Kapitel 11.

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Die drei Tohaidos saßen mit Anuk am Feuer und diskutierten über den weiteren Verlauf ihrer Reise.

,,Wenn wir in den Norden wollen müssen wir uns entschieden, ob wir durch die Sumpflande oder durch die Berglande reiten wollen. Die Berglande werden von den Daytonas regiert, die Wahrscheinlichkeit, dass man uns oder den Drachen entdeckt ist also Recht hoch. Wenn wir durch die Sumpflande wollen, müssten wir aber zuerst ein Stück durch die grüne Ebene, auf dem Weg gibt es keine Wälder oder Gebirge in denen wir uns verstecken können und die Flosuras sind den Daytona treu ergeben", erklärte Max die Situation und zeigte es allen auf seiner Karte.

,,Was wenn wir bis zum nächsten Hafen reiten und ein Schiff nehmen? Wir könnten die anderen Herrschaftsgebiete alle umfahren und direkt im Norden von Bord gehen", schlug Sara vor.

,,Ich kenne mich mit den Herrschaftsgebieten und der Politik zwar nicht wirklich aus, aber ich weiß, dass ein Feuerspeiender Drache auf einem Schiff aus Holz definitiv nicht die beste Idee ist", meinte Anuk.

,,Stimmt, außerdem kontrollieren die Lapadors die östlichen Gewässer, durch die wir müssten", fügte Max hinzu.

,,Warum lassen wir Vater nicht eine Nachricht zukommen, in der wir in um Hilfe bitten, mit unserer Flotte kämen wir ohne Probleme in den Norden?", fragte Pia.

Max schüttelte nur den Kopf und Sara sah ihre kleine Schwester fassungslos an.

,,Und was passiert, wenn irgendwer die Nachricht ließt, der sie nicht lesen soll? Ich glaube auch nicht, dass wir mit Kriegsschiffen ungesehen an der Küste vorbei kommen"

Plötzlich spritzte eine rote Flüssigkeit und der leblosen Körper eines vermummten Mannes fiel vor Pia auf den Boden. Sein Kopf war von einem Pfeil durchbohrt worden und Blut floss aus der Wunde. Entsetzt schrie Pia auf und Anuk wich jede Farbe aus dem Gesicht. Max ließ vor Schreck die Karte fallen und Sara erstarrte.

,,Ich an eurer Stelle würde an der Grenze zwischen den Sumpflanden und den Berglanden entlangreiten", sagte eine weibliche Stimme, die Anuk bekannt vor kam.

Vorsichtig drehte Anuk sich um und erkannte ein weißes Pferd mit einer Reiterin oben drauf. Sie trug einen grauen Umhang mit Kapuze, die ihr Gesicht verdeckte. Der Umhang wurde von einer silber glänzenden Brosche in der Form eines Wolfkopfes zusammengehalten. Um ihre Hüfte trug sie einen Waffengurt, an dem ein edles Schwert hing und ihre schwarzen Haare waren zu einem Zopf geflochten, der über ihre linke Schulter fiel. Sara wollte gerade aufstehen und die Fremde nach ihrem Namen fragen, als eine weiße Wölfin aus dem Gebüsch trabte und neben dem Pferd stehen blieb. Erschrocken starrte Sara Wölfin an und Max hatte sich schützend vor Pia gestellt. Anuk hingegen hielt verzweifelt Ausschau nach ihrem Drachen, ausgerechnet dann, wenn sie ihn brauchte, war er nicht aufzufinden.

,,Wer bist du?", fragte Max.

Die Fremde nahm ihre Kapuze ab und zum Vorschein kamen die grauen Augen und das helle Gesicht von Livia Alpha.

,,Livia", erkannte Anuk die Fremde.

,,Ich wusste doch, du würdest mich erkennen, Anuk. Entschuldigung übrigens für die kleine Sauerei, aber ich fürchte der Kerl war auf das Kopfgeld aus. Vorausgesetzt natürlich, er wollte euch nicht umbringen", meinte Livia.

,,Was willst du hier?", fragte Sara misstrauisch und machte einen Schritt auf die Adelige zu.

Livia weiße Wölfin zog die Lefzen hoch und knurrte leise. Livia streckte ihre rechte Hand aus und die Wölfin beruhigte sich schlagartig.

,,Wie hast du das gemacht?", fragte Max fasziniert.

,,Auf die gleiche Weise, wie Anuk ihren Drachen kontrolliert", erklärte die Alpha.

Alle außer Anuk starrten sie fassungslos an.

,,Woher weißt du das und wie hast du uns gefunden?", fragte Sara, die die Wölfin nicht aus den Augen ließ.

,,Erstens, wie ihr höchstwahrscheinlich schon wisst, war ich es , die das Drachenei überhaupt erst aus der Königsfestung gestohlen hat. Auf der Flucht habe ich es dann Anuk anvertraut, da es sonst dem König wieder in die Hände gefallen wäre. Zweitens ist es nicht schwierig einen Drachen zu finden, wenn man weiß, worauf man achten muss. Nur ein Drache lässt Kadaver mit verkohlten Knochen zurück und euren genauen Standort hat dann Aurora gefunden. Anuk, wo ist eigentlich dein Drache?"

,,Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau", gestand Anuk.

,,Hat er einen Namen?", fragte Livia.

,,Nein, ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich ihm behalten werde"

,,Punkt eins, der Drache gehört dir und das wird auch so bleiben. Punkt zwei, bis wir in Wolfsthron ankommen, hat er einen Namen, auf den er hört", erklärte Livia Alpha.

,,Was wird denn in Wolfsthron passieren?", fragte Sara.

,,Anuk wird lernen, mit dem Drachen umzugehen und wie sie ihn kontrolliert"

,,In der Vergangenheit ist deutlich geworden, dass man Drachen nicht kontrollieren kann. Und woher willst du wissen, wie man einen Drachen trainiert?", fragte Max.

,,Wir Alphas haben alle unseren eigenen Wolf, den wir selber trainieren. Ich gehe davon aus, dass man einen Drachen ähnlich trainiert"

,,Also dann auf nach Wolfsthron?", fragte Sara.

,,Ja, Anuks Drache wird uns folgen, auch wenn er gerade nicht hier ist. Wie ich sehe, habt ihr Pferde, dann können wir ja direkt aufbrechen", meinte die Alpha und wendete ihr weißes Pferd.

,,Aber wie reiten wir denn jetzt?", fragte Max.

,,An der Grenze entlang, habe ich doch schon gesagt", antworte sie.

,,Und was machen wir mit ihm?", fragte Anuk und zeigte auf den toten Mann.

,,Stimmt, guter Punkt. Aurora wird sich darum kümmern. Aurora Fass!", befahl Livia ihrer Wölfin und zeigte auf den Toten.

Die Wölfin ging auf den leblosen Körper los, als wäre er ihre Beute.

,,Dann los, sie kommt nach", meinte Livia Alpha und führte die Gruppe weiter Richtung Norden.

~~~
Lord Alpha las einen Brief des Königs, als sein Sohn das Arbeitszimmer des Lords betrat.

,,Vater, du wolltest mich sprechen?"

,,Das stimmt, der König hat uns den Krieg erklärt. Die Lapadors und die Morturas stehen hinter uns und sind bereit an unserer Seite zu kämpfen. Du, mein Sohn bist der Erbe des Nordens. Ich möchte, dass du dafür sorgst, dass das Mädchen und der Drache entsprechend ausgebildet werden. Während ich die Armee führe, hast du das Kommando hier auf Wolfsthron. Du weißt was auf dem Spiel steht, Lope. Deine kleine Schwester wird bald mit dem Mädchen hier eintreffen, aber eine Sache solltest du noch wissen, der Drache ist bei ihr geschlüpft"

,,Ich verstehe. Wann wirst du aufbrechen?", fragte Lope.

,,Morgen mit dem ersten Tageslicht", antwortete Lopes Vater.

Algerian- Die Hoffnung stirbt zuletztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt