Als ich an dem Tag nach Hause kam hatte ich bereits akzeptiert, dass ich die Sache von heute morgen nicht verstehen werde. So besonders war das auch nicht. Da war ein Typ der mich angestarrt hat, was mich schlichtweg so verwirrt hat, dass ich zurück gestarrt habe. Wobei dann eben fast ein Unfall passiert wäre. Weshalb ich ihn nicht einfach ignoriert habe ist mir immer noch ein Rätsel. Aber ich möchte nicht länger grübeln.
Meine Mutter kommt gleich aus dem Restaurant zurück. Sie hatte gestern Abend einen Anruf von ihrem Chef bekommen, dass sie am Morgen in der Küche bei den Vorbereitungen helfen soll. Als ich heute aufgestanden bin war sie also schon weg. Doch das passiert häufiger und ich hab eigentlich auch kein Problem damit alleine zu sein. Gerade als ich vor hatte in unseren Vorräten zu schauen was zum kochen da ist, brummte mein Handy in meiner Hosentasche.
„Hey Schwesterchen!" begrüßte mich Ada, als ich ran ging. „Hast du vor was zum Mittag zu machen?" „Wenn ich ne Idee hätte..." antwortete ich und prüfte unseren kleinen Kühlschrank. „Das klingt stark nach "ich bring ne Pizza mit"." sagte sie euphorisch. Ich grinste und machte den Kühlschrank wieder zu. „Klingt gut." „Cool, ich mach mich auf den Weg. Bis gleich." antwortete sie und legte auf.
Ich packte mein Handy zurück in meine Hosentasche und fing an den Tisch zu decken.
Ich bin froh eine Schwester wie Ada zu haben. Ich verstehe mich zwar mit viel Leuten gut,aber eine richtige Freundin ist nur Suri und eben meine große Schwester. Sie wohnt nicht weit von hier, etwa zwanzig Minuten entfernt in einer WG. Zum Mittagessen kommt sie oft vorbei, so wie heute.
Es dauerte nicht lang, bis meine Mutter nach Hause kam. Gähnend zog sie sich ihre weißen Converse am Eingang unserer Wohnung aus. „Na, wie war's in der Schule?" Fragte sie und gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange, als ich ihr entgegen kam. „Gut" antwortete ich nur. Ich glaube diese Situation kennt jeder. „Schön schön, hast du eine Idee fürs essen?" fragte sie und ging von unserer kleinen Küche in unser Wohnzimmer, um dort ihr Handy vom Ladekabel zu holen. Anscheinend hatte sie es wieder hier vergessen. Deshalb hatte sie nicht geantwortet. „Ada bringt Pizza mit." erzählte ich. „Oh, schön. Dann lass uns mal zu Ende decken."„Weißt du schon was du später zum Essen anziehst?" fragte meine Mutter, als wir mit dem Tisch decken fertig waren. „Ich denke mal meinen schwarzen Einteiler. Weißt du welchen ich meine? Mit dem offenem Rücken." erzählte ich ihr. „Oh ja, prima Idee. Der ist echt schön. Ich glaube ich trage mein blaues Kleid." meinte sie und füllte etwas trinken in die Gläser auf dem Tisch. Wir waren von Bekannten, beziehungsweise Kollegen unserer Mutter eingeladen. Ada und ich kannten die nicht, aber die wollen uns ja unbedingt kennen lernen. Warum weiß ich nicht, aber ich freue mich trotzdem. Endlich mal wieder ein Anlass, um mich hübsch zu machen. Außerdem soll das Essen in dem Lokal gut sein.
Kurze Zeit später klingelte Ada mit drei Pizzen an der Haustür und wir aßen zusammen zum Mittag und redeten.
„Ich geh als erstes Duschen." sagte unsere Mutter als wir fertig waren und stand auf. „Ihr müsst nicht allein aufräumen, das kann ich nachher auch noch." „Ist ja aber nicht viel." entgegnete Ada. Dennoch blieben wir eine Weile sitzen.
„Adrian geht heute feiern oder?" fragte Ada und trank den Rest aus ihrem Glas aus. Ich nickte. „Und da sind diese Typen mit denen er früher befreundet war dabei?" Mein Magen zog sich zusammen, mir grauste es vor dem Thema. Doch ich nickte wieder. „Ja Ada, und ich weiß was du denkst, aber es gibt einen Grund weshalb er den Kontakt mit denen abgebrochen hat-" „Ja, du." unterbrach mich meine Schwester. „Nein nicht nur wegen mir. Er möchte doch auch nichts mehr mit denen zu tun haben. Er hat das selbst entschieden." „Kann ja sein." entgegnete Ada ruhig. „Aber mich wundert es, dass er und du über so lange Zeit nichts von denen gehört habt." „Mich auch, aber ich bin ja froh drüber." ergänzte ich und räumte die Teller auf dem Tisch zusammen, in der Hoffnung das Thema sei nun durch. Doch Ada säufste. „Und jetzt heißt es aus dem nichts er geht feiern. Auf ner Party, veranstaltet von diesen ehemaligen ticker Freunden. Du kannst mir nicht sagen, dass dich das so gar nicht beunruhigt." sprach sie wieder und blickte mich schief an. „Doch, ja natürlich fühlt sich das scheiße an. Aber was soll ich machen? Ihm verbieten da hin zu gehen? Sowas soll ja ganz toll für eine Beziehung sein." entgegnete ich sarkastisch. „Ich sollte ihm vertrauen. Er würde furchtbar beleidigt sein, wenn ich deshalb Stress machen würde. Schließlich sagte er da sind auch noch andere, die auch vernünftig sind."
Meine Schwester schwieg für kurze Zeit und stellte mit mir das Geschirr auf die Spüle. „Ich weiß was du meinst, Delia" sagte sie dann ruhig. „Ich weiß nur, dass deine "ich mach mir keine Sorgen" Fassade son paar Lücken hat." „Das ist mir auch selbst bewusst geworden" sagte ich leise. „Für mich sind halt alle die mit dem Dreck zu tun haben gestorben. An deiner Stelle wäre ich deshalb auch gar nicht erst mit Adrian zusammen gekommen. Ich bin ja froh darüber, dass du nicht so verklemmt bist wie ich. Vielleicht bin ich auch nur neidisch." erklärte sie, und ich verstand was sie meinte. Sie hat unsere Familiengeschichte mehr getroffen als mich. Ich war zu jung.
„Du bist nicht verklemmt. Du siehst bei dem Thema Drogen nur direkt rot. Ich ja eigentlich auch, aber ich liebe Adrian. Ich zwinge mich anders zu sein..." sagte ich trüb und lehnte mich an unseren Tisch an. „Das ist cool von dir, Delia." meinte meine Schwester und lächelte mir zu.
„Ich würde eigentlich gerne mit zu der Feier. Vielleicht werde ich dieses ungute Gefühl los, wenn ich mal dabei bin."sagte ich dann und wartete auf Adas Reaktion. „Oh, kann sein. Aber wir sind ja heute Abend weg."meinte sie und wischte den Tisch ab, während ich vom Tisch weg trat und das Geschirr in die Spülmaschiene einräumte. Ich bin über meinen Gedankengang diesbezüglich selbst verwundert gewesen. Ich hatte mich immer davor gesträubt auf Partys zu gehen. Eben weil ich mich vor den Drogen konsumierenden Menschen ekel. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das je los werde, aber ich denke, dass ich es eher schaffen würde als Ada.
~
Ich legte gerade meinen schwarzen Einteiler zum anziehen zurecht, als ich wieder an Adrian denken musste und wo er heute Abend sein wird. Ich beschloss ihm zu schreiben.
-Sagst du Bescheid, wenn später was sein sollte?-
tippte ich und bereute es direkt wieder. Ich wirke jämmerlich...
Nach kurzer Zeit kam die Antwort:
-Was glaubst du denn was passieren kann? Mach dir keine Gedanken. Ich schreibe dir später noch.-
antwortete er. Er hat wohl recht. Was soll schon passieren, keiner wird ihn dazu bringen können Drogen zu nehmen. Das hat er mir versprochen und außerdem glaube ich das auch. Er lässt sich zu nichts zwingen.
-Ok. Bis nachher dann.-
schreib ich dann und hängte noch ein
-Wir fahren auch gleich los, zum Restaurant
hinterher, weil er diesbezüglich nichts gesagt hat, obwohl ich es ihm erzählt habe. Aber er war bereits offline.
Also legte ich mein Handy beiseite und widmete mich meiner Schmuck Schatulle. Ich wusste schon welche Ohrringe ich tragen werde aber die Entscheidung welche Kette zu meinem Kleid am besten passt ist schwerer als gedacht. Ich stand neben meinem Bett und verglich gerade zwei Ketten am meinem Overal, der auf meinem Bett lag, als es an meiner weißen Zimmertür klopfte und meine Mutter herein kam. „Huhu" sagte sie und kratze sich an der Schläfe. „Na" antwortete ich und legte meine zwei Ketten zur Seite. „Enna hat gerade angerufen. Das mit dem Essen gehen wird wohl nichts, ihr Mann ist krank..." „Och Nö." entgegnete ich. „Ich hatte mich schon gefreut das Ding wieder anzuziehen" sagte ich und deutete auf meinen Einteiler. „Ach, ich bin ganz froh drüber. Ich hab nur höflichkeitshalber zu gesagt. Wir finden bestimmt noch nen anderen Anlass wo du das anziehen kannst." antwortete sie.
„was ist hier los?" Ada kam ebenfalls in mein Zimmer und hatte wohl nicht ganz mit kommen worum es ging. Sie hatte gerade Puder unter den Augen hängen und hielt den Pinsel noch in ihrer Hand. „Das Essen ist abgesagt..." petzte ich. „Warum?" entgegnete sie direkt. „Weil der Typ dessen Namen ich vergessen hab-" „Oskar" hängte ich ein. „-genau, Oskar, krank ist." Ada blickte mich mit ihrem bepudertem Gesicht an und ich zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid Mädels." sagte unsere Mutter noch bevor sie den Raum verließ.
„Schade" sagte meine Schwester und ließ sich auf meinen Schreibtischstuhl sinken. „Joa" entgegnete ich und lehnte mich auf meinem Bett zurück. „Ich hab noch mal nachgedacht" sagte Ada plötzlich. „Ich find das echt krass von dir, dass du da gegen ankämpfen möchtest und vor allem auch schaffst. Positiv gesehen" Ich war verwundert,dass sie das noch mal anspricht. Auslöser für sie länger darüber nach zu denken war wahrscheinlich meine Aussage, dass ich gerne mal interessehalber mit auf eine Party gehen würde. Das hat sie offenbar sehr verwundert.
„Oh okay, danke" entgegnete ich dann. „Und du würdest dir das wirklich mal antuen mit auf eine Party zu gehen?" fragte sie. Ich atmete ein. „Weißt du Ada es ist ja nicht so als wäre ich noch nicht auf einer Party gewesen...-„ fing ich an doch Ada unterbrach mich. „Ach Delia das kannst du nicht vergleichen. Auf den Feiern auf denen du warst kanntest du jeden und es waren vernünftige Leute. Das wo Adrian gleich ist, ist eine Party wo jeder noch zusätzlich irgendwen mitnimmt.Es entstand eine lange Pause in der ich auf den Boden starrte und nachdachte. Es ist ja nicht so, dass ich ihre Sorgen nicht verstehe. Aber ist es vielleicht einfach an der Zeit das hinter sich zu lassen und Arian einfach mal zu vertrauen. Er kennt doch meine Meinung, er würde die doch nicht ignorieren.
„Such dir mal was nettes aus, ich fahr dich" sagte Ada plötzlich und deutete auf den Einteiler, der noch auf dem Bett lag. „Den kannst du schon mal nicht anziehen". „Warum?" fragte ich noch überrascht von ihrer Aussage.
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Go and live again - die schwebenden Welten
FantasíaEin gewöhnlicher Mensch soll die Macht haben ein Paralleluniversum ins Gleichgewicht zu bringen "Wenn deine Welt zusammen bricht, dann verlasse sie..." Delia wird aus ihrem Drama behafteterem Leben gerissen und soll eine Parallelwelt vor dem Unterg...