Der Schnatz

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Das goldene Federkleid des Tieres war aufgeplustert, während es in der hintersten Ecke versuchte, sich in dem runden Käfig vergeblich zu verstecken. Er konnte ohnehin nichts sehen. Alles war durch ein Tuch über den Käfig abgedeckt und jedes Stück Licht davon abhielt das Leben des kleinen Tieres zu erhellen.

Das kleine Herz raste schon seitdem es in diesem widerlichen Käfig steckte. Der mattgraue Boden war bedeckt mit nicht angefasst und verrotteten Würmern. Essen. Zumindest nannten sie es das. Wobei es schon halb verrottet durch die schmalen Öffnungen durchgeschoben wurde.

Plötzlich wackelte der Untergrund. Sie bewegten sich. Wieder. Sein Herz fing weiter an zu rasen. Doch er bewegte sich trotzdem weiterhin nicht. Als würde es seine Lage schneller beenden. Er wollte wieder seine Ruhe haben. Wieder frei fliegen können. Doch von dem Gedanken hatte sich der Goldener Schnatzer schon lange verabschiedet. Es war einfacher, es zu akzeptieren, in Schmerzen zu sterben, die er sich schon die letzten Tage angetan hat. Hoffnungen würden sein Ende schmerzhafter machen, als es auch ohne sie sein würde.

Doch je lauter die Geräusche von um ihn herum wurden, konnte er sie nicht weiterhin ignorieren. Es schreckte den Vogel aus seiner Schreckstarre raus und veranlasste ihn panisch mit seinen Flügel rum zu schlagen. Doch bevor der goldene Schnatz wirklich etwas mitbekam, wurde das Tuch vom Käfig gerissen und eine Flut an Einflüssen der Umwelt stoppten all seine Bewegungen, bis seine Schreie schriller und seine Flügelschläge noch hektischer wurden.

Dann öffnete sich ein Tor. Schnell schoss der Schnatz aus seinem Gefängnis und flog Richtung Himmel. Doch er musste höher und höher. Das Geschreie näherte sich ihm, je höher der goldene Schnatz flog. Es hörte einfach nicht auf. Es wurde einfach mehr. Es verwirrte den Vogel. Machte ihn kirre, orientierungslos. So flog er in hoher Geschwindigkeit im Zickzack weiter rauf zum endlosen Himmel, bis sich ein Riese seinen Weg versperrte. Scharf bog der Vogel ab und versuchte, den, jetzt, Verfolger abzuschütteln. Er erhöhte seine Geschwindigkeit und wich den anderen Geschossen und Riesen aus. Die Freiheit wurde ihm doch gerade erst hingeworfen. Er wollte sie nicht wieder verlieren.

Das goldene Tier stoppte aus dem Nichts und schoss geradewegs nach oben. Schon wieder einer von ihnen. Der Riese streckte seinen Arm aus, dem der Schnatz flix und gewand auswich und nah am Gesicht vorbei flog und sich so den Weg weiter nach oben erarbeitete, sich dann doch lieber für einen Abbieger Links entschied. Da würden sie nicht erwarten, dass er dorthin fliegt. Doch mit jedem Mal Ausweichen, Verstecken und Flucht pochte das kleine Herz immer schneller im Inneren des Vogels. Er verlor noch weiter an Orientierung, von der er von Anfang an kaum hatte. Und schon bald holte ihn die Tage oder Wochen ein, die er in dem Käfig saß. Bewegungslos. Ohne Nahrung. Ohne zu fliegen.

Er wurde langsamer. Verlor an Wendigkeit. Und mit jeder verstreichenden Sekunde verlor er die neu gewonnen Hoffnung der Freiheit. Wieso taten sie ihm das an? Was hatten sie davon mit ihm zu spielen?

Eine Hand schloss sich brutal um den gebrechlichen Körper. Zerdrückte die Knochen, bis kein Funken leben mehr in den feuerroten Juwelen, die sich nur die Freiheit oder einen schnellen Tod wünschten. Am Ende bekam er nichts von beiden.

Der Spieler schaute auf den ehemals goldenen Schnatz. Das Gefieder, getränkt in Blut, starrten ihn die so kostbaren, leeren Augen an. Doch der Jubel seiner Fans und Teamkameraden, ließen den Spieler schnell über das Leben, das er genommen hatte, vergessen.
"Gewonnen!", schrie der Spieler selbst und warf den toten Schnatz seinem Team zu.

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Vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass vor dem Goldenen Schnatz im Quidditch noch echte Schnatzer verwendet worden sind. Sie wurden über 100 Jahre bis zum 14. Jahrhundert im Sport genutzt. Das Problem war, dass die Tiere extremst Zart und zerbrechlich waren. So stark, dass sie schon bei leichtem zupacken zerquetscht worden sind. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 21 ⏰

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𝐏𝐚𝐩𝐞𝐫 𝐓𝐞𝐚𝐫𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt