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Atemlos löste Noah sich von Colin, der weiterhin die Augen geschlossen hielt und leicht lächelte. Noah selbst hatte ein übergroßes Strahlen im Gesicht. Er konnte es nicht fassen, dass das gerade wirklich geschah.

Colin öffnete die Augen und Noahs Knie wurden weich, so viel Liebe und Freude lag in Colins Blick.

„Du liebst mich.", wiederholte Colin, beinahe ungläubig.

Noah konnte nur nicken.

„Es tut mir leid, dass du daran gezweifelt hast. Ich habe versucht, es dir zu zeigen. Der Film, den ich für euren 4D-Stuhl gemacht habe, und das Liebesgeständnis aus dem Zombiefilm, das war alles für dich.", erklärte Noah mit heißen Wangen. „Ich wollte, dass du es weißt, aber dann hatte ich doch zu große Angst und hab dich angelogen." Er biss sich auf die Unterlippe und sah weg. Er würde es wahrscheinlich immer bereuen, was er damals zu Colin gesagt - und was er nicht gesagt hatte.

„Du hattest Angst, verletzt zu werden?"

Langsam schüttelte Noah den Kopf.

„Das war es nicht wirklich. Ich weiß, dass du mir nie mit Absicht weh tun würdest. Ich hatte eher Angst, dass ich wie immer alles kaputt mache und dich dadurch verliere. Dass du merkst, dass ich nicht gut genug bin und du etwas Besseres verdient hast und ich dann wieder alleine bin. Ich wollte lieber eine sichere Freundschaft mit dir als eine Beziehung, die in meinem Kopf nicht halten kann, weil ich... weil Liebe..."

„Du denkst, dass es so endet wie bei deinen Eltern.", sagte Colin leise.

„Ich weiß, dass ich das nicht vergleichen sollte. Meine Eltern hatten, solange ich mich erinnern kann, nie wirklich eine liebevolle Beziehung, auch wenn sie nach außen immer auf heile Welt getan haben und auch mir gesagt haben, dass sie sich noch lieben und es nur eine schwierige Phase ist. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich an allem schuld war. Meine Eltern wollten mich nach der Scheidung nicht, aber sie wollten mich auch davor schon nicht wirklich. Ich war schon immer ein Einzelgänger, hatte kaum Freunde, und erst von Freddy habe ich mich wirklich geliebt gefühlt."

Noah sah weg und kämpfte mit den Tränen. Er hatte noch nie jemandem von diesen Gedanken und Gefühlen erzählt.

„Noah.", flüsterte Colin sanft und zog ihn dann ganz fest in seine Arme. „Du bist nicht verantwortlich für die Beziehung deiner Eltern. Und sie müssen komplett verrückt sein, wenn sie dich nicht wollen. Ich will dich, Noah. Und ich werde dich nicht verlassen!"

Noah schloss die Augen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Er klammerte sich an Colin als wäre er eine Rettungsleine. Minutenlang standen sie einfach so da und hielten sich fest.

„Hast du schon mal drüber nachgedacht, mit jemandem über all das zu reden?", fragte Colin nach einer Weile vorsichtig, ohne Noah loszulassen. Noah wischte sich über die Augen und nickte.

„Ja, ich hab schon überlegt, in Therapie zu gehen, aber ich hab's bis jetzt nicht geschafft, mich darum zu kümmern.", gestand er.

„Ich helfe dir.", sagte Colin sofort und Noah lächelte.

„Ist dir eigentlich bewusst, wie viel du allen immer hilfst?"

„Ja, Julia hat mir auch schon öfter gesagt, dass ich mehr auf mich achten muss und mich nicht ausnutzen lassen soll. Deswegen helfe ich jetzt hauptsächlich Leuten, die ich mag. Oder liebe.", grinste Colin verlegen. Noahs Wangen wurden wieder warm.

„Da hab ich ja Glück gehabt.", murmelte er und vergrub erneut sein Gesicht in Colins Nacken. Noah fühlte sich wie im Rausch. Dass er von Colin so gemocht wurde, dass er sich in ihn verliebt hatte, dass er begehrt wurde... das war schwer begreifbar für Noah, aber es war ein unfassbar schönes Gefühl.

Say something | NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt