meine Mutter, sie hat mir geschrieben was, was passiert ist." ihre Stimme brach und ich verstand nicht recht. Was war passiert? „Hey, hey was ist passiert?" fragte ich sie vorsichtig und sie hob den Kopf. „Mein Bruder, mein Bruder! Er wurde verletzt und ..." sie brach erneut ab, doch sie brauchte nicht weiter zu reden. Ich verstand, was sie versucht hat zu sagen. Ihr Bruder wird nicht zurück kommen. Nie mehr. Er ist Tod! Für immer. Ich nahm sie in den Arm. Ich kannte ihren Bruder. Nick McCa war ein netter junger Mann gewesen. Wir hatten ihn in unserem ersten Jahr an seinem Außenposten besucht. ( Ich sag ja, echte Regelbrecher ) Er war zu dem Zeitpunkt in Resson stationiert und 5 Jahre älter als wir. Er war wirklich sehr nett und witzig. Zudem war er das erste Familien Mitglied, welches ich von meiner besten Freundin kennengelernt habe. Sein Tod traf auch mich wie ein Schock. So saßen wir da, umarmten uns und weinten. Ein Familien Mitglied zu verlieren ist nicht leicht. Das ist es nie. „Weißt du noch?" fragte Jade „damals in Resson? Wir waren so aufgeregt, wie es wohl sein mag." „Ja ... ja ich weiß noch, dass ich scheiße Angst hatte, etwas zu versauen!" ein Anflug eines Lächelns machte sich auf Jade's Gesicht bemerkbar und auch ich musste anfangen zu lachen, als ich an mein erstes Jahr zurück dachte. „ Wir waren solche Angsthasen!" Jade lachte auf. Doch sie hatte recht. Am Anfang meines ersten Jahres war ich schwach. Ich hatte Angst bei jedem Schritt den ich machte zu fallen. Doch da war immer jemand der mich aufgefangen hat. Am Anfang meine Mutter, dann irgendwann Jade, dann meine anderen Freunde, und irgendwann Rey. Nick hatte keinen, der ihn aufgefangen hat und irgendwann, wird auch für mich keiner mehr da sein. Nick war ein guter Junge und so wird seine Familie ihm in Erinnerung behalten! So werden seine Freunde ihn in Erinnerung behalten und so werde auch ich ihn in Erinnerung behalten.

Nach einer Weile löste sich Jade von mir und ich half ihr auf. Sie ging ins Bad um sich zu duschen und als sie fertig war, sah sie schon besser aus. Sie wird eine Weile trauern werden, doch das ist normal. Jeder Mensch trauter. Jeder auf seine eigene Art, aber jeder trauert. Ich zum Beispiel trauere, in dem ich auf Rey's Rücken sitze und wir durch die Luft fliegen. Wenn ich da oben bin, fühle ich mich frei und einfach leer. Aber nicht auf die schlechte Art, nein ganz im Gegenteil. Es ist eine befreiende Leere. Nichts in meinem Kopf über das es sich zu grübeln lohnt. Einfach nur der Wind der mir in Gesicht peitscht und die Stille. Die Stille mag ich da oben wohl am meisten. Niemand, der einem sagt, was man zu tun hat. Niemand der einem sagt, man mache alles falsch. Nur die Natur, der Wind und sonst nichts. Es ist schon eine Weile her, seitdem ich einfach nur so mir Rey durch die Lüfte geflogen bin. Ich schätze es liegt an den ganzen Aufgaben, die ich als stellvertretende Geschwaderführerin habe. Ich war einfach viel beschäftigt. Und auch die Tatsache, dass Sorrengail im Reiterquadranten ist und das ich vielleicht nicht mehr nur Hass für Riorson empfinde, haben mich doch etwas abgelenkt. Hey Rey? Was denkst du, wollen wir nachher ein bisschen fliegen? Fragte ich meinen Drachen und er stimmte zu. „Hey Azura? Kann das ..." Jade machte mit ihren Händen wilde Bewegungen um zu verdeutlichen, was genau sie meinte „unter uns bleiben?" Jade blickte mich gequält an und ich nickte sofort. „Natürlich" und mit diesen Worten öffnete ich die Tür und wir traten nach draußen auf den leeren Flur.

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1022 Wörter

Kapitel 9 ☑️
Sorry das ihr solange nichts von mir gehört habt, aber ich hoffe das neue Kapitel hat euch trotzdem gefallen! 😌

Fourth Wing Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt