Der Brief

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Funken.

Kurz nach einem Knistern sprühten sie auf und flogen in die Höhe, wo sie schon bald an der kalten Luft erloschen. Durch den grauen Himmel schien nur dämmriges Licht, das die Landschaft erblassen ließ.

Die Beiden Wachen zitterten in der Kälte. Einer rieb fröstelnd seine Hände, während der andere seine zum Feuer hielt.
Ihre dünne Stoffkleidung war nicht wirklich für so ein Wetter geeignet, von den Kettenhemden ganz zu schweigen.
Und das kleine Feuer spendete auch nicht gerade viel Wärme.
Außerdem würde den beiden Männern bald das Feuerholz ausgehen, weshalb sie in ein missmutiges Schweigen verfallen waren.

Ihre Speere hatten Sie gegen die raue Steinwand des Innenhofes gelehnt.
Sie erwarteten nicht im geringsten ein Ereignis, wobei ihnen das vermutlich ganz recht gewesen wäre.
Doch das, was in genau diesem Augenblick, nur wenige Meter entfernt geschah, bekam keiner der beiden mit.

Hinter einem Mauerteil lehnte sich ein Mann an den Stein und spähte vorsichtig in den Innenhof. Kurz schweifte sein Blick sehnsüchtig zu dem Feuer.
Wie gern hätte er seine schmerzenden Hände daran gewärmt. Doch dann schüttelte er seinen Kopf um sich von diesen Gedanken frei zu rütteln. Er musste sich jetzt konzentrieren.

Er spähte noch ein letztes Mal hinter der Mauer hervor, um sicherzugehen das keiner der Wachen in seine Richtung sah.
Dann huschte er schnell hinüber zu dem kleinen Wachturm.
Behutsam öffnete er die schmale Holztür und trat ein.
Drinnen war es keineswegs Wärmer.
Der Mann, der übrigens Kirai hieß, schlich eilig die alte Steintreppe hinauf und versuchte die Tür zu öffnen die in das Gebäude führte.

Verschlossen“ murmelte Kirai enttäuscht.
Nicht das ihn das aufhielt, doch es zog seinen Auftrag etwas in die länge.
Er holte sein Werkzeug aus der kleinen Tasche an seinem Gürtel und machte sich daran das Türschloss zu knacken.
Nach etwa zwei Minuten war dies geschafft und er konnte die Tür aufdrücken.

Diesmal spürte Kirai deutlich einen Temperaturunterschied, was vermutlich daran lag, daß in diesem Gebäudeteil die Fenster mit Glasscheiben ausgestattet waren.
Außerdem brannten ein paar Kerzen, welche sich auf dem großen Holztisch, in der Mitte des Raumes, befanden.
An den Wänden standen Regale voller Bücher und auf dem Tisch lagen Briefe und eine Landkarte.

Kirai lief zum Tisch und fing an die Briefe zu überfliegen, bis er plötzlich einen entdeckte der seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Eilig steckte er den Brief in seine Tasche und sah sich noch ein wenig um, da hörte er auf einmal Stimmen.
Sie kamen von der anderen Seite des Raumes wo eine Holztür in einen weiteren Raum führte.
Einen Moment später schwang die Tür auch schon auf.
Drei Wachen standen dort und starrten Kirai für eine Sekunde einfach nur an.

Erst als Kirai sich umdrehte und zum Turm zurück stürmte, rannten sie auch los.
STEHEN BLEIBEN!“ rief einer der Wachen.
'Ich wäre ja schön blöd' dachte Kirai. Er hatte den Turm erreicht und huschte die Steintreppe hinunter.
Unten angekommen stieß er mit gewaltiger Wucht die Tür auf, stolperte dabei und fiel unsanft auf die kalte Erde. Erschrocken blickte er zu den Wachen am Feuer. Diese sahen ihn bloß verdutzt an.
Schnell rappelte sich Kirai wieder auf und rannte weiter.
Steht nicht so dumm rum“ rief einer der Wachen die ihn verfolgten, „Schnappt ihn euch“.
Sofort griffen die beiden nach ihren Waffen und liefen los.

Kirai rannte nun einfach Ziellos durch den Wald, während ihm die fünf Männer dicht auf den Fersen waren.
Plötzlich entdeckte er kurz vor sich einen Abhang. Er versuchte noch zu bremsen, doch es war schon zu spät.
Er stolperte und fiel etwa vier bis fünf Meter in die Tiefe.
Kirai richtete sich schmerzhaft wieder auf.
Verdammt“ fluchte er und humpelte ein paar Meter weiter, da entdeckte er auf einmal eine Frau und ein kleines Mädchen die ihn erschrocken ansahen.
Blitzschnell reagierte er, packte das Mädchen, zückte ein Messer und hielt es ihr an die Kehle.
Sag den Wachen das ich weiter nach Norden gerannt bin“ befahl er der Frau die ihn voller Angst ansah.
Dann versteckte er sich, das zitternde Mädchen immer noch in seinem Griff, im Gebüsch.
Wenige Augenblicke später kamen auch schon die Wachen angestürmt.
Hast du einen Mann hier vorbeilaufen sehen“ fragte einer von ihnen.
J- Ja“, keuchte die Frau, „er ist weiter nach Norden gerannt“.
Ihr habt Sie gehört Männer“ die Wachen liefen weiter.
Als sie nicht mehr zu sehen waren, ließ Kirai das Mädchen los, woraufhin es sofort in die Arme der Frau rannte.
Kirai wollte gerade weiter laufen da fiel ihm plötzlich etwas auf.
Beide trugen diese grob genähte Kleidung und hatten keine Schuhe.
Jetzt entdeckte er auch den Bogen der neben der Frau auf der Erde lag.
Ihr seid Kyas“ kam es aus ihm heraus.
Ängstlich blickten die beiden Kirai an.

Die Kyas und die Kizuko waren schon seit Jahrzehnten Feinde.
Während die Kizuko in Burgen und Städten lebten, wohnten die Kyas in versteckten Dörfern in den Wäldern.
'Was machen die beiden nur in diesem Gebiet?' fragte sich Kirai noch, bevor er die Gedanken dann doch beiseite schob und das weite suchte.

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