Kapitel 20

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Die letzten 2 Wochen waren sehr intensiv. Unser Viertelfinale haben wir mit 2:0 gegen Österreich gewonnen und das Halbfinale mit 2:1 gegen Frankreich. Wir sind alle sehr zufrieden mit unserer Leistung bis jetzt und freuen uns, dass wir im Finale stehen. Diese Freude und Zuversicht spüre ich auch grade in der Kabine. Jeder hier ist sich bewusst, dass wir dieses Finale unbedingt gewinnen wollen und hofft, dass sich unsere harte Arbeit in den letzten Wochen auszahlen wird.
Neben den ganzen Trainingseinheiten habe ich viel Zeit mit den Mädels verbracht und auch Zeit alleine mit Obi. An 2 Tagen haben Vivi und Lea uns ein Zimmer überlassen, damit wir ein wenig Zweisamkeit haben, was ich echt süß von den beiden fand. Diese Zeit zusammen haben wir natürlich genutzt und es war sehr schön, einfach mal abzuschalten und nicht an Fußball zu denken.
Unser Gegner heute ist kein anderes Team als England. Es wird definitiv kein einfaches Spiel, aber wir haben uns in den letzten Spielen sehr bewiesen und können es definitiv schaffen.

Im Spielertunnel gehe ich noch kurz zu Lucy und Keira, die ich beide noch aus meinem Jahr in Barcelona kenne und wünsche den beiden Glück.
Da Gwinni sich eine kleine Verletzung im Training zugezogen hat, wird Obi uns heute als Kapitänin aufs Feld führen. Bevor ich mich auf meine Position stelle, gehe ich nochmal vor zu ihr und drücke ihre Schultern. Sie ist schon den ganzen Tag ziemlich angespannt und ich versuche sie damit etwas zu beruhigen. „Du schaffst das." flüstere ich ihr ins Ohr, woraufhin sie sich zu mir umdreht und lächelnd nickt. Diese Geste hat auch meiner Nervosität etwas geholfen und ich begebe mich nach ganz hinten in der Reihe. Kurz darauf laufen wir auch schon ein. Die  Menge, die jubelt als wir den Rasen betreten, beschert mir immer wieder eine Gänsehaut und Glücksgefühle. Weshalb sich mein Gameface auch kurz zu einem Lächeln wandelt.
Als wir die Nationalhymne singen, schließe ich meine Augen und blende alles um mich herum aus. Diesen Moment nutze ich in vollen Zügen aus und bereite mich mental noch einmal auf das bevorstehende Spiel vor.

Obis Rede stärkt unseren Teamgeist nochmal und als ich danach zum Anstoßpunkt laufe, nehme ich Obis Hand wahr, die meine drückt. Ich drehe mich rum und lächle sie an, bevor ich meinen Weg fortsetze.
Das Spiel wird angepfiffen und ich passe den Ball zu Lea. Wir dominieren direkt von Anfang an, trotzdem machen es uns die Engländerinnen nicht leicht und wir können kaum gute Torchancen umsetzen.
Bis zur Halbzeit können wir leider noch nicht in Führung gehen, trotz mehrerer guter Chancen.
In der Kabine lasse ich mich erschöpft auf meinen Platz fallen und versuche möglichst alles aufzunehmen, was unser Trainer uns sagt. Nur bin ich schon wieder viel zu sehr in meinen eigenen Gedanken, weshalb ich nur mit einem Ohr zuhöre. Obi hat dies glücklicherweise mitbekommen und erklärt mir in Kurzform das wichtigste, als wir wieder raus auf den Platz gehen.
Es ist ein ständiges Hin und Her bis in der 62. Minute Ella Toone das 1:0 für England macht.
Ich schüttle enttäuscht meinen Kopf und gehe danach wieder zurück auf Position. Allerdings ist noch nichts verloren. Wir können das Spiel noch drehen. Wir müssen es einfach. Das rufe ich mir in den nächsten Minuten immer wieder in den Kopf.
10 Minuten vor Abpfiff kriege ich den Ball von Obi perfekt in den Strafraum gepasst. Ich überlege nicht lange und haue das Ding mit Wucht in den linken Winkel. Ich schreie meine ganze Freude raus und werde kurz danach von meinen Mitspielerinnen umzingelt, die dieses Tor gemeinsam mit mir feiern. Als sich alle wieder von mir lösen, steht Obi als letzte noch vor mir und drückt mich nochmal eng an sich. Dann löst sie sich ein Stück und küsst mich auf die Stirn. In ihrem Blick liegt wieder Hoffnung. Die Hoffnung, die wir jetzt alle noch brauchen, um zu gewinnen.
Nach 4 Minuten Nachspielzeit wird abgepfiffen. Erschöpft sammeln wir uns alle und besprechen mit unserem Trainer die Taktik für die Verlängerung. Vivi stellt sich neben mich und reicht mir etwas trinken, was ich dankend annehme. Dann lausche ich weiter unserem Trainer, diesmal wirklich, um alles mitzubekommen.
Kurze Zeit später geht es auch schon weiter. Die erste Hälfte der Verlängerung zeigt keine Veränderung am Spielstand. Eine klare Torchance gab es auf beiden Seiten nicht, aber wir hatten deutlich mehr Ballbesitz und die Zweikämpfe der Engländerinnen wurden immer hitziger.
Die zweite Hälfte läuft nicht weniger intensiv ab. Nach einer starken Parade von Merle, durch Chloe Kellys Schuss, schießt sie den Ball nach vorne zu mir und ich renne, mit meiner letzten Kraft nach vorne. Ich sehe, wie Obi ein Stück hinter mir läuft und passe ihr den Ball per Hacke kurz vor dem Strafraum zu. Sie wittert ihre Chance und schießt direkt ab. Der Ball zappelt im Netz und wir rennen alle auf Obi zu und schmeißen sie mit uns auf den Boden.
Es sind noch ganze 5 Minuten die uns von unserem Sieg trennen. In diesen gehen wir natürlich kein Risiko mehr ein und spielen nur noch auf Zeit.
Als endlich der Pfiff ertönt, lasse ich mich erschöpft lächelnd auf die Knie sinken und sauge den Moment in mich ein. Wir haben es geschafft!
Wir sind Europameister! Ich kann es noch gar nicht wirklich glauben, trotzdem raffe ich mich wieder auf und lasse meinen Blick übers Feld schweben. Die Engländerinnen liegen erschöpft und enttäuscht auf dem Boden oder sich gegenseitig in den Armen. Unsere Mädels liegen sich alle in den Armen, nur eine fehlt. Meine Schwester. Ich suche das Feld weiter ab und sehe sie immer noch vor ihrem Tor sitzen und glücklich lächeln. Ich nehme meine Beine in die Hand und laufe auf sie zu. Sie sieht mich von weitem schon anrennen kommen und stützt sich deshalb etwas auf, um mich abfangen zu können. Ich laufe ihr direkt in die Arme und rutsche ein Stück über den Rasen. Dann halte ich sie so fest, wie ich kann und sie tut es mir gleich.
In diesem Moment brauchen wir nichts weiter zu sagen.
Als wir uns wieder lösen, stehe ich auf und halte ihr meine Hand hin, um ihr hochzuhelfen.
Merle legt mir ihren Arm um die Schultern und wir gehen gemeinsam rüber zu den anderen.
Ich umarme jede meiner Mitspielerinnen und zum Schluss gehe ich zu meiner Freundin, die schon lächelnd mit offenen Armen auf mich wartet. Ich laufe zu ihr und springe ein Stück hoch, um meine Beine um ihre Hüften zu schlingen. Obi hält mich an meinem Hintern fest und vergräbt ihr Gesicht an meinem Hals. „Wir haben es geschafft." flüstere ich ihr ins Ohr und schmiege mich noch fester an sie. Ich spüre ihr Lächeln an meinem Hals und wie sich mich langsam wieder runter lässt. Danach nimmt sie mein Gesicht in ihre Hände und schaut mich bittend an. „Tu es." flüstere ich grinsend und das lässt sie sich nicht zweimal sagen. Sofort liegen Obis Lippen auf meinem und wir müssen beide in den Kuss lächeln.
In diesem Moment kann ich mir nichts schöneres vorstellen. Hier auf dem Feld inmitten unserer Teamkollegen, meine Freundin zu küssen und danach ausgiebig unseren Sieg feiern. Genau jetzt fühlt sich alles einfach verdammt richtig an.




Es tut mir soooo leid, dass ewig nichts kam..🥹
Ich wollte erstmal meine restlichen Prüfungen hinter mich bringen und danach hatte ich irgendwie voll die Schreibblockade🥲
Da ich grade im Urlaub bin, werde ich wahrscheinlich auch nicht so regelmäßig updaten, aber ich versuche es, damit die Geschichte langsam ein Ende findet.😅 Ich hoffe euch geht es soweit gut und ihr seid gut in den Sommer gestartet😊 Bis bald!👋🏻

finding back to us - Part IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt