Kapitel 16

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»Willst du mich jetzt die ganze Zeit so anschauen?«, fragt Noah, der sich im Krankenbett aufrichtet, obwohl ich ihm schon mehrmals gesagt habe, dass er das gefälligst lassen soll. Und doch macht der Sturkopf mal wieder das, was er will.

»Ja, damit du ja nicht auf dumme Ideen kommst«, antworte ich ernst. Ich sitze auf einem Stuhl direkt neben seinem Bett. Noah musste über Nacht im Krankenhaus bleiben, weil die Ärzte sicherheitshalber sehen wollten, ob es besser mit seinem Husten wird. Sie hatten die Befürchtung, dass dieses vielleicht mit einer Verletzung einer Rippen zusammenhing, die einen Druck auf seine Lunge verursacht. Doch das hat sich Gottseidank aus falsch herausgestellt, weswegen Noah gleich endlich nach Hause kann.

Ich war heute schon ganz früh am Morgen hier und habe ihm was gescheites zum Frühstücken vorbeigebracht. Clara war überraschenderweise nicht zu sehen, was mich wunderte. Doch es war mir recht, schließlich hatte ich gestern Abend schon nicht die Möglichkeit, wirklich alleine mit Noah zu sein. Seine Eltern, Dina, Zaden und selbst meine Mutter waren unentwegt bei ihm und auch Clara ist bis spät in die Nacht nicht verschwunden.

»Kannst du aufhören, so besorgt zu schauen«, höre ich Noahs raue Stimme, die mich aus meinen Gedanken reißt. Er wirkt beinahe schon genervt von meinem Benehmen.

Ich schnaube, doch entscheide mich dafür, ein anderes Thema anzusprechen, das mir schon seit gestern im Kopf rumschwirrt. »Du weißt gar nicht, wie es mir gestern ging, als ich von Dina erfahren habe, dass du einen Unfall hattest. Ich... Ich war so wütend, weil du mir die ganze Zeit über nicht geschrieben hast und nirgends aufgetaucht bist, doch als ich dann gehört habe, dass du im Krankenhaus bist, war ich so verzweifelt und habe mich für meine eigenen Gedanken geschämt...«

Erst als ich Noahs Hand spüre, die meine erfasst, halte ich inne. Ich habe wieder nicht bemerkt, dass ich weine. Oh Gott, dass ist einfach nur peinlich, doch ich kann das Alles noch immer nicht verdauen und Noah mit so vielen Verletzungen zu sehen, tut einfach nur weh im Herzen.

»Hey, Lindy«, flüstert Noah und drückt meine Hand sanft, wodurch meine ganze Haut zu kribbeln beginnt, »Ich hab dir doch verboten, wegen mir zu weinen. Ich will nicht eine einzige deiner süßen Tränen sehen.«

Ich muss lächeln, auch wenn noch immer Tränen meine Augenwinkel verlassen. »Du bist sicher, dass es dir gut geht?«, frage ich und mustere Noah genau.

Er nickt. »Mir geht's bestens. Komm her.« Ehe ich mich versehe, zieht er mich an der Hand zu sich und ich muss lachen, als ich nun direkt neben ihm auf dem Bett sitze. Er wuschelt mir einmal durch die Haare, was ich am liebsten mit einem Schlag erwidern würde, doch ich reiße mich zusammen, da ich ihn nicht verletzten möchte. »Hör auf damit«, warne ich ihn also nur und seufze, als mein Blick an der Platzwunde über seiner Augenbraue hängen bleibt. Selbst diese Verletzungen stehen ihm verboten gut...

»Über was denkst du nach?«, fragt Noah direkt, während er mich intensiv betrachtet.

Prompt macht sich eine Nervosität in mir breit und ich befürchte, dass ich rot werde, bete jedoch innerlich dafür, dass er mir meine verbotenen Gedanken nicht anmerkt. »Nichts wichtiges«, antworte ich nur und beginne, an meinem Armband herum zu spielen. Doch wirklich beruhigen tut mich das nicht, denn ich spüre nicht nur die Nähe zu Noah, sondern auch seine Blicke auf mir. »Eden wünscht dir übrigens eine gute Besserung. Sie wäre gerne hier, aber sie ist bei ihrer Oma und konnte da nicht weg.«

»Ihr tut ehrlich so, als wäre ich fast gestorben«, scherzt Noah, was mich dazu bringt, ihn ernst anzusehen.

»Du hättest auch sterben können, Noah«, merke ich an und eine Gänsehaut macht sich auf meinem Körper breit. Ich senke den Blick auf seine Bettdecke und schnappe nach Luft. »Ich wüsste nicht, was ich dann gemacht hätte... Wenn dir... wenn dir wirklich was passiert wäre...«

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