Als die Sonne ihre ersten Strahlen über die weiten Ebenen schickte, waren zwei Katzen bereits hellwach und sehr aufgeregt.
Geißel lief unruhig auf und ab. Er wollte sich nicht eingestehen, nervös zu sein, aber er war es, und sein neuer Schützling Pechjunges war es auch, das wusste er.
Sonnenhoch. Wie soll ich von hier zur Mündung kommen? Der schwarze Kater betrachtete den dunklen Wald um ihn herum. Kein Lichtstrahl drang zwischen den dichten Bäumen hindurch, aber er fand sich zurecht, und er zweifelte nicht daran, dass es bei den anderen auch so war.
Und trotzdem: Als Gabriel mit einem hellen Blitz erschien, zuckte er überrascht zusammen. Seine Augen waren eben nur an das Dämmerlicht gewöhnt.
"Geht es los?" wollte er wissen.
"Jap" antwortete Gabriel kurz angebunden, und Geißel fragte sich, ob der Erzengel Probleme hatte. Vielleicht mit diesen Hasenherzen von SternenClan-Kriegern, dachte er im Stillen.
"Wie soll ich zur Mündung kommen?"
"Damit." Gabriel wieß mit der längsten Feder seines linken Federflügels hinter Geißel. Der Kater wollte sich umdrehen, als ein beißendes Brennen wie die Bisse von tausend Ameisen über sein Rückenfell fuhr. Er krümmte sich und fauchte.
"Au, was zum-"
So schnell es begann, war es auch wieder vorbei. Als Geißel den Kopf hob, fuhr er erschrocken zusammen. Große, pechschwarze Federflügel ragten von seinem Rücken auf.
Probeweiße schlug er mit seinen neuen Flügeln und hob ein Stück vom Boden ab, wie er es bei einigen Vögeln beobachtet hatte.
Er grinste und seine eisblauen Augen glitzerten gerissen.
"Also, damit kann ich arbeiten."
Gabriel nickte abwesend. "Komm mit." Er breitete die Schwingen aus und sauste durch den Wald. Geißel folgte ihm ungelenk, dann immer schneller. Schließlich gelangten sie an ein Tor, das von dunklem Efeu umrankt war. Es strahlte Unheil aus, aber nicht so viel, dass es Geißel interessiert hätte.
Nachdenklich betrachtete er den Wald, der seit vielen Monden sein Zuhause war. Er war froh, weg zu können, aber das Unbewusste vor ihm bereitete ihm Unbehagen.
Dann fiel sein Blick auf das innere des Tors. Er konnte sie sehen, die Clankatzen, die geschäftig in ihren Lagern unterwegs waren, konnte hören, wie sie miteinander sprachen.
Pechschwarzer Engel, dachte er. Ich werde über euch kommen wie die Nacht und über euch herrschen und ihr werdet mich nicht aufhalten können, denn ich bin unsterblich. Und ihr werdet keine Sterne mehr sehen können; der Morgen ist fern, die Alpträume nahe.
"Du kannst los. Sei pünktlich." ermahnte Gabriel ihn. Geißel nickte abwesend und nahm Schwung, um durch das Tor zu kommen.
Kurz verschwamm alles, dann befand er sich im dämmerblauem Morgenlicht. Ein finsterer, großer Schatten unter den verblassenden Sternen. Er nahm Kurs auf das Wassernest der Sonne und jagte über den Himmel.
Die Jungen, die noch schliefen, klagten über Alpträume an jenem Morgen.
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Pechschwarzer Engel
Fanfic"Sie hat das Herz eines Kriegers, die Augen einer unschuldigen Kätzin und das Erscheinen eines hilflosen Junges, doch ihre Seele ist die einer Verräterin." Geißel ist von seiner neuen Rolle ganz und gar nicht begeistert. Die Himmelsmächte haben besc...