zwei Wochen vorher (1)

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Langsam gleiten die Regentropfen an der Fensterscheibe des Busses entlang. Das Glas ist wegen der Kälte draußen an manchen Stellen leicht beschlagen, und die Aussicht aufgrund der Tropfen am Fenster trüb. Die Tatsache, dass es schon dunkel geworden ist verbessert dies nicht.
Das einzige was noch ansatzweise zu erkennen ist, ist der gelbliche Schein der jeweiligen Straßenlaterne die der Bus während dem Fahren hinter sich lässt. Ab und zu erscheint für einen kurzen Augenblick am Himmel ein ähnlicher gelber Schein, jedoch gefolgt von einem lauten donnern. In Kombination mit dem prasselnden Geräusch des Regens auf dem Dach des Busses erscheint der Blick aus dem Fenster trotz der schlechten Aussicht vollkommen.

Ich betrachte das innere des Busses. Der Boden ist dreckig und nass. Direkt vor meine Füße führt die Spur meiner eignen nassen Schuhe, die entstanden sind nachdem ich dem Busfahrer meinen Fahrausweis gezeigt habe und nach hinten zu den letzten Plätzen durchgelaufen bin.
Nun sitze ich am Fenster und mein Blick schweift durch den Gang über die Köpfe der wenigen Menschen die auf den Sitzen sitzen hinweg. Dabei fällt mir auf, dass die Menschen sich nicht nebeneinander gesetzt haben sondern immer einen Gewissen Abstand zueinander halten.

Täglich fahren hunderte von Menschen in diesem Bus, die versuchen einer Fremden Person auf keinen Fall zu nahe zu kommen und sogar den geringsten Augenkontakt zu vermeiden versuchen, wobei sie ihr Gegenüber jedoch, sobald es wegschaut, Haargenau beobachten und wahrscheinlich die kleinsten äußeren Merkmale des Gegenübers erkennen.

Ob es in der Schule auch so sein wird?
Verhalten sich dort die Menschen ähnlich? Werden sie - vor allem mir gegenüber - auch so agieren?
Blicke und Wegblicken von Leuten die einen nicht kennen und einen nur nach dem Äußeren beurteilen. Damit komme ich zurecht. Schlimm ist es, wenn Menschen einen anschauen und wegschauen, sogar über einen reden und einen fertig machen, wie an meiner alten Schule.
Ich kann nichts für meinen Vater.

Es ist komisch wie schnell sich alles gewendet hat. Ich war der letzte Mensch der dachte jemals die Schule wechseln zu müssen, und dennoch ist es so weit gekommen.

Ich verdränge meine Gedanken und schaue auf die Leuchtbuchstaben der Anzeige, die die nächste Haltestelle bekannt gibt. Noch wenige Haltestellen und ich bin zu Hause.

Der Bus verlangsamt sich und kommt quietschend zum Halt. Man hört wie die Türen sich öffnen, eher wie der Lärm des herunterprasselnden Regens lauter wird, und drei Menschen steigen ein. Die ersten zwei, eine Frau mit einem kleinen Mädchen, wahrscheinlich ihrer Tochter, an der einen, und einem Regenschirm in der anderen Hand, versperren die Sicht auf die dritte Person. Erst als die Mutter ihrer Tochter befehlt sich hinzusetzen, und sie es dann auch tuen, natürlich Abstand zu den anderen haltend, kann ich die dritte Person sehen. Ein Junge.

Troye - the one Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt