5. Juni Asexuell

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Es besteht grundsätzlich kein sexuelles Interesse

AdrianxThomas

Die Psychiatrie zum heiligen Franz, wie sie die gut 150 Bewohner nannten, war in großem Chaos versunken. Franz Garbeck war der Besitzer der Klinik und hielt ihnen seit Wochen mittlerweile die Zombies vom Hals, das sollte aber ein Ende finden. Ein unschönes Ende, der Patron der geflüchtete in seiner gerade einmal fünf Jahre bestehenden Psychiatrie versteckte, war gefallen. Sie fanden seinen Körper direkt hinter dem Haupteingang der Klinik, mit seinem üblichen Dolch fest umklammert. Er hatte ihnen allen mehr als einmal das Leben gerettet und dafür, den leblosen Zombiekörpern nach zu urteilen, nun sein Leben gegeben. „Evakuieren", das war Thomas einer der pädagogischen Betreuer der jetzt in den überfüllten Gemeinschaftsraum platzte: „Ihr seid hier nicht mehr sicher, ihr kennt die geheimen Bunker!"

Die kurgeschnittenen, aschblonden Haare des Betreuers klebten an seiner Stirn, er trug einen Speer in der Hand, dessen Spitze von Zombieblut getränkt war. „Ich halte sie ab, haut jetzt endlich ab", wiederholte er, weil sich immer noch niemand wirklich bewegte. Aber dann endlich sprangen die ersten auf und rannten los, einzig allein einer blieb stehen, ein junger Patient, Adrian. Der war erst 19, hatte aber schon mehr als ein bisschen was für sein Leben erlebt, nicht nur während der Zombieapokalypse. „Was machst du noch hier", fuhr er ihn an: „Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt wegbleiben, es ist zu gefährlich!" „Dann müssten Sie aber auch weg", wiedersprach Adrian ihm fest: „Aber Sie sind noch da und zu zweit haben wir mehr Chancen als gerade."

Ohne eine Antwort abzuwarten riss er die Tür auf, die über einen geheimen Aufzug in den Keller der Klinik führte. Ehemals war hier nur ein riesiges Vorratslager gewesen, mittlerweile lagerten hier auch Waffen, Gewehre, Messer, Speere, Schwerter, Bögen alles was das Herz begehrte. Adrian riss ein Bogen aus einem Ausrüstungsständer und warf sich zwei Köcher quer über den Rücken während ihm Thomas mit wenig Begeisterung folgte und ihm noch einen Dolch reichte bevor er sich selbst noch einen nahm. Hier aus dem Keller gab es keinen Ausgang, die Aufzugtür war schwer gepanzert und Kugelsicher, hier kam niemand so einfach rein, erst recht kein Zombie. „Na hoffen wir, dass du nicht draufgehst", Thomas zog einen Rucksack aus dem Lager und warf zwei Schlafsäcke und Ersatzspitzen hinein.

Wenig später waren sie auf dem Weg nach draußen, wo es erstaunlicherweise echt ruhig war, die Maisonne prallte hart auf sie hinab. Adrian betrachtete seinen Reisegefährten, der seinen Speer als Wanderstab nützte und sich dicht in seiner Nähe hielt, damit sie weniger auffielen. Zombies griffen eher in Gruppen, Gruppen an. So wirkten sie eher wie eine Person auf die Monster und waren damit nicht unbedingt ein Ziel, die Bunker von Herrn Garbeck waren in einer Kleingartensiedlung und auch nur zu dritt oder viert zu bewohnen aus demselben Grund wie ihr Verhalten gerade. „Riechen die Viecher, dass da so viele in der Klinik waren", wollte er von dem Betreuer wissen, der aber nur mit den Schultern zuckte und den Kopf schüttelte: „Nein die sind fast Geruchsblind."

Sie verfielen in Schweigen und machten einen Bogen um eine Gruppe Zombies, die knurrend, aber ziellos umhertaumelten. Ihre Gehirne funktionierten nicht wirklich, das merkte man auch direkt, das Virus, welches für die Apokalypse verantwortlich, zerstörte Zellen, um sich im Gehirn einzunisten. Ein gruseliger Gedanke, keiner von ihnen wollte mit dem Virus in Kontakt kommen. Das Gesundheitssystem war so gut wie zerstört, im Moment gab es keine Chance irgendwie noch an eine Heilung zu kommen. Aber Franz Garbeck, der neben Psychiatrie auch Pharmazie studiert hatte, hatte einige Nachforschungen dazu angestellt. Zombieleichen um seine Psychiatrie hatte es ja zur Genüge gegeben, aber bisher ohne Erfolg soweit Adrian wusste. Er zog gerade deswegen noch einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn in die Bogensehne und spannte sie.

Zu irgendwas musste ja all das Bogenschießen im Verein nützen, solange hatte er trainiert, sogar an Wettkämpfen teilgenommen, ein paar Mal sogar gewonnen hatte. Jetzt war das aber kein Wettkampf mehr, es war bitterer Überlebenskampf, damit sie nicht an dem Zombievirus erkrankten, nicht den Verstand verloren. Thomas in seiner dunkelblauen Jacke und den vom leichten Wind zerzausten aschblonden Haare, die Adrian einen Stich versetzten. Er war nur etwa fünf Jahre älter als er, soweit er wusste, seit einem Jahr hatte er sein Pädagogikstudium abgeschlossen und sammelte praktische Erfahrung als die Apokalypse ausbrach. Er war ein großartiger Mensch und vorallem ein guter Freund für Adrian, seit er ein paar Tage nach dem Ausbruch in die Klinik gekommen war. Vielleicht war da aber auch mehr das er empfand.

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