Scared to start - Michael Marcagi
She'wearin'an old dress,
Waitin'for someone to turn her around
But she won't believe you
When you fall down on your knees
April 2025, Berlin
Meine Hand fuhr immer wieder über den glatten schwarzen Leder Stoff der Mercedes Limousine, die uns vor etwa zehn Minuten abgeholt hatte. Ich spürte das Adrenalin in meinen Venen pumpen und egal, wie ich versuchte meine Gedanken zu beruhigen, es funktionierte nicht.
In einem fremden Land auf eine der größten und wichtigsten Veranstaltungen zu gehen, war eine ganz andere Nummer. Was wäre, wenn ich mich blamierte und mir jetzt schon alle Sympathien verspielte. Dabei war ja nicht mal mein größtes Geheimnis gelüftet, heute war auch noch nicht der Tag, an dem es passieren würde, aber dieser Tag rückte näher.
Ich musste diese Nervosität loswerden, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Mein rechtes Bein begann auf- und abzuwippen was in einem Abendkleid und hohen Schuhen gar nicht mal so einfach war und trotzdem fand mein Körper einen Weg.
Die leise Musik aus dem Radio ließ meine Gedanke für einen Moment fliegen. Ja, ich trug heute eins meiner alten Kleider doch genau dieses war das richtige für einen solchen Anlass gewesen. Und ich hatte auf sie gewartet, ohne zu wissen, dass ich sie gebraucht hatte, um richtig glücklich zu werden. Würde ich heute mit meinem ich vor 3 Jahren sprechen würde es mir einen Vogel zeigen, wenn ich von meinem Weg berichtete. Davon, wie sie uns erst richtig glücklich gemacht hatte.
Das Klackern der Absätze auf dem Boden der Limousine ließen mich nun endgültig von meinem Diensthandy aufblicken. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich ihre Aufregung sah, so still war sie schon lange nicht mehr gewesen. Wir hatten nur kurz miteinander darüber gesprochen, was das hier gerade für ein riesiger Schritt war. Das erste Mal öffentlich ohne direktes Event wie ein G7 oder NATO-Treffen und trotzdem so normal.
Mein Team hatte sich darum gekümmert, dass die Presse frühzeitig wusste, mit wem sie heute dort auftauchen würde. Dass es nicht ihr Ex-Mann war, davon war die Presse ausgegangen, aber dass es sich bei der Frau an ihrer Seite nicht nur um eine Kollegin handelte, das wusste die Presse noch nicht.
Sanft ließ ich meine Finger rüber auf die andere Seite der Rückbank wandern, je näher ich ihrem Körper kam, desto mehr Wärme spürte ich. Vorsichtig umgriff ich ihr Handgelenk, hinderte sie daran, weiter an ihrem Kleid zu spielen. Unsere Finger verschränkten sich automatisch miteinander.
Ein Gefühl von Heimat machte sich in mir breit, dass ich so nie erwartet hatte bei jemand anderem zu fühlen. Und dann war sie aufgetaucht ihr blonden Haare und die tiefblauen Augen hatten mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich konnte nicht genau sagen, wann ich mich verliebt hatte, aber zu meinem Glück flogen die kleinen Schmetterlinge seitdem immer in meinem Bauch.
She fell asleep listin'to my friends
Talkin'on and on about how
The world ends
Than she wakes up and climbs
In my front seat
Vor dem Hotel Adlon war bereits einiges los, die Menschen mit ihren großen Kameras drängelten sich an denen vorbei, die sie für nicht so wichtig erachteten. Nach und nach kamen die hochkarätigen Gäste in ihren schicken Limousinen angefahren.
Doch man merkte schnell, dass die Journalisten auf ein ganz spezielles Auto warteten. Nicht etwa das des Kanzlers der in seinem letzten Dienstjahr endlich auch auf dem Bundespresseball erschien. Nicht auf den Bundespräsidenten und seine Frau. Nein, alle warteten auf die Außenministerin, jeder wollte ein Bild von ihr. Die Medien zerrissen sich seit 2 Wochen, seitdem die Trennung von ihr und ihrem Mann bekannt geworden war.
Ein Raunen ging durch die Menge als der erste Journalist „Baerbock" rief. Alle machten sich bereit, fokussierten bereits die Autotüren mit ihren Kameras, doch durch die getönten Scheiben konnten sie nichts sehen.
Mit einem Ruck von innen wurde die Tür aufgestoßen und das lange smaragdfarben schimmernde Kleid blitzte auf. Annalena drückte sich aus ihrem Sitz sie hatte ihr bestes Lächeln aufgesetzt und doppelt froh, dass sie auch Mélanies Tür aufgehen hörte.
Sie war sich nicht so sicher gewesen, ob die Kanadierin auch hatte aussteigen wollen, denn es würde kein einfacher Auftritt werden. Schon nach ihren ersten zwei Schritten auf dem roten Teppich hörte sie die Dutzenden Fragen nach ihrer Trennung. Sie würde keine von ihnen beantworten!
Mélanie hielt sich nervös selbst an der Hand fest, als sie um das Auto herum ging. Sie hatte sich für das weiße Kleid entschieden, das sie einmal zum Canada Day getragen hatte. Es war kein Ballkleid, doch trotzdem fühlte sie sich darin wohl und es eignete sich zum Tanzen. Ihr heimlicher Traum war es, Annalena in einem unbeobachteten Moment auf die Tanzfläche zu ziehen und aneinander geschmiegt zu tanzen.
Annalena hatte auf sie gewartet und so schritten sie nebeneinander den kurzen Weg zwischen Auto und Pressewand entlang. Die Journalisten schrien wollten versuchen Mélanie oder sie vor eins ihrer Mikrofone zu ziehen, doch das BKA wusste das zu verhindern.
Gemeinsam drehten sie sich in der Mitte der Pressewand der Meute an Journalisten zu, sie konnten vor Blitzlichtern kaum die Augen offenhalten. Zwar hatten sie einen ausreichenden Abstand, doch trotzdem tat es ihnen gut, diese Prozedur allein durchstehen zu müssen.
Nach einer Zeit wurden die Rufe lauter, das man gern Fotos der Außenministerin allein hätte. Die Blicke zwischen Annalena und Mélanie flogen hin und her eigentlich wollte keine von beiden gehen, doch sie schienen nicht drumherum zu kommen.
Also setzte sich Mélanie in Bewegung sie hatte links gestanden musste also einmal um Annalena herum, um bereits in das Foyer zu gelangen. Ihre Blicke wanderten in die Menge, es war einfach nicht, wie in Kanada wo sie jeden der Fotografen persönlich kannte. Hier wirkten sie nicht wie Freunde, sondern wie Gegner.
Durch ihre Abwesenheit hatte sie nicht gemerkt, dass sie auf Annalenas Kleid getreten war und als sich ihre Freundin jetzt zu ihr drehen wollte, verlor sie das Gleichgewicht. Noch versuchte Annalena, sich an der Kanadierin festzuhalten, doch sie ahnte, wo es enden würde.
Der dumpfe Schmerz zog sich von ihrem Steißbein durch ihren gesamten Körper. Aber sie konnte nichts anderes tun, als vor sich hin zu grinsen. So war sie eben ihre Mélanie das Chaos in Person.
Nicht nur Annalena hatte es zu Boden gerissen auch Mélanie, die sich krampfhaft versuchte rechts und links neben Annalena abzustützen, um keinesfalls auch noch auf sie drauf zu fallen. Auch ihre Augen hatte sie geschlossen zu groß war die Angst, dass Annalena sauer auf sie sein könnte.
„Hey, alles gut", flüsterte Annalena, die durch Mélanies Arme rechts und links, gewissermaßen auf dem Boden festhing.
„Bist du sauer?", fragte Mélanie so leise, wie sie konnte.
„Nur wenn du mich nicht mehr aufstehen lassen würdest"
Mit einem Schlag öffneten sich Mélanies Augen schreckhaft suchten sofort Annalenas. Der Seufzer, der einen Moment später aus ihrem Mund trat, glich der Erleichterung, die sie empfand, dass ihre Freundin nicht sauer war.
Noch bevor sie sich selbst nach oben drücken konnte, gaben ihre Arme nach und mit einem klatschen landete sie direkt auf Annalena. Jetzt lachten beide Frauen herzhaft auf. Das waren auch Bilder die, die Welt noch nicht gesehen hatte.
Gemeinsam rappelten sie sich auf, doch Annalena ließ Mélanies Hand nicht mehr los, im Gegenteil verknotete sie ihre Finger wie vorhin im Auto und zog sie hinter sich her ins Foyer.
Als sie allen Kameras ausgewichen waren, blieb, sie stehen und drehte sich so, dass sie ihrer Freundin in die Augen schauen konnte.
„Ich liebe dich Chaosprinzessin", flüsterte sie und drückte Mélanie einen schnellen Kuss auf die Lippen.
Cause there's nothin'left to see
And if that's weong, let's make it right.
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Politic Shorts
FanfictionKleine kurze Geschichten und Szenen zu verschiedenen Ships und Couples. Alles reine Fiktion Cover Designe: politcansfanaccount und eberhardtsteinmeyer