Ich war verdammt müde, als der Wecker klingelte. Es war definitiv viel zu früh! Trotzig und noch tief im Halbschlaf, drehte ich mich nochmal um und zog mir die Decke über den Kopf. Ich begann schon wieder in einen sehr spannenden Traum hinein zu gleiten, als jemand mich penetrant an den Schultern rüttelte. Ich murrte Sergiu verärgert an. Ich wollte schlafen! Ich war müde! Doch er gab nicht auf, zog mir die Decke weg und mich so lange hin und her, bis ich schließlich - unfreiwillig wach - da saß. „Was gibt's denn so wichtiges?", fragte ich. „Mensch du Schisselchen! Heute ist die erste Lets Dance Show!", meinte Sergiu. Ich wäre vor Schreck fast aus dem Bett gefallen. Wie konnte ich das vergessen? Also, doch ich wusste es. Die letzten Tage waren anstrengend und aufregend und der gestrige Abend so lange, dass ich einfach noch so friedlich im Tiefschlaf war und überhaupt nicht bereit, aufzustehen. Aber jetzt hatte ich keine Wahl mehr. Todmüde quälte ich mich aus dem Bett, schlüpfte in bequeme Klamotten, machte mich ein bisschen frisch und ging dann mit meinem Freund zum Frühstück. Wir aßen noch gemeinsam, bevor er sich bis zum Nachmittag verabschieden musste, da er noch arbeiten ging.
Als er ging, ging er am Tisch meiner Gruppe vorbei und ließ mir damit keine andere Wahl, als mich dazuzusetzen. Während der Verabschiedung liefen wir bei ihnen am Tisch vorbei. Sophia sah mich natürlich sofort: „Nastja! Guten Morgen! Komm setz dich doch her!", meinte sie. „Ja komm! Das ist doch ne gute Idee!", tat Sergiu ganz unschuldig, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und schob mich dann zu Sophia ab „Bis heute Abend, Schatz." Und dann machte er sich aus dem Staub. Dieser ausgefuchste Typ! Ich konnte mir kaum Gedanken darüber machen, denn Sophia hatte sich meinen Arm geschnappt und zog mich neben sich auf die Bank.Paul erzählte gerade irgendwas in einer atemberaubenden Geschwindigkeit und alle lachten. Worüber sprach er wohl? Ich konnte ihm absolut nicht folgen. Er sprach viel zu schnell. Ich versuchte mir möglich nichts anmerken zu lassen und lachte einfach mit und schaute durch die Runde. Tony hatte einen ganzen Amberg Eierschale auf seinem Teller liegen und aß immer noch weiterhin Eier.
Valentin schaute regelmäßig leicht aufgeregt auf sein Handy, Maria erzählte irgendwelche Witze, die sie glaube ich teilweise selber nicht verstand und Sophia zerquetschte beinahe meinen zarten Körper ohne es zu merken. Die Aufregung schon also allgemein bei Allen und nicht nur bei mir hoch zu sein. Das war schon mal beruhigend zu wissen. Es war ja das erste Mal, dass wir alle so zusammen saßen ohne arbeiten zu müssen, was dazu führte, dass so ungefähr jeder einmal seine ganze Lebensgeschichte von vorne bis hinten kurz runterbetete, bevor wir vom Taxishuttle abgeholt wurden. Zuerst die Damen, weil wir länger bei Haare und Make-up brauchten. „Vergiss deine Tasche nicht!", meinte Tony gerade noch rechtzeitig zu mir, bevor ich sie wirklich vergessen hätte. Im Shuttletaxi lernten Sophia, Maria und ich dann auch noch ein paar der anderen Damen kennen. Ekat, Masha, Eva und Lina fuhren gemeinsam mit uns. Eva saß ganz vorne. In der mittleren Reihe saßen Maria, Sophia und Ekat und ganz hinten saß Masha zwischen Lina und mir. Ich glaube ja, Masha war etwas überfordert mit uns beiden. Lina, die arme Maus saß total verängstigt da und ich lachte ständig und fand alles lustig, obwohl ich kaum was vom Inhalt der Gespräche mitbekam und klammerte mich dezent unauffällig an meinem Rucksack fest. Für eine Story von Ekat, legte Masha uns beiden jeweils einen Arm um die Schultern. Nach der Story hielt sie uns weiter fest, bis wir angekommen waren. Da sich die meisten von uns noch nicht auskannten, wurden wir vor der Tür abgeholt, bekamen eine kleine Orientierungstour und wurden dann jeweils dorthin gebracht, wo wir hin mussten. Bei mir wurden zuerst die Haare gemacht. Man zeigte mir den Stuhl wo ich mich hinsetzen sollte. Kurze Zeit später tauchte hinter mir eine Frau mit blonden Locken auf. „Hi, ich bin Denise. Und wer bist du?" , stellte sie sich vor. „Hallo Denise.", antwortete ich. „Du bist Nastja, oder?", fragte Denise. „Ja." „Gut Nastja. Also schau, vor dir das Bild, das wird deine Frisur." „Was?" „Ich mach dir die Frisur auf dem Bild vor dir." Ich tat einfach so, als hätte Ich verstanden, was sie gesagt hat: „Ja." „Gut, dann fangen wir an.", schloss Denise und fing an, meine Haare zu bürsten. Meine Frisur dauerte nicht sehr lange, weil ich ja nur kurze Haare hatte. Neben uns machte eine Frau, die wohl „Sternchen" genannt wurde die Haare von Kathrin. Kathrin war auch so jemand, die unglaublich schnell sprach. Es war lustig ihr zuzuhören, weil es sich anhörte wie schnelle Musik. Sternchen hingegen schien eine sehr ruhige Person zu sein. Und Denise war voll cool und tanzte die ganze Zeit zu Handymusik. Das war alles sehr spannend. Danach nahm mich Kathrin, die schon länger bei Sternchen war und deshalb jetzt auch mit den Haaren fertig war, mit zum Make-up. Auf dem Weg redete sie auch die ganze Zeit. Ich lauschte der Musik, lächelte und nickte Abend zu. Ich bemühte mich gar nicht mehr richtig, richtig zuzuhören, weil es so einfach so schön war. Ich fand Kathrin auf jeden Fall sehr sympathisch. Irgendwer schminkte mich dann und unterhielt sich mit Kathrin, die wieder daneben saß und ebenfalls geschminkt wurde. Ich lächelte wohl weiter, denn ständig wurde mir gesagt:"Nicht lachen!" Das Schminken dauerte fast ein bisschen länger als die Haare, doch als auch das dann fertig war, warteten schon Maria und Sophia, weil wir gemeinsam unsere Kostüme anprobieren sollten, da wir ja die gleichen hatten. Man hatte ihnen wohl den Weg erklärt. Die Kostüme waren wieder wunderschön, genau wie am Tag zuvor, als wir sie zum ersten Mal angezogen hatten. Ich war mittlerweile schon fast wieder müde, aber die Generalprobe war aufregend und verlief, so wie sie sollte, schlecht. Tony war etwas durcheinander und ebenfalls sehr aufgeregt. Dadurch vergaß er natürlich ein paar Schritte oder verwechselte Choreoteile. Aber bei Maria und Sophia war es genauso. Anschließend war ich gerade auf dem Weg mit Tony zur großen Halle, wo immer die ganzen Instagramvideos gemacht wurden, um nochmal ein bisschen zu üben. Und da kam mir plötzlich Sergiu entgegen. Natürlich freute ich mich riesig und hüpfte auf ihn zu. Mein Freund nahm mich zur Begrüßung in den Arm. So ganz eventuell vergaß ich dabei völlig, dass Tony immer noch und die ganze Zeit über ungefähr einen Meter hinter mir stand und wartete, weil ich ja noch mit ihm üben wollte. „Na, wie war der Tag bisher?" Sergiu schaute mich fragen an. „Ich glaube, ich hab ein paar Sachen überhört. Hoffentlich hat das keiner gemerkt. Eine Frau, die heißt Kathrin, die hört sich an wie Musik. Richtig schön!", meinte ich. Sergiu lachte kurz auf, riss sich dann aber zusammen. Was ich nicht sah und wusste und er schon: Tony hinter mir schaute auf diese Aussage hin sehr überrascht und höchst fragend. „Bestimmt nicht! Bestimmt nicht! Und wenn doch, hast du ja immer noch deinen Niedlichkeitsbonus! Vergiss deinen Niedlichkeitsbonus nicht! Mit deinem Niedlichkeitsbonus kommst du schon durch!" Versicherte mir Sergiu und lachte dabei immer noch so merkwürdig, als würde er sich über irgendwas lustig machen. Wieso schaute er ständigüber mich drüber? Ich drehte mich um und sah Tony. Mist, den hatte ich total vergessen! Schnell schnappte ich ihn mir und trainierte an Ort und Stelle nochmal den Tanz. Mehrmals hintereinander. Und es schien geholfen zu haben, weil in der Show war es dann schon wieder besser. Obwohl wir alle unglaublich aufgeregt waren. Ganz unruhig liefen wir alle in der Gegend herum, bis wir auf die Bühne mussten. Und dann war da wieder dieser magische Moment: die Musik spielte, ich fing an zu tanzen und alles andere war vergessen! Komplette Konzentration auf dieses schöne Erlebnis! Ich bekam nicht so viel mit von der Show, weil alles so aufregend war und ich einfach alles in meinem Kopf speichern wollte. Nun, mein Kopf befand wohl, dass das zu viel war für den begrenzten Speicherplatz und vernachlässigte seine Speicheraufgabe sträflich. Irgendwann stand ich wieder mit Tony in der großen Halle. Ich schaute auf die Uhr, die Show war wohl vorbei. Tony schrie mich die ganze Zeit an, aber nicht böse, sondern hocherfreut. Nur hörte ich leider nicht, was er er schrie. Ich war so unglaublich müde und konnte kaum noch meine Augen aufhalten. Tony winkte jemanden zu uns her, Sergiu kam und wir gingen wieder zurück ins Hotel. Morgen würde mein Gehirn wieder funktionieren. Jetzt war es einfach müde. Erst mal schlafen.
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Nastja
FanfictionEine Fanfiction über Anastasia Stan und ihr erstes Jahr bei Lets Dance