7. Juni Grey-Asexuell

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Es besteht nur sehr geringes sexuelles Interesse bei der Person

ChristinexJay

Der Ladebalken von Phasmophobia ruckelte endlos langsam vorwärts und Christine seufzte, warum zum Teufel hatte sie sich an einem Samstag einen neuen PC gekauft? Sie hatte absolut nichts zu tun, der Haushalt war schon erledigt und sie saß vor ihrem riesigen Bildschirm, den sie auch für die Arbeit nützte und starrte auf den Ladebildschirm von Steam. Sie hätte in der Zwischenzeit auch ziemlich gut Mittagessen kochen können, immerhin war es bereits halb zwei nachmittags. In ihrem Kühlschrank wartete schon vorgebratenes Hackfleisch darauf zu Lasagne verarbeitet zu werden, aber vor dem PC zu hängen war spannender gerade. Der Ladebalken hatte soeben die 80 Prozent überschritten, allzu lange würde es nicht mehr dauern, bis sie endlich wieder die Geister jagen konnte.

Das dauerte aber auch immer noch ein paar Minuten, sie sie damit verbrachte zumindest schonmal ihre ganzen Zutaten in eine Form zu geben. Tatsächlich startete, während sie den Ofen vorheizte Phasmophobia und das gedämpfte Licht des Startraums erhellte ihren Schreibtisch. Von ihren Freunden konnte heute keiner und sie beschloss sich eine öffentliche Lobby zum Spielen zu suchen. Sie wurde rasch auf eine Deutschsprachige Lobby aufmerksam, die auf Fortgeschritten gestellt hatte, genau das richtige Niveau für sie für den Einstieg heute. Der Host war ein Typ namens Jay, die beiden anderen, eine Frau namens Nora und ein weiterer Typ, Elias waren bereit. „Oh noch jemand, der mitspielen mag", das musste einer der beiden Jungs sein, die Stimme klang männlich und hatte einen leichten, bayrisch klingenden Dialekt.

Der Typ mit dem bayrischen Dialekt, kam aus Kiefersfelden und war Elias wie sich herausstellte, als sie im Truck standen und über die Ausrüstung sprachen. Er war mit Nora zusammen, die nicht weit entfernt von ihm auf der österreichischen Seite der Grenze. Jay war nicht so besonders gesprächig im Gegensatz zu seinen Mitspielern und sagte nur gedämpft, was er mitnahm. Er war es dann allerdings, der den Raum mit dem Geist als erster entdeckte: „Die Treppe hoch und in den ersten Raum auf der linken Seite, da sind minus zwei Grad Celsius." Christine beeilte sich mit dem EMF-Reader in seine Nähe zu kommen, was mit der Taschenlampe nicht allzu schwer war. Aber der EMF-Reader ging nicht über Stufe drei hinaus, auch nicht als Elias im Flur den Namen des Geistes rief.

Einzig ein gereiztes Fauchen, ließ sie auf die Anwesenheit des Geists schließen, der Cooldown musste ja eigentlich schon um sein, das Gebäude war groß und sie hatten sicher fünf Minuten gebraucht, um den Raum zu finden. Elias rief erneut den Namen des Geists, als sie gerade die Kamera im Raum platzierte, ein wütendes Fauchen folgte sogleich und ihre Taschenlampe begann zu flackern. Für einen kurzen Moment glaubte sie die Gestalt eines Mannes zu sehen, der eine Sense in der Hand hielt. „Weg hier", kreischte Nora aus dem Flur und sie witschte gerade noch sie aus der Tür und in einen Schrank, in der Hoffnung dort sicher zu sein. Christine hörte schwere Schritte und jemand knurrte, dann kam das Todesgeräusch.

Der Geist war wirklich wütend geworden, denn erst deutlich später knackte der Funk: „Elias und Nora sind getötet worden. Möchtest du noch weiterspielen, oder sollen wir eine neue Runde anfangen?" „Wir können meinetwegen weiterspielen", erwiderte sie: „Ich habe schon häufiger mit nur einer weiteren Person überlebt." „Gut", Jay schwieg eine Weile: „Ich gehe mal eben die Geisterbox und das Buch holen, magst du auch kurz rauskommen und nach den Orbs Ausschau halten?" „Klar", gab sie knapp zurück und beeilte sich die Treppe herunterzukommen und in den Truck zu gelangen, wo Jay gerade stand und seine Ausrüstung zu sortieren schien. Er hatte einen der ganz gewöhnlichen Phasmoskins, aber seine Stimme harmonierte ihrer Meinung nach perfekt mit dem Aussehen seines Spielcharakters jetzt wo er so still vor ihr stand.

„Sorry musste kurz was an meinen Gamesettings ändern", Jay leuchtete sie mit seiner Taschenlampe an: „Ich gehe mich mal um die Inneneinrichtung kümmern, sag Bescheid, wenn was ist." Sie wandte sich als Bestätigung dem Computer zu und schaltete auf die erste der beiden Kameras, die sie im Raum installiert hatten. Von hier gab es freie Sicht auf Noras leblosen Körper, aber nicht auf Geisterorbs oder Jay, der sich wieder im Haus befand. Der huschte aber wenig später wieder durch die Kamera und dann außer Sichtweite, sie wechselte auf die zweite Kamera. Da war tatsächlich Jay darauf, der gerade anscheinend versuchte mit dem Geist zu sprechen, aber auch direkt über seinem Kopf schwebte eine kleine Kugel, die der anscheinend nicht bemerkt hatte und weitermachte.

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