Kapitel 22

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„Geh auf die Lane und nimm den Turm!". In Adams Ton lag Wut. Wir spielten jetzt schon seit zwei Stunden SWA und meine Konzentration nahm mit jeder Minute ab. Verzweifelt klickte ich auf dem Bildschirm rum, ohne wirklich zu wissen, was ich dort tat. Und wie sollte es auch anders sein, wurde ich keine Sekunde später von den Gegnern getötet. 

Frustriert schaute ich auf den grauen Bildschirm. Adam atmete schwer aus und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Also in diesem Leben wirst du kein Profispieler mehr", gab er verächtlich von sich. Ich verdrehte die Augen. „Das muss ich ja auch nicht werden", gab ich frustriert zurück. 

Adams Miene entspannte sich dadurch. Auch er schien bemerkt zu haben, dass es bei mir lediglich darum ging, das Spiel besser verstehen zu wollen. Ich war inzwischen auch an einem Punkt angekommen, an dem ich die Basics verstand und an sich sollte das für meinen Job auch reichen. Aber um ehrlich zu sein, gefiel mir das Spiel. Ich hatte Spaß, wenn ich ab und zu nach Feierabend ein paar Runden SWA spielte. Und noch mehr Spaß hatte ich, wenn ich mit meinem Team gewann. Dieser kleine Endorphin-Schub war genau das, was ich dann brauchte. 

„Tut mir leid Kylie. Ich bin es gewohnt die anderen Teammitglieder ordentlich in die Mangel zu nehmen. Ich vergesse manchmal, dass das bei dir nicht im Vordergrund steht", entschuldigte sich Adam aufrichtig. Ich nickte und schenkte ihm ein Lächeln. „Schon in Ordnung. Du hast es bestimmt auch nicht leicht, wenn du mir hierbei zuschauen musst". Adam lachte auf nickte zustimmend. 

Es musste furchtbar für ihn sein, einem blutigen Anfänger wie mir bei jedem Fehler zuschauen zu müssen. Ich war froh, dass es ebenfalls mit Humor nahm. „Lass uns für heute aufhören", sagte Adam, während er auf seine Uhr schaute. Auch ich wagte einen Blick auf mein Handy, um mir einen Überblick über die Zeit zu verschaffen. Es war bereits 22 Uhr und meine Augen waren mehr als erschöpft durch den dauerhaften Blick auf den Bildschirm. 

„Wir sollten zurück ins Loft gehen", schlug ich vor, während ich mir gähnend die Hand vor den Mund hielt. Adam schien kurz zu überlegen, willigte dann aber ein und lief zur Treppe. Im Loft angekommen bemerkte ich, dass keiner der Jungs im Wohnzimmer war. Wahrscheinlich waren schon alle ins Bett gegangen. 

Ich verabschiedete mich schnell von Adam und ging ebenfalls in mein Zimmer. Bei Adams impulsiven Gedanken war es gut möglich, dass er mich gleich hier und im Quadrat küssen würde. Und auch wenn der Gedanke daran reizvoll war, wollte ich nicht das Glück herausfordern und von den anderen Jungs entdeckt werden. Behutsam ließ ich meine Tür ins Schloss fallen und machte mich bereit ins Bett zu gehen. 

Gerade als ich mich in mein Bett legen wollte, klopfte es. Ich schaute mich verwundet um. Das Klopfen kam nicht von meiner Zimmertür. Adam stand vor der Dachterassentür und bedeutet mir, sie zu öffnen. Naiv wie ich war, kam ich dieser Forderung nach und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, trat Adam in mein Zimmer ein und schloss die Tür wieder hinter sich. 

„Was machst du hier?", fragte ich mit gedrückter Stimme. Ich wollte nicht, dass jemand mitbekommt, dass Adam soeben in mein Zimmer marschiert ist. Schnell zog ich die Vorhänge vor Tür und Fenster und schaute Adam tadelnd an. Dieser schein allerdings lediglich belustig über meine paranoide Art zu sein und schüttelte lachend den Kopf. „Du dachtest doch wohl nicht, dass ich gehe, ohne gute Nacht zu sagen". 

Adam kam ein paar Schritte auf mich zu und legte seine Arme um meine Körpermitte. Ich war verloren in diesen Augenblicken. Alles an Adam wirkte anziehend auf mich. Sein Duft, seine Wärme, seine Aura. Einfach alles. Fasziniert von der Anziehung dieses Mannes, schaute ich ihm tief in die Augen. 

Der Gedanke daran, dass wir nun daten würden, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch kribbeln. „Was machst du nur mit mir Kylie?", fragte Adam nachdenklich, aber mit entspannter Miene. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Auch wenn ich meine Bedenken hatte, gegenüber Adams Aufrichtigkeit, so schien es, als ob er mir komplett verfallen wäre. Das gab mir die nötige Sicherheit, mich selbst auf eine derartige Beziehung einzulassen. 

Immer noch in Adams Armen stehend, stellte ich mich auf Zehenspitze, um seinem Gesicht näher zu kommen. Lächelnd drückte ich ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen. Adams Augen leuchteten und sein Grinsen wurde breiter. Er verstärkte seinen Griff und drückte mich Richtung meines Bettes. In seinen Armen war ich ihm hilflos ausgeliefert, sodass ich mit dem Rücken auf meinem weichen Bett landete. Adam war über mir gebeugt und stützte sich mit einer Hand auf dem Bett ab, während er seine andere Hand in meinen Haaren vergrub. 

Ich hatte das Gefühl, mein Körper würde in Flammen stehen. Adam wusste genau, was er tat und wie es auf mich wirkte. Ich war ihm verfallen und hatte keine Chance. Adam schien die zu bemerken und sein teuflisches Grinsen wandelte sich in pures Verlangen. Einen Moment lang verharrte er in dieser Position und beobachtete mich. Er nahm jeden Wimpernschlag von mir wahr, als ob er versuchte diesen Moment komplett in sich aufzusaugen. 

Die Spannung zwischen uns war greifbar, als wir uns in die Augen sahen. Jeder Atemzug schien die Luft um uns herum zu laden. Plötzlich beugte sich Adam vor und seine Lippen trafen die meinen in einem leidenschaftlichen Kuss. Ein Feuerwerk explodierte in meinem Inneren, und ich erwiderte seinen Kuss voller Verlangen. Unsere Lippen verschmolzen miteinander, und ich vergaß für einen Moment alles um mich herum. 

Seine Hand glitt sanft über meine Haut, und ich zuckte unter seiner Berührung zusammen. Jeder Nerv in meinem Körper schien auf ihn zu reagieren, und ich konnte kaum genug von ihm bekommen. Es war, als ob wir beide in diesem Moment alles andere vergessen hätten, außer uns selbst. 

Wahrscheinlich hätte ich stundenlang so weiter machen können, doch mein Verstand meldete sich zu Wort und bedeutete mir, dass es besser wäre, die Nacht allein zu verbringen. Fürs Erste zumindest. Vorsichtig löste ich mich aus dem Kuss und stemmte meine Hände gegen Adams Brust, um ihn sanft von mir zu drücken. 

Adams erster Blick war verwirrt, doch er schien meinen entschuldigenden Blick zu verstehen, als er verständnisvoll nickte und sein himmlisches lächeln wieder in seinem Gesicht erschien. Er erhob sich von mir und meinem Bett und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. 

Ich setzte mich inzwischen auf die Bettkannte, unsicher, was ich jetzt tun sollte. Ich hatte beschlossen, diese Momente mit Adam zu genießen, weil sie sich so unglaublich gut anfühlte.

Dabei wollte ich allerdings nicht vergessen, dass ich eine Frau mit Prinzipien war. Prinzipien die ich mehr als einmal missachtete, beispielsweise dann, wenn ich leidenschaftlich mit einem Kollegen rummachte. Denn das waren wir am Ende des Tages. Kollegen, die sich dateten und niemand sollte, das vorerst erfahren. Nicht, solange ich nicht wusste, in welche Richtung sich diese Beziehung entwickeln würde und ob es mich meinen Job kosten würde. Einen Job den ich liebte. 

Und genau dieser Gedanke machte es mir schwer, mich vollkommen auf Adam einzulassen. Er würde mir erst beweisen müssen, dass er meine Integrität und meinen Job wahren würde. Und genau das sollte ich ihm fairerweise auch mitteilen. 

„Adam, ich muss mit dir reden", fing ich in einem ernsten Ton an. Auch Adams Gesicht wandelte sich in ein ernstes um und er schaute aufmerksam in meine Richtung. „Ich genieße das hier. Wirklich", sicherte ich ihm zu. „Aber ich habe Angst, dass es mich meinen Job kosten wird", gestand ich. „Ich mag meinen Job hier sehr und ich habe nicht mehr viel Zeit, um mich zu beweisen. In vier Wochen wird die Entscheidung getroffen, ob ich bleiben kann". 

Adam legte seinen Kopf schief und blickte mich nachdenklich an. Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe rum. Es kostete mich Überwindung das zuzugeben. Ich war schon immer eine Einzelkämpferin und habe sorge darum getan, dass ich allein für meine Erfolge und Misserfolge zuständig war. Aber mit Adam in der Gleichung kam eine unvorhersehbare Variable dazu. 

„Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst", setzte Adam an. „Aber ich versichere dir, dass ich nicht zulassen werde, dass was immer das auch zwischen uns ist, ein Grund für eine Kündigung sein wird". Adam setzte sich nun neben mir auf die Bettkannte. Seine Hand fuhr zärtlich über meine und ich musterte jede seiner Bewegungen. 

„Versprich mir, dass du nicht meinen Job gefährdest", forderte ich leise auf. Mein Blick suchte seinen und schaute hoffungsvoll in seine Augen. Adam schloss für einen Moment seine Augen. Es schien, als würde er etwas abwägen, bevor er sie wieder öffnete und mir entschlossen entgegenblickte. 

„Ich verspreche es".

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