Unser Leben

27 12 20
                                    

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Liebes Tagebuch... so fängt man doch immer an oder?

Zumindest tat ich das früher, als Mom noch gelebt hat und ich dich noch gar nicht gekannt habe.

Ich schrieb: liebes Tagebuch, heute war eine sehr langer Schultag... oder so ähnlich und dann klappte ich den Deckel wieder zu und vergaß alles was ich jemals geschrieben hatte.

Doch ich bin mir sicher, dass alles was ich heute schreiben werde, niemals in Vergessenheit geraten wird, denn ich möchte mich erinnern! An all unseren Schmerz unsere Liebe und unseren Hass.

Ich möchte mich erinnern, an diesen einen ersten Kuss von Aidan King für ein Mädchen, in Jeans und T- Shirt.
Ich möchte mich erinnern, an das Gefühl nicht mehr Unsichtbar zu sein.
Ich möchte mich Erinnern an deine Wut, die so gewaltig war, dass ich beinahe vergessen hätte.

Und ich werde dir eines Tages all das in die Hand drücken und dich bitten, dass du es liest, von Anfang bis Ende. Und ich werde neben dir sitzen und warten. Hoffen, dass du meine Welt erkennst, all meine Farben und wie dunkel es wurde als du kamst.

Ich werde dich immer lieben, aber niemals werde ich dir verzeihen! Und ich weiß dass es dich fast umbringt, aber das hier ist keine Liebesgeschichte, ganz gleich wie oft du es in mein Ohr flüsterst, dass hier ist unser Leben.

Mein Leben und dein Leben. Ich schreib es auf für dich, damit du endlich sehen kannst.

***

Ich nehme das Buch und schiebe es zurück in die Schublade meines Nachtkästchens.

Das hier mach ich auf Anraten einer sehr guten Freundin. Ich schreibe es auf, damit wir auch über die Dinge reden, über die wir noch nicht geredet haben.

Du wirst nicht hineinschauen, das weiß ich.

Früher hättest du es getan. Es gab keinen Gedanken, denn ich hätte vor dir verbergen können, aber das ist eines von den Dingen über die wir bereits geredet haben.

Sehr lange geredet und du hast es mir versprochen und ich weiß das du deine Versprechen einhältst.

Wenn ich bleiben soll, brauche ich mein eigenes Leben, ein Stückchen das nur mir gehört, zumindest eine Weile.
Ich möchte Dinge haben, die ich dir erzählen kann, ohne das du längst über sie Bescheid weißt.

Ich atme tief ein und aus. Die kühle Nachtluft bläst durch das offene Fenster und ich ziehe die Decke etwas enger um meinen nackten Körper.

Du liegst neben mir und schläfst. Dein Atem geht gleichmäßig. Es ist seltsam dich so zu sehen. Ich schlafe eigentlich immer vor dir ein und stehe nach dir auf. Du bauchst kaum Schlaf, auch wenn ich da anderer Meinung bin.

Mein Blick streicht über deine nackten Oberarme. Ich sehe das Tattoo auf deiner Schulter und spüre augenblicklich den Schmerz, den du mit ihm verbindest.

Vorsichtig, um dich nicht zu wecken, fahre ich sanft mit dem Zeigefinger darüber.

Deine rechte Hand zuckt leicht. Ich spüre immer noch das heiße brennen, dass sie überall auf meiner Haut hinterlassen hat. Ich widerstehe, dem Drang, mich an dich zu kuscheln und stehe auf.

Die Decke lasse ich im Bett zurück.

Ich verschwinde in dem angrenzenden Ankleidezimmer, ziehe eines deiner weißen T- Shirts aus einer der Schubladen und streife es über. Dann nehme ich einen frischen Slip von meiner Seite des Zimmers und schlüpfe hinein.

Ich schleiche zurück ins Schlafzimmer.

Direkt gegenüber des Bettes erhasche ich einen Blick auf ein riesiges Abbild meiner selbst.

Ich schaudere. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen, aber ich hätte dir die Fotos wohl einfach niemals schenken dürfen. Das habe ich jetzt davon.

Beth machte die Bilder von mir. Beth ist meine beste Freundin, seit Kindheitstagen. Sie ist leidenschaftliche Fotografin.
Im Normalfall holt sie aber eher, den ein oder anderen Tiger vor ihre Kamera und nicht ihre halbnackte Freundin.

Auf dem Foto lache ich. Ich trage nur einen Slip und wie auch jetzt eines deiner T- Shirts.
Der weiße Stoff ist durchsichtig und man kann meine Nippel deutlich erkennen.
In meiner Hand halte ich eine halbleeres Glas Rotwein.
Etwas von der Flüssigkeit rinnt über die Außenseite meines nackten Oberschenkels.
Das viel zu große T-Shirt gibt meine Schulter frei und weil ich mich auf unserer Küchentheke sitzend, leicht nach hinten beuge, kann man sowohl meinen Bauch als auch meinen Po gut erkennen.

Seit dem es hier hängt, achte ich penibel genau darauf, das niemand, wirklich absolut niemand unser Schlafzimmer betritt.
Du kannst das nicht verstehen. In deinen Augen ist es ein harmloses Foto.

Einmal hast du gesagt, du würdest gerne ein ganz anderes Foto hinhängen, aber dazu bin ich natürlich zu verklemmt.
Nein so etwas sagst du nicht, aber du siehst mich an und ich weiß das du es denkst. Und dann nimmst du mein Kinn und sagst stattdessen: „meine kleine Ivy."

Ich finde nicht das ich verklemmt bin. Ich glaube nicht einmal 10 % der New Yorker, haben so ein aktives und abwechslungsreiches Sexleben wie ich und ich finde du hast nicht das Recht dazu, mich verklemmt zu schimpfen, schließlich hörst du beim Sex das Wörtchen nein so gut wie nie von mir, obwohl du ganz genau weißt wie intensiv es manchmal wird für mich.

Und du bist immerhin der andere Teil meins aktives Sexlebens.

Game of innocence - Versuchung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt