Jeff spannte sie auf die Folter, während er einfach weiterhin lächelte. Er lächelte, und Elin war am Durchdrehen. Die Sekunden fühlten sich an wie Minuten, bis er sie endlich erlöste.
,,Du wirst mit nach Bahrain fliegen, Kleines, wenn du den Job willst."
Den Job wollen? Von genau diesem Moment hatte sie geträumt als kleines Mädchen. Die Worte waren wie Balsam für ihre Seele. Ohne weiter darüber nachzudenken, ob es angebracht war, oder nicht, umarmte sie Jeff. Diese Umarmung drückte all ihre Dankbarkeit für diese unglaubliche Chance aus und gleichzeitig nahm sie die Last von ihren Schultern. Nach einigen Sekunden setzte ihr Verstand wieder ein und Elin löste sich von Jeff, dabei trat sie einige Schritte zurück. Ihre Wangen brannten vor Scham. Auf ihren Lippen lag das Wort Entschuldigung, doch Jeff kam ihr zuvor, als wüsste er, was über ihre Lippen kommen würde.
,,Entschuldige dich nicht. Gefühle sind menschlich, und das ist gut so. Alleine deine Stärke, deine Leidenschaft für das, was du tust, und dein Ehrgeiz haben dich hierher gebracht. Ich habe nur deine Leistung honoriert."
Ein Lächeln stahl sich auf Elins Lippen. Sie konnte also stolz auf sich sein. Unwillkürlich rutschten ihre Finger zu ihrer Hosentasche, in der sie ihr Handy verstaut hatte. Der Impuls daheim anzurufen war allzu groß. Ihre Finger juckten förmlich, als sie über das Handy in der Hosentasche strichen. Es würde keinen aus ihrer Familie interessieren, rief sie sich ins Gedächtnis. Ein Strudel aus Schwermut ergriff sie, während ihre Arme nun steif an ihrem Körper hinab hingen. Es war okay, weil es immer schon so gewesen war. Elin freute sich eben für sich selbst. Sie schüttelte das Gefühl des Schwermuts ab. Es war ein Sieg über die Angst des Versagens. Das war es, was sie sich im Herzen bewahren würde. Auf einmal kribbelten ihre Nackenhaare, so als würde sie beobachtet. Allmählich drehte sie sich zu der Empore um, und dort stand er abermals. Sein Blick nachdenklich, und seine Augen. Augen, die alles sahen und nichts preisgaben. Als er bemerkte, dass sie zu ihm empor sah, hoben sich seine Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln und er streckte den Daumen nach oben zum Zeichen seiner Anerkennung. Den Bruchteil einer Sekunde sah sie ihn nur an, bevor sie seine Geste mit einem beinahe scheuen Lächeln erwiderte. Sein Anblick hielt sie gefangen, wie hypnotisiert von den magnetischen Schwingungen, die er aussandte.
Rasch drehte sich Elin wieder um, schluckte trocken und versuchte durchzuatmen. Die Aufeinandertreffen mit Oscar wurden immer seltsamer. Etwas war zwischen ihnen, das Elin nicht benennen oder beschreiben konnte. Und jetzt, da sie den Job hatte, würden sie noch öfter aufeinander treffen. Hastig schüttelte Elin diesen Gedanken ab, um sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Der Tag endete am frühen Nachmittag. Elin begab sich auf schnellstem Weg zu den Umkleiden, um einer weiteren Begegnung mit Oscar aus dem Weg zu gehen. Auf einmal, alleine in der Umkleide, fühlte Elin sich leer und ausgebrannt. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen den Spind, den sie sich ausgesucht hatte. Tief atmete sie ein und aus. Im Moment wusste Elin nicht, welches Gefühl überwog. Die Freude, die Chance zu bekommen ihren Traum zu leben oder die Traurigkeit niemanden zu haben, mit dem sie das Teilen konnte. Eine einzelne Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, die Elin hastig mit dem Handrücken wegwischte. Sie sollte aufbrechen, bevor sich ihre Emotionalität noch gänzlich bahn brach. Gerade, als sie aus der Umkleide kam, lief sie in jemanden hinein. Ihr Blick hob sich und ihr Herz geriet aus dem Takt. Oscars Blick bohrte sich in ihren. Oh nein, warum ausgerechnet er, dachte sich Elin stumm. Der Moment zog sich hin.
,,Es tut mir leid", stammelte Elin nach einigen Sekunden.
Einen Moment starrte Oscar Elin noch an, bevor er mit einem Lächeln entgegnete:
,,Es braucht dir nicht leidzutun. Ich hätte auch aufpassen können."
Als er an Elin vorbeiging streifte sein Handrücken ihren. Mit einer gewissen Verwirrung blickte Elin Oscar nach.
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A Racer from the Heart OP 81
FanfictionElin Lars, eine junge Deutsche, die gerade ihre Berufsausbildung als Kfz-Mechatronikerin abgeschlossen hat, hofft, ihren Traum, einen Job im Motorsport zu bekommen, erfüllen zu können. So versendet sie mit Hoffnung im Herzen einen Brief, der Folgen...