»Wir wollen morgen Abend spontan ins Kino gehen, kommst du mit?«

Ich kam gerade von der Toilette zurück und sah in Mias fragendes Gesicht.

»Wir schreiben gerade im Gruppenchat darüber.« Da ich mein Handy an der Rezeption liegen gelassen hatte, wusste ich noch nichts von den Plänen.

»Ahh, cool.« Mia nickte freudig.

Ich hatte auch sie heute Vormittag erstmal grob über alles aufklären müssen, was passiert war, und ihr mehrfach versichern müssen, dass es mir gut ging. Von den blauen Flecken an meinem Arm mal abgesehen. Für die hatte sich Zayn schon entschuldigt, als er diese entdeckt hatte. Er hatte mich wohl etwas zu heftig gepackt und auf den Boden befördert. Aber die blauen Flecken nahm ich allemal in Kauf, solange es bedeutete, dass mein Herz noch schlug.

»Welchen Film wollt ihr denn schauen?«, fragte ich, während ich meinen Computer wieder entsperrte.

Ich hatte Grandpa gebeten, mich nicht länger von meinem Job zurückzuhalten. Die Ablenkung tat mir gut. In meinem Zimmer würde ich nur durchdrehen. Außerdem saß Zayn wie ein Wachhund am Eingang in einem der Sessel und hatte ein Auge auf mich. Nebenbei blätterte er in einem Buch und war ab und an am Handy.

»Irgendwas mit Action. Habe den Titel vergessen, aber es wird dir sicher gefallen.«

»Ja, meinetwegen gerne.«, sagte ich schulterzuckend. Dann hielt ich inne.

Wäre es klug in Anbetracht der aktuellen Lage, mit meinen Freunden ins Kino zu gehen?

Aber Verstecken war auch keine Lösung. Außerdem würde ich nicht alleine sein. Meine Freunde waren da, und dann würde sich doch kein Mörder an mich herantrauen.

Hoffentlich würde Zayn das auch so sehen. Notfalls musste er halt mitkommen. Ich würde nicht anfangen, Zeit mit meinen Freunden einzubüßen, nur weil ein Irrer hinter mir her war, aus einem Grund, den ich immer noch nicht kannte. Ich hatte mit Grandpa noch nicht darüber reden können.

»Prima. Wir treffen uns nach dem Abendessen hier im Foyer. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr.« Mia tippte etwas in ihr Handy. Vermutlich gab sie Louis und Harry Bescheid, dass ich mitkommen würde.

In den kommenden Stunden reisten neue Gäste an, die bei mir eincheckten und Fragen zum Aufenthalt oder zum Hotel hatten. Alles beantwortete ich liebend gerne und wies jedes Mal auf unser Sommerfest hin, für das Plakate aushingen und Flyer auf der Rezeption lagen.

»Freust du dich schon auf das Sommerfest?«, fragte Mia beiläufig, als sie einem weiteren Gast einen der Flyer überreicht hatte. Ich hatte das Gefühl, diese Frage non-stop gestellt zu bekommen.

»Und wie. Am meisten aber auf Peets Erdbeerpunsch.«

»Was anderes hätte mich auch überrascht und enttäuscht.«, lachte Mia und ich stimmte mit ein. Doch als mir meine ungeschriebene Rede in den Sinn kam, verstummte ich und riss mich zusammen, nicht genervt zu stöhnen. Ich hatte noch etwas mehr als eine Woche, dieses blöde Ding zu schreiben. Dabei hatte ich aktuell echt andere Sorgen und wusste nicht, was ich den Leuten zu sagen hatte.

Ich würde die Rede wohl noch eine Weile länger vor mir herschieben, damit mein Zukunfts-Ich mich richtig hassen konnte, wenn ich einen Abend vorher an meinem Schreibtisch verzweifeln würde. So wie immer. Guter Plan, Niall.

»Ich weiß noch überhaupt nicht, was ich anziehen soll. Wahrscheinlich muss ich vorher nochmal shoppen gehen.«, riss mich Mia aus meinen Gedanken und sah mich mit einem bettelnden Blick an, der mich die Augen weiten ließ.

»Oh nein.«

»Bitte, Niall.«

»Nope.«

»Bitte, du bist doch mein-...«

One Death Away - [Ziall AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt