Kapitel 26

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Am nächsten Morgen, machte ich mich direkt fertig für den Schultag, ich habe noch lange mit Mason gesprochen und wenn es hoch kommt, Drei Stunden geschlafen. Die Türe ging auf  als ich gerade meine Bluse zuknöpfte. "Schade, das ich zu spät komme." Kommentierte Mason als er rein kam. "Wo willst du hin?" Ich runzelte die Stirn als ich die Frage hörte. "In den Unterricht?"
"Nein."
Ich wollte gerade was erwidern, als er die Hand hob. "Emily hat die Adresse herausgefunden, ich würde gerne dorthin fahren. Jetzt."
Ich ließ meine Tasche fallen. "Jetzt!?"  Er nickte. "Diese Leute wohnen in der nähe vom Harambee Park."
"Das ist aber ein Stück weg, wie sollen wir dahin kommen?" Fragte ich geschockt. Mason hielt etwas in der Hand. "Mit diesem guten Stück."
"Ist das ein Führerschein? Ist der Gefälscht!?"
"Eventuell?"
"Mason!"
"Bleib ruhig, ich darf offiziell noch fahren, meine Eltern haben ihn mir abgenommen, nicht die Cops."
Ich stöhnte und rieb mir über die Stirn "Ich kann das nicht glauben!"
Er grinste. "Das ist gar nichts. Ich habe  schlimmere Sachen gebracht."
Ich verdrehte die Augen und zweifelte keine Minute daran, dass er tatsächlich mit irgendetwas gedealt hatte oder Einbrüche begangen hatte.
"Ich weiß nicht."
"Komm, das ist ein echter Führerschein, ich hab dich veräppelt. Meine Eltern haben meinen eingezogen aber die Cops natürlich nicht benachrichtigt, da sie keine schlechten News über sich haben wollten, ich hab ihn einfach angefordert, vor einiger Zeit schon, ich hab ihn nur nicht gebraucht. Hätten meine Eltern mal lieber reinen Wein einschenken sollen."
Ich atmete erleichtert aus und er lachte. "Wir fahren mit dem Auto von Lion." Er nickte zur Türe.

Er stieg ins Auto und ich fasste es nicht, dass ich die Schule schwänzte.
"Ich bitte dich! Deine Noten sind hervorragend, dank meiner Nachhilfe." Er rieb über das Lenkrad. "Ein bisschen Grips habe ich auch, danke." Er antwortete mir nicht aber ich sah, das seine Lippen nach oben zuckten. Ich boxte ihn in die Seite was ihn lachen ließ und dann wurde mir bewusst, das er hinter einem Lenkrad sitzt. "Das sieht wirklich sehr gut aus." Murmelte ich. Er wollte gerade den Motor starten als er inne hielt, die Belustigung blitzte in seinen Augen. "Du findest es also scharf, das ich Auto fahre?" Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
Wahrscheinlich reicht auch einfach ein Atemzug von ihm um mich aus der Fassung zu bringen aber das sagte ich ihm natürlich nicht, so wie er mich ansah, war er gerade sehr überheblich,jetzt musste ich sein Ego nicht noch weiter Pushen. "Können wir dann weiter fahren?"
Er schmunzelte und startete den Motor. Das Navi sprang an und er gab die Adresse ein. "Das Haus ist auf der Westview street. Also keine ruhige Gegend, direkt an einer Hauptstraße, gegenüber liegt ein Kindergarten, da kann man bestimmt irgendwo parken." Er runzelte die Stirn, als er auf die Straße sah. "Und wenn wir niemanden antreffen?"
"Werden wir. Früher oder später."
Ich sah ruckartig von der Straße zu ihm. "Früher oder später?! Mason, wie lange hast du vor, dort zu warten?"
Er zuckte die Schulter und ab da wurde die ganze fahrt eher ruhig.
Ich beobachtete ihn, er war ein ruhiger Fahrer, was ich nicht gedacht hätte, wir standen in einer vollen Straße und selbst ich hätte den ein oder anderen Fahrer gerne geschlagen, aus seinem Auto geholt und über die Straße geschleift. Gut, das ich als Kind schon entschieden habe, kein Auto zu wollen. Gut für mein Führungszeugnis und für die anderen Verkehrsteilnehmer.
Selbst als wir eine Vollbremsung machen mussten, wegen so einem Trottel, der meine durchzuziehen, es regte sich gar nichts bei Mason.
Er lenkte das Lenkrad mit einer Hand, die andere war ans Fenster gelehnt und dessen Finger lagen an seinen Lippen, seine Augen waren konzentriert auf die Straße gerichtet.
Ich schmolz innerlich dahin.
"Wie kommt es, dass du keinen dieser Autofahrer aus ihren Autos ziehst?"
Er lachte und betätigte die Schaltung. "Ich konzentrierte mich zu sehr auf die Straße, damit uns nichts passiert."
Ich sah wieder auf die Schaltung. "Ich hab mal gelesen, in Amerika gibt es nur Automatik."
Er sah auch kurz auf die Schaltung. "Oft aber nicht mehr so oft wie früher."
und dann sah er mich nochmal an.
"Wie lange sind wir jetzt zusammen?" fragte er. Ich stuzte. "Ein paar Wochen?" Mein Blick versuchte die Kette um meinen Hals zu erhaschen, aber sie war zu kurz, um sie richtig zu sehen.
"Möchtest du, dass ich sie öffne? Dann kannst du die Staubkörner addieren."
Er grinste. "Ich weiß weniger über dich, als du über mich."
Ich zuckte die Schulter. "Das Wichtigste weißt du. Es gibt nicht mehr, Das andere hast du durch Beobachtung raus gefunden."
Er brummte zur Bestätigung.
"Ich habe Fußball gespielt und war im Kindergarten weniger nett zu den anderen Kindern."
Er lachte, man sah, dass er sich versuchte vorzustellen,wie ein kleines dunkelhaariges Mädchen, mit vielen Haaren auf dem Kopf, ein anderes Kind mit der Schippe verhauen wollte.
Ich lachte mit. "Aber wirklich, mein Leben ist bescheiden, ich hatte keine Haustiere, keinen Urlaub,  keine großen Unternehmungen. Ich war oder bin Glücklich, so wie es ist, meine Mutter hat mich anständig groß bekommen und ich musste nie hungern."
"Das freut mich zu hören." Sagte er und sein Ton unterdrückte irgendetwas.
Ich strich ihm über den Oberschenkel. "Du hast jetzt mich, es wird alles besser." Flüsterte ich, mein Verstand blitzte mir sofort durch, dass er sein Leben mit meinem verglich und zu dem Ergebnis kam, dass es mir in meiner Kindheit besser ging.
Was man so und so sehen konnte.
Nach der gefühlt millionsten Roten Ampel kamen wir an einem Park an. "Das ist ein Kindergarten!" rief ich und zeigte auf ein rotes Backsteingebäude, das umrundet war von einem Grünen Zaun.
Einige Eltern brachten gerade ihre Kinder.
Er parkte genau gegenüber und machte den Motor aus.
Mason ließ seinen Blick auf das Navi fallen und prägte sich  höchstwahrscheinlich die Karte ein.
"Okay, alles klar." Sagte er, machte das Navi ab und reichte es mir, ich öffnete das Fach vor mir und verstaute es dort.
Er stieg auf und gerade als ich die Türe öffnen wollte, tat er es und hielt mir die Türe auf.
Ich hob eine Augenbraue. „Du weißt schon, das ich weiß wie sowas geht?“ Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon gesagt habe.
Er lachte. „Ich werde nervös, ich will mich nur ablenken.“
Ich stieg aus und er schloss die Türe mit einem Schwung.
Ich stand auf dem Bürgersteig und wartete, er schloss das Auto ab, rieb sich die Hände, zog seine Enge Hose hoch und kam auf mich zu. „Ziemlich glaubwürdig, ich bin in der Schuluniform und du in deinem Rocker Outfit.“
Er nahm meine Hand und diese war klitschnass. „Oh mein Gott! Mason, brauchst du  Glukose oder  ähnliches?“ Er lachte darüber. „Du hast dir für deinen Wunsch Krankenschwester zu werden auch einiges angeeignet, Mh?“- „Mason, das ist nicht witzig!“
„Ich bin nur nervös, genauso erging es mir auch, als ich dir vom letzten Jahr und dem Unfall erzählte.“ Er schluckte. „Ich hasse es, wenn ich nicht weiß was mich erwartet.“ Ich drückte seine Hand und ging mit ihm über den Weißen Bordstein. Die ganze Straße war fast umzingelt von großen Backsteingebäuden, die sich in die Länge zogen, das grüne Gras und die vereinzelten Bäume waren gepflegt, hier war es sehr sauber. Der Wind wurde langsam etwas kälter und man merkte, das sich langsam der Herbst einschlich, um sich dann wahrscheinlich schnell zu verabschieden. Die Kinder des Kindergartens hörte man auch noch eine Straße weiter.
„Wenn du dich noch drücken willst, ich halte dich nicht auf.“ Sagte ich, als wir an die Hauptstraße kamen. Er schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht. Ich kann die ganze Situation nicht einschätzen, weder die Leute und ihre Reaktion, noch meine Reaktion, je was sich entwickelt, noch das Ergebnis. Ich habe Kopfschmerzen.“
Ich sah ihn liebevoll an, er starrte vor sich als er lief, er knabberte an seiner Lippe, das Piercing hatte er raus getan, als sich die Stelle nach der Prügelei entzündete, man sah nur noch eine kleine Narbe, die von unten nach oben über die Lippe ging. Wir warteten an der Ampel, und Laut dem Schild waren wir schon auf der Westview Street. „Es ist egal was passiert, ich liebe dich.“ Sagte ich und er drehte sich zu mir, lächelte unsicher und küsste mich, er strich mir über die Lippe als er seufzte. Die Ampel sprang auf Grün und wir gingen hinüber.
„Hier ist es!“ Sagte er, als wir noch ein kurzes Stück gegangen sind. Wir standen vor einem Haus, es war weiß, die Dächer grün. Es sah etwas vernachlässigt, aber wunderschön aus. „Bist du sicher, dass du das machen möchtest?“ Fragte ich nochmal nach, er sah auf das Gebäude und atmete tief ein und aus. „Ja. Bin ich. Ich will das alles hinter mir lassen.“
Er ließ meine Hand los, um zur Türe zu gelangen. Er klingelte.
Und es tat sich nichts.
Erst atmete ich erleichtert auf, aber dann wurde mir bewusst, dass er wahrscheinlich bis spät abends warten  würde.
Aber die Türe öffnete sich und eine Frau in den Dreißigern, mit einem kurzen schwarzen Haarschnitt, öffnete die Türe.
„Oh mein Gott!“ Sagte die Frau leise.

Ein Jahr in Amerika Mari & Mason 1 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt