Elderflower and Roses

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Ein heftiger Windstoß fegte durch die Taverne, erzeugt von der Tür die sich soeben geöffnet hatte. Der eisige Wind blies über ihr Dekolleté und lies eine beinahe unbemerkbare Gänsehaut darauf erscheinen. Schwere Fußstapfen auf dem staubigen Boden ließen die wenigen Gäste des Gasthauses verstummen und ihre Köpfe drehten sich zur Tür. Sie begutachteten den Eindringling genau, ließen ihren Blick schweifen über den muskulösen Körper der in einer schweren Lederrüstung steckte. Man konnte es an ihren Gesichtern sehen, dass sie es nicht schätzten wie er so plötzlich hereingeplatzt war. Trotzdem würde niemand von ihnen etwas sagen, dazu waren sie zu unsicher, wer dieser Fremde war. Er war nicht von hier, war deutlich zu leicht bekleidet, als dass er diese Gegend und ihre Wetterverhältnisse gut hätte kennen können, und seine Tattoowierung auf den Händen wies auf eine mächtige Magiergilde hin. Die Ruhe die mit ihm in den Raum gekommen war, nahm diesen beinahe vollständig ein. Ruhigen Schrittes trat er zu ihr an die Theke, fixierte sie mit seinen eisig grauen Augen und öffnete den Mund um zu sprechen. Seine Stimme hätte keinen größeren Kontrast darstellen können zu seinem Aussehen. Sie hüllte sie ein, wärmte sie, wie eine Tasse Milch mit Honig.

„Guten Tag, habt ihr noch ein Zimmer für einen Reisenden übrig?" Sie blickte kurz auf die Schlüssel vor sich auf dem Tresen und nickte.

„Für eine Nacht," fragte sie, „oder plant ihr länger zu bleiben?". Ihr Blick fiel dabei auf die silberne Spange mit der er seine langen dunkelbraunen Haare hochgesteckt hatte. Darauf eingeprägt war eine Krähe, das Zeichen der Daroguen. Sie waren eines der ältesten Völker des Landes und lebten weit entfernt ihrer Heimat, in den Klippen des Nordmeers 'Dar. Um von dort hierher zu gelangen, musste er bereits einige Wochen unterwegs gewesen sein.
„Für eine Nacht. Sobald die Sonne aufgeht, mache ich mich auf den Weg." antwortete er auf ihre Frage.
Sie nickte.
Die Münzen in dem kleinen Beutel klirrten als er die Goldstücke heraus-fingerte um das Zimmer zu bezahlen.

Mit einem Handgriff nahm sie das Geld vom Tresen und beförderte es in das kleine Täschchen welches sie immer an ihrem Gürtel befestigte. Heute war ein profitabler Tag gewesen, sie hatte bereits mehrere Zimmer vergeben, und dies bedeutete dass sie morgen auf dem Markt sicher einen neuen Umhang finden würde, der sie über die dunkle Jahreszeit warmhielt.
Die Gäste der Taverne hatten bereits wieder begonnen zu sprechen und über den Mysteriösen Fremden zu tuscheln, als sie ihn durch den Gang in den Hinteren Bereich des Gasthauses führte um sein Zimmer zu öffnen. Auf dem Weg griff sie in einen der Schränke, holte ein neues Laken und eines der großen Felle heraus, mit dem er sich in der Nacht zudecken könnte sowie eine Kerze, welche sie entzündete um damit besser sehen zu können. Knarzend öffnete sich die Holztür und gab den Blick auf den kleinen Raum frei, der nur spärlich mit einem Bett, einem Tisch sowie einem Spiegel an der Wand möbliert war.

Sie stellte die Kerze auf den Tisch und begann das Bett frisch zu beziehen.
„Wohin führt euch euer Weg?" fragte sie beiläufig, während sie gerade das Kissen aufschüttelte. Ein Teil ihrer Arbeit war es, sich mit den Gästen gut zu stellen die sie besuchten, damit diese ihr Wissen über das Gasthaus verbreiteten und somit mehr Gäste anlockten.

„Zu euch" ertönte die plötzlich so viel kälter klingende Stimme.

Sie war unverkennbar, bereits als er die Tür des Wirtshauses geöffnet hatte, war ihr süßlicher Duft nach Rosen ihm in die Nase gestiegen und hatte ihn betört. Als er sie dann sah verstand er wie sie für den Untergang des gesamten Volkes verantwortlich sein konnte.

Es war ihr Name den man ihm bereits im Alter von 2 Jahren genau eingeprägt hatte. Der seine Kindheitsgeschichten füllte, der seine Ausbildung bei den Daroguen geprägt hatte und der sein Schicksal bestimmt hatte. Sie war es die sein Volk ausgelöscht hatte und sie war es die er umbringen müsste.

𝐸𝓁𝒹𝑒𝓇𝒻𝓁𝑜𝓌𝑒𝓇 𝒶𝓃𝒹 𝑅𝑜𝓈𝑒𝓈Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt