Ratlosigkeit

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POV Mexi

Die nächsten Tage waren hart. Ju hatte es zwar durch einige Anrufe und ausspielen seiner Kontakte recht schnell geschafft das Video wieder offline zu bekommen aber danach wurden nochmal etliche Reuplouds gemacht. Die zwar alle auch wieder schnell gelöscht wurden aber dennoch hatten nicht unerheblich viele Leute das Video gesehen. Und selbst wenn es Leute nicht gesehen hatten wussten doch so ziemlich alle Bescheid.
Den es war natürlich das passiert was passieren musste. Diese vermahledeiten Aasgeier von der Bild hatten sich auf die Story gestürzt und diese groß auf die Titelseite gebracht: 'CDU Kritiker und Influencer Rezo in Sextape mit Mann zu sehen' hatten sie getitelt und natürlich waren alle anderen Zeitschriften mit aufgesprungen.
Hinzu kommt, dass das ganze auf Tiktok auch ein riesen Thema war. Leute die nach dem Sex Tape fragen in Tiktoks, Leute die Teile davon auf Tiktok posteten. Es war einfach überall ein riesen Thema gewesen.
Und natürlich waren auch meine DMs voll damit. Natürlich zum einen ein paar Leute du einfach nur fragten ob Rezo und ich zusammen wären. Dann auch ein paar Leute die mir mitteillten Ausschau nach Clips zu halten und alles zu melden was sie fanden. Aber natürlich auch Leute, die Rezo und mich als Schwuchteln und eckelhaft beschimpften. Und natürlich auch etliche Morddrohungen oder Vergewaltigungsandrohnungen.
Aber trotz dessen das ich das alles verfolgte und versuchte so gut es ging alles im Zaum zu halten ging es mir verhältnismäßig gut im Gegensatz zu Rezo.
Dieser hatte sein Handy seit dem Vorfall nicht mehr angefasst oder sonst irgendwo was von Social Media angesehen. Und er war seitdem auch nicht mehr aus meiner Wohnung gegangen. Seit Tagen lag er eigentlich nur im Bett und sah aus dem Fenster.
Als ich heute vom Einkaufen wieder kam traf mich fast der Schlag. Ja, Rezo lag an seiner gewohnten Stelle im Bett. Das schokierte mich nicht mehr. Aber was mich schokierte war. "Rezo, was ist mit deinen Haaren passiert?" fragte ich nach und lief auf ihn zu.
"Durch die Haare erkennt man mich zu leicht und wir müssen doch Morgen nach Deutschland fliegen weil dein Mietvertrag dann endet" erklärte Rezo emotionslos. Als wäre es ein völlig logischer Schritt seine Haare komplett abzurasieren.
Ich wusste nicht mal was ich dazu sagen sollte? Was sollte man in einem solchen Moment sagen? Allein die letzten Tage wusste ich schon immer nicht was ich zu ihm sagen sollte. Er lag nur im Bett und es kostete mich alle Überredungskunst ihn wenigstens zum Essen und Trinken zu bewegen.
Meine einzige Hoffnung war, dass es in Deutschland irgendwie wieder besser werden würde. Da könnte Ju mir helfen Rezo wieder auf die Beine zu bringen. Er hatte mir sogar schon zugesagt sich dafür Zeit zu nehmen und das obwohl ich ihm nicht wirklich gesagt hatte wie schlecht es Rezo wirklich ging. Ich hatte nur grob beschrieben das es ihm nicht gut ging und er sich von jedwigen Menschenkontakt fernhielt. Aber meine größte Hoffnung lag bei Rezos Therapeutin. Bereits für den morgigen Tag hatte ich einen Termin für ihn ausgemacht bei seiner Therapeutin und sogar mit ihr vereinbaren können, dass sie dafür ausnahmsweise zu Rezo nach Hause kam. Schließlich war ich mir sehr sicher, dass ich Rezo nicht dazu bewegen konnte dort hin zu gehen.
Und so sagte ich nichts weiter dazu und räumte lieber die Einkäufe weg. Ich hatte in den letzten Tagen schon alles gesagt was ich sagen konnte um ihn aufzumuntern. Ich war mit meinem Latein am Ende. Ich konnte nur da sein, auf ihn aufpassen und den ganzen Tag mit ihm kuscheln wenn ich mich nicht gerade darum kümmern musste das wir beide immerhin unsere Grundbedürfnise versorgten.

Am nächsten Tag stiegen wir ins Flugzeug zurück nach Deutschland. Meine ganzen Sachen aus der Wohnung waren schon abgeholt worden und ebenso auf dem Weg nach Deutschland in einem Container. Ich würde nur noch einige Tage auf diese warten müssen aber das war nicht schlimm. Alles was ich dringend brauchte hatte ich in meinem Koffer dabei.
Ich setzte mich neben Rezo hin, welcher bewusst den Fensterplatz nahm in der Hoffnung dort nicht erkannt zu werden. Und ich glaubte auch echt nicht das ihn jemand erkannte. Allein mit der Glatze sah er schon wie ein anderer Mensch aus. Und dann hatte er sich jetzt auch noch so gekleidet das man möglichst wenig von seinem Körper und Gesicht sah. Die Kapuze hing ihm sogar so tief ins Gesicht, dass ich mir nicht sicher war ob er überhaupt was sah.
Ich selbst hatte mich auch in meinen Klamotten versteckt aber eher Rezo zuliebe als das ich selber krass Angst hatte. Aber würde ich erkannt werden dann würde es infolge dessen sicher auch Rezo werden und das wollte ich vermeiden.

Als wir in Deutschland ankamen liefen wir gleich zu dem bekannten Auto auf dem Parkplatz und stiegen schnell ein. "Junge wie siehst du den aus?" fragte Ju sofort nachdem wir beide eingestiegen waren. Fuck, stimmt. Ich hatte Ju noch nichts von der Glatze erzählt. "Wie ein ganz normaler Typ und nicht mehr wie Rezo" meinte Rezo daraufhin trocken. Ju hingegen sah verwirrt und ratlos zu mir. Und ich lehnte mich zu ihm rüber und flüsterte: "Lass uns nachher darüber reden" und Ju nickte nur bevor er los fuhr zu Rezos Wohnung.
Dort angekommen verschanzte sich Rezo auch hier gleich im Schlafzimmer ohne Ju oder mich nochmal zu beachten.
Ju sah jetzt fragend zu mir. "Ok, es geht ihm gar nicht gut. Er geht nicht mehr raus, weil er Angst hat erkannt zu werden. Eigentlich liegt er nur im Bett. Zum Essen und Trinken muss er überredet werden und ich weiß seit Tagen nicht mehr was ich tun soll." brach es aus mir heraus. "Fuck, warum hast du mir nicht gesagt das es so schlimm ist?" "Was hätte das geändert? Meinst du wirklich du hättest ihn auf magische Art und Weise wieder besser fühlen lassen?" "Natürlich nicht aber ich hätte mit Sicherheit irgendwas tun können." "Ich weiß nicht, Ju. Ich bin inzwischen einfach nur froh das er noch lebt." meinte ich. Und es klang vielleicht bitter aber so war es. Ich war einfach froh, dass er noch lebte. Das er nicht nochmal versuchte hatte sich etwas anzutun. "Was genau meinst du?" fragte Ju jetzt und da fiel mir wieder ein das er von dem Vorfall am Strand auch noch nichts wusste.
"Setz dich" meinte ich und deutete auf die Couch. Ju kam meiner Bitte sofort nach und setzte sich auf eben jene. "Ok, also an dem Tag der Veröffentlichung als du uns angerufen hast ist Rezo einfach auf einmal aufs Meer zugelaufen und hat versucht sich umzubringen. Ich hab ihn dann aus dem Meer gezogen." meinte ich und bei der Erinnerung daran brach ich fast wieder in Tränen aus.
"Fuck, ok irgendwie müssen wir ihn wieder auf die Beine bekommen. Er wirkt immer noch so als würde er zwar überleben aber nicht mehr leben. Irgendwie müssen wir das wieder hinkriegen. Nur wie?" "Ich weiß es auch nicht." sagte ich und so saßen Ju und ich uns beide ratlos gegenüber.

Love me (Rezofy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt