Die Sonne warf ihre letzten Strahlen über die Baumwipfel und es begann dunkel zu werden. Kirgen, der Kutscher, trieb die Pferde an. Das nächste Wirtshaus war nicht mehr weit, so hatte er den Reisenden erklärt, doch plötzlich scheuten die Tiere und er hielt an. Ein Baum versperrte ihnen den Weg.
Der Kutscher bat die Reisenden im Wagen zu bleiben und ging auf das Hindernis zu. Kirgen schaute sich um, so als suche er einen Weg am Baum vorbei, doch sah er bald, was er eigentlich suchte.
Gerrik stand im Schatten der Bäume, so dass man ihn von der Kutsche aus nicht sehen konnte. Kirgen ging langsam auf den Waldmann zu und als die Bäume ihn verdeckten, begrüßten sich die beiden Männer freundschaftlich.
Nach der Begrüßung gab Gerrik seinen Männern ein Zeichen und im Schutze der Dunkelheit umstellten sie die Kutsche. "Los Hogan, jetzt bist du dran!"Duncan und seine Familie saßen schweigend in der Kutsche und versuchten in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ihr Kutscher war nirgends zu sehen. Als plötzlich mehrere Fackeln entzündet wurden, sahen sie einen Mann, der ihrem Kutscher ein Messer an die Kehle hielt. Ein anderer befahl: "Kommt heraus! Die Kutsche ist umstellt."
Duncan bedeutete seiner Familie still zu sein und entgegnete: "Wenn ihr mich nicht tötet, komme ich heraus."
"Wenn du drin bleibst, töten wir dich auf jeden Fall!" antwortete Hogan. Er blieb ruhig und wartete. Früher oder später würde er schon heraus kommen, sonst würden sie ein wenig nachhelfen.
Nach kurzer Zeit wurde die Kutschentür geöffnet und Duncan stieg aus.
" Hier bin ich. "
" Danke für den Hinweis, aber sehen kann ich sehr gut!" Hogan grinste überlegen und winkte ihn zu sich heran. "Wo bleibt deine Familie? Sie sollten auch aussteigen."
Duncan zögerte für eine Sekunde.
"Ich bin alleine unterwegs!" antwortete er. Hogan hob seine Hand und machte ein Zeichen. Sofort wurde Duncan von einigen Männern umzingelt und mit Schwertern bedroht. Alle hatten dunkle Umhänge um und die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen, so dass man sie nicht erkennen konnte.
" Na dann lass uns mal nachschauen. Durchsucht die Kutsche!" wandte Hogan sich an seine Männer.
Ein wenig später zerrten diese eine Frau mittleren Alters, ein junges Mädchen und einen kleinen Jungen aus der Kutsche. Das schlanke Mädchen hatte lange dunkle Haare. Mit großen Augen sah sie sich ängstlich doch aufmerksam um. Der Junge, den Hogan auf knapp 8 Jahre schätzte, sah sich trotzig und neugierig zugleich um. Schützend versuchte sich die Mutter vor ihre Kinder zu stellen, doch wurde die zierliche Frau von den Männern weggezerrt und gefesselt.
Duncan, der alles hilflos mit angesehen hatte, wandte sich zu Hogan um.
"Nimm mich und lass die anderen frei!" forderte er.
"Meinst du, du wärst in der richtigen Position, um Forderungen zu stellen?"
Duncan schwieg betroffen.
"Siehst du? Und außerdem sind uns weibliche Gefangene sehr viel lieber."
Nachdem auch der Junge gefesselt und weggebracht worden war, ging einer der Männer lächelnd auf das Mädchen zu.
Hogan drängte seine Leute: "Jetzt schafft sie schon weg und räumt die Kutsche leer, wir wollen schließlich nicht die ganze Nacht hier verbringen!"Dann ging alles ganz schnell. Duncan hatte einem seiner Bewacher das Schwert entrissen und streckte den erstaunten Jungen, der ihm im Weg stand, nieder. Duncan versuchte sich zu seiner Tochter durchzukämpfen, doch die anderen Jungen kämpften voller Wut und Angst. Von einem schweren Hieb getroffen sank Duncan zu Boden.
Gerrik ließ Kirgen los. Er hatte bisher alles nur beobachtet. Bevor seine Männer weiter auf Duncan losgingen rief er: "Schluß jetzt! Hört auf!"
Sofort ließen die Männer von ihrem Opfer ab. Als Ruhe einkehrte sagte Gerrik: "Jetzt fesselt ihn endlich! So schwer kann das ja nicht sein. Wir kümmern uns später um die Gefangenen! Packt die Sachen ein und Ian muss so schnell wie möglich ins Lager! Beeilt euch!"
Duncan wurde sofort an Armen und Beinen gefesselt. Bevor er weggetragen wurde, schlug Vomit ihn mit dem Schwertknauf bewusstlos.
Mit einem kurzen Aufschrei riß sich das Mädchen los und kniete neben ihrem Vater nieder. Schnell untersuchte sie die Wunde. Erleichtert stellte sie fest, dass es nur ein tiefer Schnitt war.
"Die Wunde muss versorgt werden!" Vorwurfsvoll blickte sie zu Gerrik auf, doch konnte sie durch die Kapuze seine Augen nicht erkennen.
"Schau nicht so, er lebt schließlich noch." sagte Gerrik unfreundlich und auf ein Kopfnicken hin wurde sie unsanft auf die Füße gezogen und gefesselt.
Ian wurde von zwei Kameraden verbunden und ins Lager getragen. Alle anderen verpackten die Beute, verbanden den Gefangenen die Augen und zogen den Baumstamm von der Straße. Es war spät geworden bis Kirgen mit der Kutsche weiterfahren konnte.
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Das dunkle Schwert
FantasyGerrik lebt mit einer Gruppe im Wald und versucht sich durchzuschlagen. Er ahnt noch nicht, was das Schicksal für ihn bereit hält...