3. Verdorbenes Wasser

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„Xingqiu?!"

„D-du kannst mich sehen?!", Fassungslosigkeit war aus meiner Stimme herauszuhören, „Oh mein Gott ich dachte schon..."
„Wie ist das möglich? Wo kommst du so plötzlich her?", wollte er mit zitternder Stimme wissen und umklammerte mein Handgelenk mit festem Griff.

Ich schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung... Ich dachte schon mich würde niemand mehr sehen können... dann hab ich dich berührt...." Ich ließ meine Hand sinken als er seinen Griff lockerte, doch mit einem Mal veränderte sich seine Ausstrahlung, beinahe panisch sah er durch den Raum. „Xingqiu?! Babe?! W-wo bist du?! Scheiße... d-das kann ich mir doch nicht eingebildet haben... es war zu real!"

Er wollte schon aufstehen, da ergriff ich ängstlich seine Hand. Bitte lass ihn mich wieder sehen können. Ich hatte doch schon Hoffnung gehabt. Warum war ich plötzlich wieder unsichtbar für ihn?!
Doch die Berührung schien etwas zu bewirken, denn er beruhigte sich wieder und konnte mich scheinbar sehen. „Scheiße... was geht hier nur vor sich?" „Ich weiß es nicht... Das einzige das ich weiß ist, dass ich im See aufgewacht bin...", erklärte ich während er sich wieder zu mir setzte und meine Hand festhielt.

Sein Gesicht wurde kreidebleich, „Im See?" „Ja... aber ich erinnere mich nicht warum ich dort war, alles ist wie vernebelt. Die letzte richtige Erinnerung ist, dass die Schule aus war."
„Das war am Freitag, der letzte Zeitpunkt zu dem ich dich gesehen habe", stotterte er nervös und blickte mich mit einer Mischung aus Angst und Trauer an.

„Bin ich alleine gegangen?" Das tat ich doch nie, ich ging immer zusammen mit ihm nach Hause. Tagsüber war auch nichts geschehen, was diese Tatsache hätte ändern können... Außer natürlich, wenn ich diese Sache auch vergässen hätte. Als Antwort auf meine Frage nickte mein Freund und beteuerte, dass ich alleine gegangen war da er noch mit einem Kumpel von uns - er heißt Gaming - gesprochen hätte. Am Heimweg hätte er es dann nicht mehr geschafft mich einzuholen.

„Und warum hast du geweint?"

„Ich hatte Angst um dich, du hast auf keinen meiner Anrufe reagiert und deine Eltern wussten auch nicht wo du steckst... Ich habe das Schlimmste befürchtet..."

Mir gefror das Blut in den Adern. Hatten meine Eltern nicht gesagt, dass sie Yun nicht erreicht hatten. Das bedeutete doch, er hatte nie mit ihnen gesprochen... Log er mich etwa an?
„Verstehe...", murmelte ich und beschloss, ihn darauf vorerst nicht anzusprechen, vielleicht irrte ich mich auch und hatte meine Eltern falsch verstanden, „Aber kannst du mich wirklich nicht sehen wenn ich dich nicht berühre?"

Er legte den Kopf schief und ließ meine Hand los, worauf er zusammenzuckte. „Fuck! Nein, ich kann dich so nicht sehen!"

So schnell ich konnte griff ich wieder nach seiner Hand. „Was hat das nur zu bedeuten? Was ist mit mir passiert?"
Mein Freund blickte mich an, als hätte er eine böse Vorahnung: „Vielleicht sollten wir zum See gehen..."
Ich schluckte schwer und begann beim Gedanken an diesen Ort zu zittern. Irgendetwas in mir wollte mich davon abhalten zu diesem Ort zu gehen. Als wäre dort etwas schreckliches geschehen, dass ich nicht erfahren sollte. „Na gut..."

Einige Zeit später durchquerten wir Hand in Hand den Wald und näherten uns unserem Ziel. Was uns dort erwartete brachte uns allerdings ins Stocken. „Was geht da vor sich?", mein Blick war in die Ferne gerichtet. Überall streiften Menschen durch den Wald, die meisten davon kannte ich, sie waren Bekannte und Nachbarn.

„Xingqiu!?"

„Wo bist du?!"

„Hörst du uns? Xingqiu?!"

„Was geht hier vor sich?", fragte ich. „Die suchen nach dir...", mein Freund blickte sich um, „Deine Eltern und dein Bruder auch." „Mum!", ich riss mich von Yun los und eilte auf sie zu, „Ich bin hier!" Euphorisch wollte ich nach ihrer Hand greifen, allerdings griff ich durch sie hindurch...
„Was?!" Fassungslos versuchte ich es immer und immer wieder, doch weder bei ihr, noch bei irgendjemand anderem funktionierte es. Aus Angst, lief ich zurück zu meinem Freund und fiel ihm um den Hals.

Ich konnte ihn berühren.

„Was ist hier los? Warum geht es nur bei dir?" „I-ich weiß es nicht...", sanft streichelte er mir über den Rücken und versuchte mich damit zu beruhigen und hatte damit mäßigen Erfolg. Als er mich loslies ertönte mit einem Mal die Stimme meines Vaters. „Chongyun! Du bist auch hier! Hast du Xingqiu gesehen? Weißt du wo er ist?" Wie erstarrt sah Yun ihn an und presste dann hervor: „Nein... Tut mir leid, ich weiß auch nicht wo er ist. Ich habe ihn zuletzt am Freitag in der Schule gesehen." „Verstehe...", Enttäuschung war aus dem Gesicht meines Vaters herauszulesen und er wandte sich wieder ab.

„Hey! Hier am Ufer stehen Schuhe... Verfickte Scheiße! Leute! Schnell!", hallte es plötzlich durch den Wald und der Suchtrupp rannte augenblicklich zum Seeufer von wo der Ruf herkam.

„Was ist das?"

„Da schwimmt was im Wasser!"

„Oh Gott! Ist das ein Körper?!"

„Schnell! Wir müssen da hin!"

Drei Leute liefen immer weiter hinaus und schwammen zu dem Ding, dass in der Ferne trieb. „Fuck!" Hörte man sie fluchen und während sie die Gestalt mit sich zogen, konnte man immer deutlicher erkennen, dass es sich dabei um einen menschlichen Körper handelte. Ein weiterer Schrei hallte über den See hinweg, es war meine Mutter und sie schrie nach mir...

Jetzt war der Moment gekommen an dem ich zum ersten Mal einen Hauch einer Ahnung davon bekam, was hier vor sich ging. Das hier war kein Traum... keine Halluzination... nichts dergleichen. Denn in meinem Inneren konnte ich die Wahrheit spüren...

Langsam ging ich Hand in Hand zum Ufer und blickte auf den Körper, den meine Mutter umklammerte und an sich drückte. Das leblose Gesicht in das ich blickte, war mein eigenes.

„Ich bin tot..."

Summertime Sadness // Chongqiu Genshin FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt