Kapitel 17

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Das Wochenende verbringe ich hauptsächlich damit, bei Noah zu bleiben und ihm förmlich zu dienen. Das mache ich absolut freiwillig und gerne, denn ich hätte, auch wenn ich nicht bei ihm gewesen wäre, wahrscheinlich nichts anderes getan, als an ihn zu denken und mir Sorgen zu machen. Daher war ich mehr als dankbar, dass Noah mich die Tage über ertragen hat und nichts gesagt hat, auch wenn ich manchmal ziemlich nervig und überfürsorglich war.

Ich schätze, da war ich ihm lieber als seine Mutter, die mindestens genauso übertrieben hat.

Von Clara hatte ich nichts wirkliches gehört, ich habe nur einmal mitbekommen, wie Noah kurz mit ihr telefoniert hat, doch ich habe mich komisch dabei gefühlt, ihnen zuzuhören, weswegen ich in der Zeit runter in die Küche gegangen bin.

Naja, die Hauptsache ist, dass es Noah schon wieder besser geht. Man würde fast meinen, dass nie etwas passiert wäre, wenn man es nicht besser wüsste. Klar, die ein oder andere Wunde ist noch sichtbar, doch man erkennt, dass sie schon dabei ist, abzuheilen.

Und Noah macht wieder Witze und ist so frech wie immer, was ebenso ein gutes Zeichen ist.

»Du bist mal wieder in Gedanken bei Noah, stimmt's?«, höre ich Eden neben mir fragen. Überrascht sehe ich zu ihr und muss schlucken.

»Ja...«, antworte ich wahrheitsgemäß. Schließlich brauche ich nicht versuchen, ihr was vorzumachen. Sie hat mitbekommen, wie aufgelöst ich war, zwar nur übers Telefon, doch scheinbar war auch dies mehr als nur deutlich. Das waren Edens Worte, nachdem wir das erste Mal am Abend nach dem Zwischenfall telefoniert haben, als ich noch im Krankenhaus war.

»Hör auf damit, dir den Kopf zu zerbrechen. Noah geht's super«, bemerkt sie dann und lächelt aufmunternd. »Er ist gerade dabei, im Bett zu liegen und zu entspannen. Ich beneide den Kerl ja fast. Während wir in der öden Uni sitzen müssen, gammelt er Zuhause rum.«

Ich schmunzle, auch wenn es mir noch immer das Herz zerreißt. Ich frage mich, ob ich genauso empfunden hätte, wenn dieser Unfall vor einpaar Monaten passiert wäre. Zu einer Zeit, zu der ich noch nichts von meinen romantischen Gefühlen zu Noah wusste. Zu einer Zeit an der ich dachte, dass Noah nur mein bester Freund ist. Denn nun scheint es, als wäre er alles. Alles wichtige in meinem Leben, alles schöne. Alles, was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

»Ja, ich hoffe nur, er ruht sich auch wirklich aus....«, murmle ich, während ich in meinem Salat mit der Gabel rumstochere.

»Äh...«, höre ich Eden sagen, was mich dazu bringt, zu ihr zu sehen. Sie wirkt einwenig nervös, als ihr Blick von etwas hinter mir zurück in mein Gesicht schweift. »Ja... da wäre ich mir nicht ganz so sicher...«

Verwirrt und mit einem mulmigen Gefühl im Magen drehe ich mich um und versuche, in der Menge nach dem Ausschau zu halten, was Eden zuvor mit ihrem Blick fixiert hat. Doch als ich dann zwei Personen auf uns zukommen sehe, gefriert mir das Blut in den Adern.

Denn da ist Miles. Und neben ihm nicht Alisa, oder Clara oder sonst wer, sondern Noah höchstpersönlich.

Als er Eden und mich erblickt, blitzen seine Zähne auf. Er grinst ganz unverschämt, während er sich direkt auf dem Platz neben mir niederlässt. Er macht es sich gemütlich auf dem Stuhl und tut so, als wäre nichts, während meine Kinnlade wahrscheinlich schon den Boden berührt.

»Das meinst du nicht ernst...«, beginne ich aufgelöst und noch neben der Spur. Ich versuche, die richtigen Worte zu finden, doch es endet nur darin, dass ich meinen ersten Satz wiederhole: »Noah... das meinst du nicht ernst...«

Besagter sieht mich nun an, mit einem ganz unschuldigen Blick. Ich starre in seine grünen Augen und bin plötzlich ganz außer mir. »Noah! Was machst du hier? Warum bist du nicht Zuhause in deinem Bett?«

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