Ich hatte meinen Koffer gerade im Foyer abgestellt, als sich eine weiße Holztür zu meiner linken Seite öffnete und Onkel Ezra in mein Sichtfeld kam. Lächelnd winkte ich und wurde von seinem breiten Grinsen begrüßt. Ähnlich wie Grandpa kam er mit offenen Armen auf uns zu und schloss mich in eine kurze Umarmung.

»Mein Lieblingsneffe ist zurück! Alles klar, Kumpel?«

Es war immer wieder erschreckend und faszinierend zugleich, wie ähnlich er meinem Dad sah. Klar, als Brüder ist das nichts Überraschendes. Aber manchmal schaute mich Onkel Ezra genauso an, wie ich die Blicke meines Dads in Erinnerung hatte.

»Ja, alles bestens. Bei dir?«, antwortete ich und setzte meinen Rucksack ab.

»Könnte nicht besser sein. Die Arbeit läuft gut und ich plane ein paar Events, die wir diesen Sommer im Hotel zum Leben erwecken könnten. Was haltet ihr von einer Karaoke-Night?«

Ich weitete die Augen. Das wäre der absolute Hammer! Auch Louis war auf Anhieb begeistert.

»Geil. Absolut geil!«, stieg er mit ein, was meinen Onkel zum Lachen brachte.

»Dachte ich mir. Sicher ist es noch nicht, aber wir schätzen, es würde auch bei den anderen Gästen gut ankommen.«

Das glaubte ich auch. Wenn es im Veranstaltungsraum stattfand, wäre dort auch die Bar, und mit etwas Alkohol im Blut war es fast ein Kinderspiel, schiefe Töne ins Mikrofon zu grölen.

»Was steht noch an, abgesehen vom Sommerfest?«, wollte ich wissen und stemmte die Hände in die Hüfte. Ich hatte gerne einen groben Überblick über die anstehenden Dinge. Ezra überlegte laut und schnipste dann mit den Fingern.

»Ah, natürlich. In knapp zwei Wochen findet eine Movie-Night statt. Wenn das Wetter mitspielt, machen wir das draußen im Garten.«

»Das klingt fantastisch. Können wir noch Filmwünsche äußern?«, fragte ich und daraufhin nickte mein Onkel.

»Natürlich. Ich gebe dir später eine Liste. Die wollte ich sowieso noch hier im Foyer auslegen für die anderen Gäste.« Zufrieden nickte ich.

»Sonst steht erstmal nichts Größeres an.«, sagte Grandpa neben uns. Er hatte sich in einen der Sessel, die verteilt im Foyer standen, gesetzt und unser Gespräch verfolgt.

»Schläft du wieder in deinem alten Zimmer, Niall?«, fragte Ezra. Verwirrt schaute ich ihn an.

»Natürlich, wo sollte ich sonst schlafen?«

»Ich dachte nur...dass ihr...« Er zeigte zwischen Louis und mir hin und her »... endlich zueinander gefunden habt.«

»Bitte? Niall und ich? Nie im Leben!«, lachte Louis und ich stieg mit ein.

»Nur Freunde, Onkel Ezra. Wir sind nur Freunde.«, betonte ich, wie in den ganzen Jahren, seit Louis und ich uns kannten.

Schon mit zwölf hatten meine Eltern durch die Blume gefragt, ob ich Louis mehr mochte als nur freundschaftlich. In unser enges Verhältnis wurde von da an immer etwas mehr hineininterpretiert. Aber Louis war mehr wie ein nerviger Bruder als mein Lover.

»Ich frag ja nur, ich frag ja nur. Hätte ja sein können, dass sich was geändert hat.«, sagte Ezra belustigt und hob abwehrend die Hände.

Ich nahm es ihm natürlich nicht übel. Zu sehr amüsierten mich die Reaktionen, wenn ich Leuten erklärte, dass sie falsch gedacht hatte. In der Uni war das auch schon das ein oder andere Mal passiert. Die Blicke der Kommilitonen schwankten oft zwischen Verwunderung und Enttäuschung.

»Wir schlafen getrennt.«, sagte ich nochmal und Grandpa neben mir gab ein brummendes Lachen von sich. Mein Onkel kratzte sich im Nacken und schüttelte belustigt den Kopf.

One Death Away - [Ziall AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt