Kapitel 3

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Ein weiterer Tag und ein weiteres Mal sitzt mein quirliger Neffe mit mir im Auto. Ausnahmsweise mal hat sich unser Treffen nicht um Handball gedreht, sondern um das Besorgen eines Geburtstagsgeschenks für einen Freund. Jeden Dienstag unternehmen Lasse und ich nach der Schule etwas und diesen Dienstag ging es ins Einkaufszentrum und im Zuge dessen wurde ein Geschenk für Marvin besorgt, welcher am Wochenende Geburtstag feiert. Nach einem gemeinsamen Eis machen wir uns dann langsam auf den Weg nach Hause.

"Du musst Julian schreiben." Sagt Lasse dann plötzlich und ich fühle mich irgendwie ertappt. Ich habe den Zettel zwar nicht weggeschmissen, aber Julian auch nicht geschrieben. Stattdessen hängt der Zettel mit Julians Nummer an der Pinnwand und schaut mich fast schon vorwurfsvoll an, jedes Mal, wenn ich daran vorbeilaufe.

"Muss ich das?" Frage ich ein bisschen defensiv zurück, auch wenn ich weiß das mein Verhalten ein wenig unhöflich ist. Julian denkt sicherlich schon sonst was über mich oder es ist ihm einfach egal. Wobei, woher weiß Lasse eigentlich schon wieder über die Sachlage bescheid? Dann muss Julian ja mal wieder mit seinem kleinen Boten gesprochen haben.

"Jaaa? Er hat mich schon gefragt, ob ich den Zettel verloren habe oder du ihn doch nicht magst, weil er ein Mensch ist." Okay, der Teil mit dem Menschen musste wohl sein, denke ich mir und kann ein kleines Schmunzeln nicht verhindern.

"Okay, okay, ich schreibe ihm." Sage ich also ohne weiter darüber nachzudenken und ich würde es gerne wieder zurücknehmen, wenn ich nicht wüsste das Lasse zum einen Julian demnächst wiedersehen wird und zum anderen solche, für ihn wichtigen, Dinge nie ohne ein Versprechen in Vergessenheit geraten lässt.

"Versprochen?" Fragt er also gleich und ich seufze tonlos auf, aber stimme ihm dennoch zu. "Versprochen."

"Kleiner Finger Schwur." Fordert Lasse und hält mir seinen kleinen Finger hin. Schmunzelnd blicke ich zu ihm rüber, bevor ich meine Augen wieder auf die Straße richte. "Aber natürlich." Stimme ich zu und reiche Lasse meinen kleinen Finger, damit wir sie für einen Moment miteinander verschränken können und besiegele damit das ich mich endlich trauen und Julian schreiben muss.

Zu Hause angekommen nehme ich zwar denk Zettel von der Pinnwand, aber es dauert fünf Minuten, bis ich mich aufraffe die Nummer in mein Telefonbuch einzutippen und weitere fünf, bis ich mich entschieden habe, wie ich Julian einspeichern soll. Dann öffne ich WhatsApp und beginne erst meine ungelesenen Nachrichten anzusehen und zu beantworten, bis ich mich endlich durchringe Julian Chat zu öffnen.

Minutenlang sitze ich nun schon vor dem geöffneten Chat, weiß aber so gar nicht was ich schreiben soll. Ein simples "Hallo" kann ich nicht versenden, weil Julian ja noch gar nicht weiß, wem diese Nummer gehört. Das "Hier ist Nyla" lösche ich fast augenblicklich wieder, weil es sich nicht richtig anfühlt. Ich lasse meine Augen für einen Moment schweifen und als ich ein Bild von Lasse und mir erblicke, weiß ich was ich schreiben muss.

Nein, Lasse hat den Zettel nicht verloren.

Simpel und dennoch ersichtlich, von wem die Nachricht kommt. Jetzt muss ich nur noch auf eine Antwort von Julian warten, also wenn ich jemals eine bekommen sollte. Prompt färben sich die grauen Haken blau und ich verlasse vor Schreck die App. Es dauert einen Moment, dann erscheint eine Benachrichtigung. Das ging schnell.

Nyla! Dass ich das noch erleben darf.

Ich muss schmunzeln und kann mir genau sein freches Grinsen zu dieser Nachricht vorstellen. Schnell tippe ich ein "Sei nicht so dramatisch" und sende die Nachricht ohne weiter nachzudenken ab.

Liegt in meiner Natur ;)

Hast du heute Abend schon was vor?

Ich zögere, eigentlich habe ich nichts geplant, dennoch bin ich skeptisch, was Julian mit mir vorhat, und deswegen klingt meine Nachricht wohl nicht so euphorisch, wie er sich das vielleicht erhofft hat.

Konfetti [Julian Köster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt