~Aurora~Nevios Wagen hielt vor der Villa meines Vaters und er schaltete den Motor aus. Schweigen umgab uns für einen Moment in der niemand von uns beiden sich scheinbar traute etwas zu sagen. Ich sah aus dem Fenster und schaute für einen Moment zur gewaltigen Villa hoch, die selbst in der Dunkelheit unverkennbar war. Im Arbeitszimmer meines Vaters brannte Licht und ich wusste, dass er da war. Wahrscheinlich würde er die nächste Ration Drogen kontrollieren. Gott wie ich dieses Zeug hasste. Ich verzog beim Gedanken daran das Gesicht. Würde man in unserem Haus eine Drogenrazzia durchführen, würde mein Vater für viele Jahre hinter Gittern landen und eine saftige Summe Geld zahlen müssen. Es gab Zeiten, in denen ich mit dem Gedanken gespielt hatte, doch nie wirklich auch nur versucht hatte wahr werden zu lassen. Mein Vater war alles was ich noch besaß. Außer ihn, mir und ein paar entfernte Cousins gab es niemanden mehr in der Familie De Luca. Allein der Gedanke daran konnte jemanden schon fast zum weinen bringen...jedoch nicht aus Traurigkeit. Nein, aus Mitleid. Denn es war kläglich mit anzusehen wie die mächtige Familie Italiens langsam aber sicher ausdürrte. Ich riss beim Geraüsch eines heruntergelassenen Fensters aus den Gedanken und kam zurück in den Wagen.
"Wir sind da" merkte Nevio an und sah zu mir herüber. Ich erwiderte nichts und nickte nur.
"Ich weiß" gab ich schließlich zurück und griff nach meiner kleinen schwarzen Handtasche und schnallte mich ab. Als ich die Beifahrertür öffnete bließ mir kühle Nachtluft ins Gesicht und ließ mich frösteln. Ich setzte einen Fuß auf den Asphalt und wollte gerade aussteigen,als Nevios Hand mich zurückhielt.
"Was vorhin passiert ist-" begann er,doch ich fuhr ihm ins Wort, "ist nie passiert".
Ich stieg aus dem Wagen aus,schloss die Tür und begann die erhöhte Einfahrt empor zu laufen ohne mich noch einmal umzudrehen.Ich schlüpfte durch das schwarze Eisentor und hörte noch wie Nevio davon fuhr, dann war ich allein in der Nacht und atmete auf. Ich fühlte mich sicher hinter den Toren unserer Villa, fast unantastbar. Den Rest des Weges zur Villa legte ich barfuß zurück um möglichst wenig Aufmerkamkeit auf mich zu ziehen. An den riesigen Flügeltüren angekommen, vergewisserte ich mich, dass keine Männer meines Vaters in der Eingangshalle umher schwirrten und schlüpfte hinein. Lediglich das Mondlicht spendete etwas Licht und ließ den weißen Marmorboden fast majestätisch aussehen. Der Boden war eiskalt und ließ mich mit jedem Schritt den ich tat zusammenzucken.
Leise schlich ich die Treppe hinauf, vorbei an der Tür des Arbeits/Drogenzimmers meines Vaters und begab mich eine Etage höher in der mein Zimmer lag.
Unentdeckt schaffte ich es in mein Zimmer und schloss ausatmend meine Doppeltür. Ich lehnte mich dagegen und stellte meine Highheels ab. Nachdem ich ein paar Minuten einfach nur da stand und an nichts dachte, schlüpfte ich aus meinem schwarzen Kleid und ließ es geräuschlos zu Boden gleiten, bevor ich ins Bad ging und mir den Rest des Abends vom Körper schrubbte. Ich betrachtete mich im Spiegel und mir stieg das Gesicht des jungen,blonden Mannes in den Kopf. Wie er mich versucht hatte mit Drogen gefügig zu machen und mich wenige Minuten danach angefasst hatte. Gott war mir schlecht geworden. Er hatte so stark nach Alkohol gerochen, dass ich ihm am liebsten quer ins Gesicht gekotzt hätte. Ich schüttelte mich beim Gedanken daran, wie er seine Zungenspitze hat über meinen Hals fahren lassen und seine Hand meiner Brust zu nah gekommen war. Wäre Nevio nicht eingeschritten, hätte er sich wahrscheinlich einen Tritt in die Eier eingehandelt. Doch ich musste zugeben, dass Nevios Taschenmesser besser in den Kronjuwelen des Mannes ausgesehen hatte als mein Knie es je gekonnt hätte.
Kopfschüttelnd löschte ich das Licht, schob mein Kleid beiseite und stieg in mein für mich zu großes Kingsize Bett und kuschelte mich unter meine Decke. Der Vollmond brach durch mein Fenster und ließ Schatten an den Wänden tanzen. Schlaflos starrte ich an die Decke und griff nach meinem Handy,welches auf der anderen Seite des Bettes lag und schrieb Alice,dass ich zu Hause war.
Wie zu erwarten kam auch nach zehn Minuten keine Antwort und ich legte das Handy beiseite. Wahrscheinlich hing sie irgendwo mit dem Kopf zwischen den Beinen irgendeines Mädchens das sie aufgerissen hatte und leckte ihr die Sterne vom Himmel.
Jap, Alice war vor gut 8 Wochen zur Erkentniss gekommen, dass sie auf Frauen stehe und trieb sich seither in den verschiedensten Betten umher, dass ich es aufgegeben hatte zu zählen, mit vielen Frauen sie schon intim geworden war. Für mich persöhnlich sprach nichts dagegen. Alice war eben Alice. Gutaussehend temperamentvoll und in der vollen Blüte ihres Lebens. Mit ihren frischen 20 Jahren konnte sie tun und lassen was sie wollte, fand ich...manch andere eher weniger. Alice Eltern waren über ihre neue "Vorliebe" gar nicht begeistert gewesen und haben schockiert reagiert, als sie vor 4 Wochen eine kleine Blondine mit nach Hause gebracht und die halbe Nacht beglückt hat. Laut Alice Bruder Valerio habe sie so laut gestöhnt, dass die halbe Belegschaft der Villa aufgewacht sei. Ich muss zugeben, der Gedanke daran wie Alice ihre Familie insbesondere ihre Eltern terrorisierte war schon amüsant. Insbesondere ihren Vater Stefano der großen Wert darauf legte die Blutlinie der Familie Venturi aufrecht zu erhalten.
Der Gedanke daran, wie es sich anfühlen würde von einer Frau berührt zu werden, hatte sich, seitdem Alice es mir gestanden hatte, des öfteren in meine Gedanken eingeschlichen. Ich wusste das mein Vater nichts dagegen hatte. Solange wie er einen Erben für seine Dynastie bekommen würde, könnte ich tun und lassen was ich wollte. Mein Vater scherrte sich nicht darum mit wem ich ins Bett steigen würde. Für ihn zählten nur seine Drogengeschäfte und der Einfluss den er auf Italien und seine umliegenden Länder hatte. Geld und Macht waren zwei Dinge, die Lorenzo De Luca schon immer wichtiger waren als alles andere. Man sollte meinen, dass nach dem Anschlag von vor vier Monaten, er sein Streben geändert habe. Schließlich hatte er viel Geld dafür bezahlt, dass das was geschehen war nicht an die Öffentlichkeit geraten würde...aber nein. Der einzige Grund wieso er dies getan hatte war, um seinen eigenen Arsch zu retten und aufrecht zu erhalten, dass er unantastbar war.