Vorwort - Der Götter ungeliebtes Kind

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Ich fühlte mich gefangen.

Immer, egal wann und wo, konnte ich diesem Gefühl nicht mehr entkommen.

Wie in einem goldenen Käfig, von dem aus ich die Freiheit spüren aber niemals vollkommen greifen konnte.

Jeden Tag aufs Neue spürte ich wie die Schlingen sich fester um meine Seele zogen.

Ich allein sah diese unzähligen Ketten und Schlösser, fühlte ihre Schwere und Kälte.

Für mich ging es nur darum, in dieser Welt voller Schein und Glanz zu überleben.

Ich lebte schon lange nicht mehr, versuchte nur so zu tun als würde ich dies tun.

Ich sollte wie eine Blume, welcher man das Sonnenlicht entzog und sie allein im Dunkeln ließ, irgendwann vergehen und somit mein einsames, unbedeutendes Ende finden.

Als ich noch ein kleines Kind war, erträumte ich mir so vieles von dieser großen, weiten Welt.

Wie in den schönsten Romanen und Liebesgeschichten stellte ich mir diesen blauen Planeten vor.

Ich wollte so vieles sehen und erleben. Ich wollte erkennen, wo in dieser Unendlichkeit mein Platz ist.

Solange hatte ich darauf gewartet, endlich das zu werden, was ich immer sein wollte.

Ich wartete darauf, der Protagonist meiner eigenen, unendlichen Geschichte zu werden.

Aber ich konnte es nicht. Nie, wie stark ich auch jede Nacht zu den Göttern betete.

Mir war es nicht vorbestimmt worden, eben jenes Leben führen zu dürfen, dass man mir in den Büchern meiner Kindheit verschönert dargestellt hatte.

Ich wurde in eine Familie geboren, in der das Leben unter strikten Regeln ablief.

Ich erlebte eine Zeit weit vor jener, welches heute die meisten Menschen führen können.

Jeder - und damit meine ich jeder - musste sich an diese Regeln halten, besonders die Frauen.

Von dem Tag meiner Geburt an war ich dazu bestimmt, das Gleiche zu tun.

Ich wurde in einer verschneiten Winternacht am 22.Dezember 1882 als zuerst einziges Kind der Familie Winston geboren.

Meine Eltern waren eine der Familien, welche sich mit ihrem Geld und Erfolg alles ermöglichen konnten.

Sie waren jene, welche mir sehr früh zeigten, welche Position ich in dieser Welt tragen sollte.

Aber sie waren auch diejenigen, welche mit jedem Tag meine Träume aus Kindertagen zerstörten.

Ihr glaubt, dass sich diese Erziehungsmaßnahmen im Laufe der Jahre änderten? Schön wäre dies gewesen.

Während andere Kinder gemeinsam die Feiertage mit ihren Familien genossen, war ich allein.

Egal ob Weihnachten, Ostern oder andere christliche Feste gefeiert werden sollten.

Es gab besonders an diesen Tagen niemanden, welcher mit mir durch die Flure unseres Hauses ging.
Mein Tag war bis in jede kleinste Minute getaktet, tagein und tagaus.

Ohne Widersprüche oder die Chance, meine Stimme sowie meinen Geist dagegen zu erheben.

Ich musste Klavier üben, lernte verschiedene Sprachen und verfeinerte meinen Gesang.

Benimmunterricht, das korrekte Tragen von Kleidern oder andere besonders wichtige Verhaltensweisen gehörten dazu.

Jeden Tag, wieder und wieder wie in einer Endlosschleife.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 11 ⏰

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