III

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Seine Entscheidung sollte sich als unüberlegt herausstellen und ihn auf das örtliche Polizeirevier befördern.
Festgenommen für einen Mord, den der Schulleiter vor seinen Augen begangen hatte und ihm die Schuld in die Schuhe geschoben hatte.
William Werfel hatte ihn, Clemens bis zum Untergang des Mondes festhaltend, hämisch grinsend angeschaut. Der Schulleiter hatte ihm gedankt, dass Christoph ihm gemeinsam mit Athene und Clemens zur magischen Quelle gefolgt war. Es hätte seinen Verdacht bestätigt.

Fest in Clemens Griff, dessen Gesicht unter einer zu großen Kapuze verborgen war und der wieder erstarrt war, hatte Christoph die Morgenstunden neben der Leiche verbracht.
Bis mit lautem „Keine Bewegung" die Polizei die Tür aufgerissen hatte.
Ziemlich ironisch...

Auf der Wache war er erneut der Enttäuschung seiner Eltern und der Wut seiner Großeltern ausgesetzt, die seine Mutter gerufen hatte. Über Jahre hatten sie sich nicht für ihn interessiert und jetzt war das Geschrei groß. Das Gesicht seines Großvaters wurde minütlich röter und sein Gehstock zuckte gefährlich.

Wörter prasselten auf Christoph ein, wehrlos ließ er es zu. Er stand im Auge eines Sturmes und der Regen peitschte ihm ins Gesicht. Er begann zu zittern. Blitze blendeten ihn, Donner krachte und kreischte zu laut.

„Du bist eine Schande für die Familie. Schau nur wie traurig du deine Eltern gemacht hast." Wäre die Polizei nicht anwesend gewesen, hätte sein Großvater ihn mit seinem Gehstock geschlagen.
„Junger Mann, du bist in großen Schwierigkeiten. Zwei Monate Hausarrest, mindestens."
„Ich habe es ja von Anfang an gewusst. Du hättest nie geboren werden dürfen. Das ist das wahre Verbrechen hier." Seine Großmutter hatte ihm in der Grundschule klar gemacht, was sie von seiner Existenz hielt. Wäre Athene nicht gewesen...

„Meine Herrschaften, beruhigen Sie sich"
Die drei Polizisten, die ihn auf das Revier gebracht hatten, stellten sich schützend vor ihn. Sie schickten seine Verwandtschaft in den Warteraum, da Formulare noch ausgefüllt werden müssten. Murrend und meckernd zogen die Vier von dannen und warfen ihm böse Blicke zu.

Christoph hörte einen Polizisten durchatmen, bevor er sich ihm zuwandte. Dieser überragte ihn um einiges, unter anderem weil Christoph für sein Alter eher klein war. Der Polizist ging in die Knie, bis er auf einer Augenhöhe mit ihm war.
„Gibt es etwas, was wir für dich tun können? Ist dir kalt?"

Christoph schüttelte den Kopf. „Also, mir ist nicht kalt. Aber, äh, könnten sie vielleicht Lissi, meine Tante, anrufen? I-ich möchte, dass sie bei mir ist, beim Verhör und so. Geht das?" Sicherlich nicht, sie war ja schließlich nicht für ihn verantwortlich.

„Natürlich, wie heißt denn deine Tante mit vollem Namen"
„Äh Elisabeth Stader"

Christoph meinte, die Worte Vernachlässigung und Jugendamt zu hören, bevor der Polizist zum Informationsschalter joggte. Das bedeutete noch mehr Ärger als er eh schon hatte.

Er hatte sie enttäuscht. Clemens, dessen Mitschüler, Athene. Er war eben kein Held, nur der gestörte Sohn von Professor Richtstein, der Leo ermordet hatte.

Wie würde das bloß enden? Christoph starrte in den wolkenverhangenen Himmel, der in dergleichen tristen Stimmung war wie er selbst. Verhältnismäßig kalt für Juli, das hatte Christoph auf dem Weg zum Polizeiauto gemerkt.

„Deine Tante sollte in wenigen Minuten hier sein. Sie war bereits unterwegs. Deine Eltern haben sie wahrscheinlich schon angerufen." Nur über ihre Leiche. Aber Athene hatte anscheinend ihr Wort gehalten, Lissi irgendwie zu informieren.

Die Polizisten brachten ihn in den Anzeigeraum, damit er nicht in der Nähe seiner Verwandten warten musste. Einer der Drei blieb bei ihm und stellte ihm die üblichen Fragen, die Christoph geistesabwesend beantwortete. Die meiste Zeit starrte er aus dem Fenster und beobachtete die vorbeifahrenden Autos.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 07 ⏰

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