Kapitel 4

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Ein Treffen mit Julian. Während mein Herz schon vorsorglich einige Takte schneller schlägt, hat mein Kopf das ganze noch nicht ganz realisiert und denkt mal wieder viel zu viel darüber nach. Ist das ein Date oder doch nur ein ganz zwangloses Treffen um Zeit miteinander zu verbringen? Julian hat zwar nicht explizit gesagt, dass das ein Date wird, aber wenn er mit mir allein sein möchte, könnte da doch sicherlich auch ein Hintergedanke dabei sein. Hat er vorhin am Telefon nicht auch mit mir geflirtet oder ist das seine normale Art?

Mit einem frustrierten Seufzen lasse ich mich auf mein Bett fallen, würde meinen Kopf manchmal gerne abschalten und die leise Stimme darin einfach nur für ein paar Stunden nicht zu hören bekommen. Egal ob das ein Date oder nur ein normales Treffen unter werdenden Freunden ist, für beides muss ich mich gerade einfach nur überwinden.

"Du schaffst das, du schaffst das, du schaffst das." Murmele ich mir selbst zu, versuche dieses Mantra als Motivation für mich selbst zu nutzen und setze mich wieder auf. Wenn ich es mir nur oft genug selbst sage, kann ich es irgendwann doch nur glauben, oder?

"Es ist schließlich nur Julian." Beschließe ich, stehe auf, aber lasse mich gleich darauf wieder aufs Bett sinken. Aber was bedeutet eigentlich es ist "nur" Julian? Wirklich kenne ich ihn nicht, so sympathisch er auch sein mag. Eigentlich weiß ich nur dass er Handballprofi ist und die Mannschaft von Lasse trainiert. Eine Sache, die ich an ihm nicht mag und eine andere die mich glücklich macht. Zwiegespalten, so wie mein Kopf gerade.

"Ach sei endlich still." Brumme ich meinem Kopf zu, denn nach einem Blick auf die Uhr stelle ich fest das ich mich langsam fertig machen muss, sonst steht Julian vor meiner Tür und muss erstmal warten.

Die Wahl meiner Kleidung fällt auf eine dunkle Jeans und ein weißes Shirt, damit ich im Schwarzlicht auch ordentlich leuchten kann. Ein paar Socken, Sneaker und eine Jacke für draußen runden den Look ab, während meine Haare zu einem Zopf zusammengebunden werden, damit sie mir nicht im Gesicht hängen. Ich kontrolliere noch kurz meine Tasche, will schließlich nicht ohne Geldbeutel dastehen und gehe dann vorsichtig die Treppe hinunter. Seit mein Knie so hin ist habe ich vor Treppen noch immer meinen gewissen Respekt, denn das war lange meine Baustelle nach den Operationen. Eigentlich macht es mir keine Probleme mehr und dennoch gehe ich diesen Teil des Hauses immer bedacht hinunter.

Vor dem Haus wartet schon Julian, lässig gegen sein Auto gelehnt und ähnlich gekleidet wie ich es bin und die Augen auf sein Smartphone fixiert. Als er allerdings meine Schritte auf den Kieselsteinen hört, blickt er auf und beginnt zu grinsen, was ich nicht anders kann als zu erwidern.

"Hey Nyla." Begrüßt er mich, noch immer das breite Lächeln auf den Lippen und meine Stimme klingt unsicherer als ich das möchte, als ich ein "Hallo Julian" erwidere.

"Einmal einsteigen bitte." Bittet er mich, öffnet mir die Tür seines Autos und ich gleite auf den gemütlichen Ledersitz.

"Danke."

Julian geht ums Auto herum, steigt ebenfalls ein und startet den Motor, damit er uns zum Schwarzlichtminigolf fahren kann. Es ist still zwischen uns, ich weiß nicht, was ich sagen soll, Kopf ausnahmsweise mal leer und Julian scheint nicht der Typ für Smalltalk zu sein. Dennoch macht die Stille mich nicht nervös, sondern hilft auf ihre eigene Art und weiße mich ein wenig herunterzufahren, meinen Herzschlag zu verlangsamen und ich entspanne meine verkrampften Muskeln ein wenig.

Irgendwann erhebt Julian dann allerdings doch die Stimme. "Was sind eigentlich die fiesen Regeln, über die du vorhin geredet hast?" Fragt er mich, spielt damit auf meine Worte bei unserem Telefonat an und ich verziehe ein wenig das Gesicht.

"Bei meinen Eltern gab es so Sache wie: Du hast es in sieben Schlägen nicht geschafft, du bekommst acht aufgeschrieben. Tolle Motivation für Kinder." Augenverdrehend erinnere ich mich an diese Regel, die vielleicht bei ambitionierten Spielern gang und gebe ist, aber gerade junge Kinder haben nach so einer Runde sicherlich kein Interesse daran jemals wieder auf eine Minigolfstrecke zu gehen.

Konfetti [Julian Köster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt