Ich
Ich war auf dem Weg zum Casting für die Theater AG, an die ich schon so lange wollte und jetzt war es endlich so weit! Endlich war ein Platz frei geworden und sie wollten mich- ein 14 jähriges Mädchen aus dem Dorf, das sich wie ein Keks freute in die nahegelegene Stadt ziehen zu können, um mit ihrer eventuellen Schauspiel Karriere zu starten. Aber was hieß eventuell? Ich hatte so viel geübt. Mich auf diesen einen Tag vorbereitet. Das musste sich einfach ausgezahlt haben!
Ich schepperte mit dem Fahrrad über den von Disteln überwucherten Abhang und versuchte ihnen auszuweichen. Wieso hatte ich nochmal diese blöde Abkürzung genommen? Es wäre besser gewesen zu spät zu kommen, als sich auf dem Hinweg mit dem Fahrrad lang zu legen. Konnte ich nicht einmal in meinem Leben pünktlich kommen? Ich meine- es war immerhin einer der wichtigsten Momente meines Lebens!
Der Wind wehte mir mein langes hellbraunes Haar aus dem Gesicht, was meinen dunkelblauen Augen eine bessere Sicht auf den Gehweg ermöglichte. Dort saß etwas! Ich musste bremsen. Aber es war bereits zu spät. Ich riss den Lenker mit all meinem Körpergewicht nach Rechts, sodass es mit mir im Gepäck umkippte.
Unsanft landete ich auf dem Rücken, es hätte wohl noch mehr weh getan, wäre ich auf dem Gehweg gelandet, statt im Gras. Da hatte ich Glück im Unglück gehabt. Aber- Was war das gerade gewesen? Ich versuchte mich aufzusetzen, als ein kleines graues Plüschwesen auf mich zugetapst kam. Es hatte große Ohren, schwarze Knopfaugen, einen Federartigen Schwanz, kleine Pfoten und Füße und erinnerte mich im großen und Ganzen an ein Picochilla aus Pokémon. „Was um alles in der Welt bist du?", hauchte ich fassungslos.
Das Picochilla Wesen schaute mich nicht lange an. Stattdessen holte es einen Stempel hervor und hüpfte auf mich zu. Es blieb auf meinen Knien stehen und schaute mich kurz mit seinen durchdringenden Kulleraugen an. Dann, innerhalb der nächsten Sekunde, drückte es mir den Stempel auf die Haut und hopste davon. Was zum...? Was war denn das für ein Ding?
Als ich mich aufrappelte und auf den Sattel meines Fahrrads setzte überkam mich plötzlich ein seltsames Gefühl. Irgendwas war anders.... Irgendetwas war falsch. Ich schaute auf meinen Unterarm, worauf ein lilaner Stempelabdruck prangte. Es war eine 4. Was hatte die zu bedeuten? Träumte ich nur? So ein seltsames Tierchen konnte es doch nicht in Wirklichkeit geben, oder?
Den restlichen Tag lang fühlte ich mich unwohl. Als würde ich beobachtet werden. Oder als würde der Raum um mir herum immer enger werden, sodass er mich beinahe verschluckte. Ich trommelte aufgeregt gegen meine Wasserflasche und nahm schnell noch einen Schluck, als ich aufgerufen wurde mit dem Casting zu beginnen. „Guten Tag. Joyce, richtig?", begrüßte mich eine Dame, beim Betreten des Raums. Sie saß auf einem der sieben Stühle hinter dem langen Pult vor mir. Die Leute starrten mich erwartungsvoll an. „Richtig.", sagte ich trocken. Wie konnte meine Stimme aus dem Nichts nur so rau sein? Ich hatte gerade etwas getrunken.
„Dann spiel uns mal die Szene vor die du geübt hast.", bat mich die Dame freundlich. Ich wackelte auf die Bühne zu, um mich vor sie zu stellen. Okay... langsam irritierte mich mein Verhalten. Klar, ich war nervös, aber so nervös... Die Dame lächelte noch immer, doch in ihren Augen spielte die Ungeduld mit. Oder bildete ich mir das nur ein? Ich holte tief Luft und begann meinen ersten Satz: „Komm her Conny! Hier ist es ni...", dann stockte ich. Das seltsame Gefühl verstärkte sich und ich verlor meinen Sinn fürs Gleichgewicht.
„Stopp.", rief ich und hielt mir den Kopf. „Stopp!", wiederholte ich mich. Die Leute vor mir blickten verwirrt zu mir hinüber. „Wenn du lieber-", fing die freundliche Dame an, aber den Ende des Satzes hörte ich nicht mehr. Meine Umgebung verschwamm und ich stolperte vor mir her. Dann rannte ich raus aus dem Raum. Frische Luft. Ich brauchte frische Luft! Was die Leute sagten, hörte ich nicht. Das einzig laute Geräusch, war das stechende Piepen in meinen Ohren.
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Novae terrae -Das Schauspiel
Mystery / ThrillerJoyce' größter Traum ist es eine Karriere als Schauspielerin zu machen. Doch was ist wenn dein Traum zu einem Fluch wird? Auserwählte Leute treten gegen sie an. In einem magischen Schauspiel auf Leben und Tot indem Niemand weiß wer der Andere in Wi...