Aufbruch

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Je näher ich trat, desto stärker wurde der süße Duft frisch zubereiteter Leckereien. Ich vernahm das leise Knistern der bratenden Pancakes. Schließlich stand ich vor einem hellen Stuhl, der mit vielen verschiedenen Ausschmückungen bestückt war. Die Oberfläche des Holzes war glatt. Ich sah mich ausgiebig um. "Setz dich doch", auf einmal stand sie sehr nah bei mir, innerlich zog sich alles in mir zusammen. "Nun komm schon, ich beiße nicht und auch niemand sonst hier. Meine Tiere sind alle sehr gut erzogen, falls dir das Sorgen bereitet". Sie zeigte ihre Zähne, während sie halbwegs lachte. Mir war es nur generell ein Rätsel, warum sie das tat. Dennoch, ich zog den Stuhl an mich heran und setzte mich. Das blonde Mädchen setzte sich zwei Stühle weiter und stellte die Pfanne mit den Pancakes auf einen geblümten Untersetzer. "Bediene dich". Ich tat wie mir befohlen. Auf meinem Teller sammelten sich Früchte aller Art, die Vitamine hatten mir gefehlt. Außerdem griff ich zu den Broten und den salzigen, sowie süßen Aufstrichen. Der erste Bissen würde mir auf ewig in meiner Erinnerung bleiben, er war wie die Salbe für eine dürstende, verletzte Haut. Das Beispiel mag sehr spezifisch sein, doch genau so fühlte es sich in diesem Moment an. "Du musst aber wirklich hungrig sein", ich sah von meinem Tellerrand zu ihr auf. Ich gab nur ein schnelles Nicken von mir, das man auch leicht übersehen hätte können. Ich nahm aber an, dass sie es vernommen hatte, denn sie stellte keine weiteren Hypothesen auf. Nach einer Weile des Schweigens und Kauens sah ich das Mädchen noch einmal genauer an. Ich bemerkte nicht, dass sie merkte, dass ich sie ansah. Mir brannte eine Frage auf der Zunge und ich sah die Gelegenheit sie zu stellen. "Wo sind meine restlichen Sachen?". Ich hasste es, wenn ich meine Dinge nicht bei mir hatte, ich besaß sowieso nicht viele, deshalb war es mir am liebsten, sie immer bei mir zu tragen. Meine ganze Schutzrüstung und alle meine Waffen fehlten. "Ich habe sie versteckt, ich kenne dich ja kaum". Natürlich kannte sie mich nicht, als ob ihr dies erst zu dem Zeitpunkt auffiel. "Ich möchte sie wieder haben", entgegnete ich in der selben Tonlage. Ich wusste nicht, ob sie verstand, wie ernst ich es meinte. Das Mädchen machte Anstalten zu reden, unterbrach sich jedoch selbst kurz bevor sie fortsetzte, "Ich fand dich auf der Wiese, in der Nähe des Waldes, naja, wortwörtlich stolperte ich über dich". Ich gab keine Reaktion von mir. "Der Wald ist gefährlich, wer weiß schon, wer sich da draußen herumtreibt"! Ich hob mein Kinn "Ich". Die Miene Aiokas verfinsterte sich. "In Angesicht der tatsächlichen Situation, in der du regungslos auf dem Boden lagst, ging ich nicht davon aus, dass du gefährlich seist". Meine Brauen zogen sich zusammen und ich verstand ihren Punkt. "Ich suche Arbeit", ich goss mir heißes Wasser in eine Tasse. Aioka sah mich ratlos an, nach einer langen Pause fragte sie mich meinen vorformulierten Satz "Du suchst Arbeit?" Und wieder nickte ich. Aioka schien zu überlegen "Na, wenn es das ist, was dich zu uns treibt", mir war bewusst, dass sie Fragen hatte, dennoch ließ sie diese weg und gab mir meine gewünschten Informationen. "Du solltest dich beim König melden. Er kann dir bestimmt weiter helfen". Ich stellte meine Tasse ab, aus der ich zwischenzeitlich Tee trank "So soll es sein. Ich werde aber meine Sachen brauchen." Aioka stand auf und verschwand in einem Nebenraum, aus dem sie schon bald wieder mit meinen Habseligkeiten zurückkehrte. Schnell und geschickt zog ich mir alles über und wollte schon gehen, doch sie hielt mich zurück und gab mir eine Tube mit Salbe und erklärte mir, dass diese für meine Wunde am Schenkel sei. Es entpuppte sich als wahr, sie blieb also einfach eine freundliche Fee, die einfach helfen wollte. Ich fragte sie nicht nach dem Weg, diesen fand ich auch alleine.

Die mit Stein gepflasterten Straßen waren schmal und die kleinen Häuschen an den Straßen hatten etwas magisches an sich. Ich folgte dem Weg und den Schildern, bis ich an ein großes Tor gerat. Mein Staunen galt nicht nur dem Tor, sondern der ganzen Stadt. Sie war wunderschön. Ich ging durch die Pforte und entdeckte den Marktplatz. Ganze Feenscharen waren anwesend, an diesem Tag musste etwas losgewesen sein, ein Markt oder ähnliches. Mir kam in Sinn, dass ich nicht einmal wusste, welcher Tag heute überhaupt ist. Mit zügigem Schritt steuerte ich auf den Eingang der Burg hin. Und kaum wurde ich gesichtet, begann das Tuscheln. Ich machte mir nichts daraus, warum auch. Erneut an einem Tor ankommend, wurde ich von zwei Wachen aufgehalten. Sie versperrten mir den Weg. "Kein Zutritt". So freundlich, wie es mir möglich war, erklärte ich, dass ich den König sehen wollte. Sie ließen nach den Oberoffizier schicken und er gestattete mir, ihn zu begleiten. Seine Schritte waren groß und sehr schnell, ich bemühte mich mithalten zu können. In der Burg ging es zu wie in einem Irrgarten, es schien, als ob überall geheime Gänge vorhanden waren, doch sie war prunkvoll und die Decke war sehr hoch. Plötzlich blieben wir stehen "Wartet bitte hier, bis ich Euch hereinbitte", mit diesen Worten verschwand er in den Raum, der vor uns lag. Mein Blick fiel in einen offenen Raum links von mir und ich traute meinen Augen kaum. Da war ein junger Mann. Ich versicherte mich, dass ich richtig sah, denn er hatte einen Strang aus Stoff geknotet und war drauf und dran aus der Burg zu klettern. Mit verwirrtem Blick beobachtete ich das Spektakel. Er fühlte sich sicherlich beobachtet, denn mit einer ruckartigen Bewegung drehte er sich um zu mir und starrte mich an. Er gestikulierte wild mit seinen Händen und wollte mir klarmachen, dass ich nichts gesehen hatte. Ich schüttelte belustigt den Kopf und stellte mich wieder in Richtung der Türe. Kurz darauf wurde diese von Bediensteten von innen geöffnet "Kommt nun bitte hinein!" Dieser Aufforderung kam ich nach. Auch dieser Raum war riesig und in der Mitte stand der König. Er war ein mittelgroßer Mann mit ausgeblichenen, grauen Haaren. Die Gesichtszüge waren freundlich und er begrüßte mich offen "Guten Tag, wie kann ich Euch helfen?" Ich setzte zu einer kleinen Verbeugung an "Ich-" einer der Bediensteten des Königs beugte sich zu der Majestät und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er schien überrascht. Ich setzte erneut zu einem Satz an "Ich kam her, mit der Bitte um einen Rat und die Genehmigung mich hier für eine Zeit niederzulassen", "nicht lange", fügte ich nach einer kleinen Pause hinzu und senkte meinen Blick. Und schon wieder beugte sich ein Bediensteter zum König und erneut wurde der Hoheit etwas zugeflüstert. "Mensch?", diese Frage verwirrte mich kurz, doch nach kurzem Überlegen antwortete ich "Halb". Der König verzog seine Miene "Hm, kommt Ihr ,um uns Unheil zu bringen?" Ich hasste dieses Misstrauen, dass Elfen und Menschen gegenüber mir hatten. Ich war quasi nichts Ganzes und nichts Halbes. Elend.  Auch hier war es wieder, das Tuscheln aus den hinteren Reihen, ich bemühte mich, keinen genervten Gesichtsausdruck zu zeigen. "Ich bin nicht hier, um böses anzukündigen oder zu bringen. Das ist meine Art zu leben, ich wandere von Königreich zu Königreich, arbeite und verdiene so meine Taler zum Leben". Er war misstrauisch, das sah ich ihm an. " Nun gut, welche Dienste bietet Ihr?" Zu meinem Überaschen, stellte er mir die Frage tatsächlich. Erleichtert erklärte ich, dass ich sehr gut Kämpfe, aber auch gerne andere Dinge erledige, wie Gärtnern (Was gelogen war, denn es war nicht meine Leidenschaft, sich um Gemüse zu kümmern). Aber ich sagte, was ich dachte, dass er hören möchte. 

Nachdem wir uns einige Zeit unterhalten hatten, einigten wir uns. Der König gab mir nicht viele Informationen zu meinem Job, nur, dass es sich um fremde Kopfgeldjäger handelt, die Unruhe stiften. Meine Aufgabe war es, sie zu fangen. Natürlich vertraute mir der König nicht all zu sehr, das war mir bewusst, dennoch ließ er mich alleine ziehen. Mein Misstrauen wurde somit geweckt. Ich empfand die Situation aber nicht als bedrohlich, ich war mir sogar sicher, dass mir Wachen nachspüren würden. Solange ich meine Aufgabe jedoch erfüllte, war es nicht von Bedeutung. Mir wurde in der Stadt ein Zimmer in einem Hotel gestellt. Ich sollte es bezahlen, wenn ich meine Belohnung hatte. Ich war zuversichtlich, dass ich die Rechnung schon bald begleichen konnte, denn ich ging davon aus, dass es nicht so schwer sein konnte, ein paar Kopfgeldjäger zu schnappen. Ich verließ die Burg und machte mich auf den Weg zu meinem Hotel. Die Empfangsdame empfing mich nicht all zu freundlich und beobachtete mich den ganzen Weg hoch zu meinem Zimmer. Hätte ich das königliche Schreiben nicht als Absicherung, war sicher, dass sie mich gerne rausgeschmissen hätte. Ein bisschen schadenfroh war ich. Ich schloss das Zimmer mit einem rostigen Schlüssel auf und hoffte inständig, dass sie mir nicht das schlimmste Zimmer überlassen hatte. Zu meiner Überraschung war es ein angenehmer Raum, ausgestattet mit einem Schrank, einem Tisch und einem Bett. (Spinnweben waren in jeder Ecke, entweder es diente als Schmuck oder der Besitzer machte sich nichts aus Reinigungsarbeiten). 

Der ganze Tag lag noch vor mir. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. In meinen Vorstellungen wollte ich eine Pause machen und die Kopfgeldjäger nicht jagen, doch was blieb mir anders übrig? Sightseeing ? Nein danke. Ich nahm meine Schwerthalterung samt Schwert und verließ den Raum. Ein paar Dinge versteckte ich. Man weiß ja nie. Die Empfangsdame warf mir einen bösen Blick zu, als ich das Hotel verließ.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 21 ⏰

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