𝟏𝟎.𝟐 | 𝐆𝐞𝐡𝐞𝐢𝐦𝐧𝐢𝐬 𝐮𝐦 𝐆𝐞𝐡𝐞𝐢𝐦𝐧𝐢𝐬

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Das Erste, was Zarja an dem weitläufigen Speisesaal auffiel, waren nicht etwa die Anzahl an Bänken und Tischen, die strahlenden Lüster oder die verzierten Wände und Decken, sondern ein einziges Gesicht

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Das Erste, was Zarja an dem weitläufigen Speisesaal auffiel, waren nicht etwa die Anzahl an Bänken und Tischen, die strahlenden Lüster oder die verzierten Wände und Decken, sondern ein einziges Gesicht.

Finster, mit Augen wie zwei glühende Kohlen und einer roten Narbe, die sich quer darüber schlängelte. Es war das Gesicht eines Albtraums.

Doch Zarja wusste, dass es kein Albtraum war, denn der, der da zwischen den anderen Kadetten saß und lachte, war kein 13-jähriger Junge aus dem Lagerhaus. Seine Züge hatten an Kanten gewonnen, die der Düsternis darin jede lachhafte Kindlichkeit nahmen. Alle Schatten darin schienen heute tiefer: Die unter seinen Augen, die darin und jener, den der Ansatz eines Bartes zeichnete.

Dieser Grigorij war mehr als echt. Denn Schatten der Vergangenheit alterten nicht.
Er war wirklich im Güldenen Bär.

Der Blick des Kadetten hob sich – und blieb stechend an Zarja hängen. Sie fühlte sich am Boden festfrieren. Ihre Lungen füllten sich mit Eiswasser.

Ob die Hand, die ihre Schulter berührte, sie daraus ziehen oder tiefer hineindrücken wollte, wusste sie nicht. Sie selbst jedenfalls fühlte sich nicht fähig irgendetwas zu tun, während Grisha und seine zwei Kumpanen sich erhoben und auf sie zu kamen.

Wie er hier sein konnte und warum, vermochte sich die Krevnitsa nicht einmal zu fragen, da stand er bereits dicht vor ihr und ließ nur noch einen Gedanken zu: Ertrinken.

Das Schicksal hatte sich einen grausameren Weg einfallen lassen, um ihre Hoffnungen zu zerstören, als nur einen kleinen Boxer. Eines muss man den Rozhanitsy lassen, dieses böse Spiel beherrschen sie schrecklich gut.

„Gibt's ein Problem?", die Stimme, die aus dem vertrauten Mund sprach, war überraschend fremd. Tief. Rau. Erwachsen.

„Nein, kein Problem", antwortete Desja hastig. Zarja hatte beinahe vergessen, dass er direkt neben ihr stand. Die Hand auf ihrer Schulter war seine.

„Desja", setze er noch nach, Grisha eine Hand hinstreckend, die dieser gekonnt ignorierte.

„Dich hab' ich nicht gefragt, Desjatnik."

Desjatnik – zweifellos eine Anspielung auf Desjas Namen. In Jelisavetas Geschichten war der zehnte Sohn, immer zu besonderem Schicksal bestimmt gewesen. Er oder die zehnte Tochter waren es, die Kresniki oder Ved'maki oder große Krieger wurden, denn die Götter forderten sie als Tribut. Grisha wollte wohl kaum auf die schmeichelhafteren Varianten anspielen.

Neben ihr begann Desjas Puls zu rasen; der Herzschlag eines zornigen Kämpfers vor dem Angriff. Der Druck der Hand auf Zarjas Schulter verstärkte sich.

Mit loderndem Blick wandte Grisha sich ihr zu. „Ich habe mit deinem Freund hier gesprochen, der uns so unverschämt angestarrt hat."

Zarja öffnete die Lippen – und blieb stumm. Solange bis die Stille in ihren Ohren zu schmerzen begann.

Slaves of WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt