9.Oktober
Miran
Der Sonnenuntergang auf meinem Balkon war atemberaubend, doch meine Gedanken waren weit weg. Die Farben des Himmels – ein Kaleidoskop aus Gold, Pink und Purpur – verschwammen vor meinen Augen, während ich unwillkürlich an das schöne Mädchen dachte, das ich kürzlich angerempelt hatte. Ihr Bild war mir unauslöschlich im Gedächtnis geblieben. Ihr Lächeln war unsicher, fast scheu, aber ihre Augen hatten geleuchtet wie Sterne. Es war ein kurzer Moment gewesen, doch er hatte einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Ich hörte Schritte hinter mir und drehte mich um. Meine Schwester Zeynep stand im Türrahmen, eingehüllt in das warme Licht des Sonnenuntergangs. Ihre Augen spiegelten die Farben des Himmels wider, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Ohne ein Wort zu sagen, trat sie zu mir und umarmte mich. Ich spürte ihre vertraute Wärme und erwiderte die Umarmung, fragte leise: „Ist alles in Ordnung?" Sie nickte und lächelte schwach. „Ja, Miran. Alles gut." Ich küsste ihren Scheitel, und wir standen zusammen da, still und doch verbunden, und beobachteten die untergehende Sonne.
Unsere Stille wurde durch den scharfen Ruf unseres Vaters gestört. „Miran!" Seine Stimme war laut und herrisch, selbst durch die Wände hindurch. Widerwillig löste ich mich von Zeynep und ging hinein, wissend, dass nichts Gutes auf mich wartete. Mein Vater saß in seinem Sessel, ein halb leeres Glas Whisky in der Hand. Sein Gesicht war gerötet, und der Ausdruck in seinen Augen ließ keinen Zweifel daran, dass er in einem seiner üblichen betrunkenen Zustände war. „Setz dich", sagte er, und ich gehorchte. „em sbe hem desta kchka Fatih bprsm ," verkündete er unvermittelt. Seine Worte trafen mich wie ein Faustschlag. „Wie? Wie kann das jetzt so plötzlich kommen? Ich will nicht heiraten,fatih cheya ?" protestierte ich, doch sein Gesicht verfinsterte sich.{morgen gehst du die tochter von Fatih ihre hand anhalten} {wer ist fatih}
„Du wirst tun, was ich sage!" brüllte er und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Oder willst du, dass ich deiner Mutter wieder wehtue?" Seine Augen glühten vor Zorn, und ich wusste, dass jeder Widerstand zwecklos war. Um meine Mutter zu schützen, schluckte ich meinen Stolz hinunter, sagte kein weiteres Wort und verließ das Zimmer. Die Last auf meinen Schultern fühlte sich erdrückend an, als ich ins Freie trat.
Ich stieg in mein Auto und fuhr mit hoher Geschwindigkeit zum Meer. Seit meiner Kindheit hatte ich das Meer geliebt. Die Geräusche der Wellen, das Licht des Mondes, die unendliche Weite – all das hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich parkte mein Auto und setzte mich an den Strand, wo ich die nächtliche Szenerie auf mich wirken ließ und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Der salzige Geruch des Meeres und das leise Rauschen der Wellen halfen mir, die innere Unruhe zu besänftigen.
Ich erinnerte mich an die Nächte, die ich als Kind hier verbracht hatte. Das Meer hatte immer eine magische Anziehungskraft auf mich gehabt. Mein Vater war damals anders gewesen – strenger, aber nicht grausam. Er hatte mir beigebracht, wie man die Sterne liest und wie man den Wellen lauscht. Diese Erinnerungen fühlten sich jetzt wie aus einem anderen Leben an.
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem Gefühl der Beklommenheit auf. Widerwillig machte ich mich für die Uni bereit, zog mich an und verließ das Haus. In der Vorlesung konnte ich mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um die bevorstehende Zwangsheirat und die Verzweiflung, die mich ergriffen hatte. Ich versuchte, mich auf den Professor zu konzentrieren, aber seine Worte waren ein fernes Murmeln. Die Gesichter meiner Kommilitonen verschwammen, und ich fühlte mich isoliert in meiner eigenen Welt.
Nach der Vorlesung ging ich nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen und meinen Kopf freizubekommen. Die frische Luft tat gut, aber sie konnte das beklemmende Gefühl in meiner Brust nicht vertreiben. Plötzlich hörte ich laute Hilferufe und das verzweifelte Wimmern einer Frau. Ohne zu zögern folgte ich der Stimme und sah das Mädchen, das ich angerempelt hatte, in den Händen von drei Typen. Sie berührten sie an intimen Stellen, und ihre Augen waren voller Panik und Schmerz. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ohne nachzudenken, stürzte ich mich auf die Angreifer.
Mit einem wütenden Schrei schlug ich einem der Jungs mit der Faust in die Magengrube. Der zweite bekam einen Tritt gegen das Bein, und als er zu Boden ging, trat ich ihm auf den Arm. Der dritte Junge wandte sich mir zu, aber bevor ich ihn erreichen konnte, stellte sich das Mädchen zwischen uns. „Hör auf!" schrie sie mit Tränen in den Augen und schubste mich weg. „Er wollte dich vergewaltigen!" brüllte ich zurück. „Er muss bestraft werden." Doch sie verteidigte ihn, ihre Stimme zitterte vor Emotionen. „Nein," sagte sie, „er hat einen Fehler gemacht. Er ist nicht bei sich." Sie nahm den Typen an der Hand und zog ihn weg. Verwirrt und enttäuscht starrte ich ihnen nach, bevor ich zu meinem Auto zurückging. Ich fuhr direkt zu meinem Boxsack, um meinen Frust und meine Wut herauszulassen.
Mittags bereitete ich mich widerwillig darauf vor, zu meiner zukünftigen Schwiegerfamilie zu fahren. Die Vorstellung, eine Frau zu heiraten, die ich nicht liebe, widerstrebte mir zutiefst, aber mein Vater ließ mir keine Wahl. Wir fuhren gemeinsam dorthin, und ich versuchte, meine Abscheu zu verbergen. Das Haus war groß und imposant, doch es wirkte auf mich wie ein Gefängnis. Als wir die Tür erreichten, klingelte ich und wartete mit pochendem Herzen.
Zu meinem Schock öffnete das Mädchen, das ich heute gerettet hatte, die Tür.
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Çave roj û hêv
RomanceIn den späten Jahren ihres Lebens trafen sich zwei Seelen, Sonne und Mond, deren Wege sich nie zuvor gekreuzt hatten. Zwangsverheiratet durch das Schicksal, begann zwischen ihnen eine unerwartete Liebesgeschichte. Er, der sanfte Mond, und sie, strah...