Ich muss dir noch was sagen, bevor du stirbst, ich muss noch einmal mit dir sprechen. Sonst werde ich in der Nacht niemals meine Ruhe finden. Mit schwerem Atem knie ich mich zu dir und krame nach dem Handy in meiner Tasche, um den Notruf zu wählen. Aber als meine Finger das Handydisplay berühren, kleben sie, als hätte ich sie in Traubenmost getunkt. Als mein Blick auf sie fällt, sehe ich das Blut so seltsam an ihnen herabtropfen. Habe ich dich eben etwa schon berührt, in meinen Gedanken versunken?
Ich wische das Handy an meiner Hose ab und streiche dir durchs Haar. „Wach auf, meine Hübsche, wach auf", flüstere ich dir zu. „Es ist noch nicht vorbei." Ich spüre, wie sich ein Schluchzer aus meiner Kehle ringt. Scheiße, das wollte ich nicht.
Ich wollte stark sein für uns beide. „Ich weiß, du hast einen anderen. Einen Liebhaber, der es dir besser besorgt als ich." Meine Hände beginnen so sehr zu zittern, dass mir aus der Rechten das Handy entgleitet und ich mit der Linken plötzlich in deiner tiefen Platzwunde stecke. „Aber das ist jetzt egal, weißt du. Ich fange von vorne mit dir an. Du musst nur aufwachen..."
Der Notruf, den ich offenbar gewählt und wieder ausgeblendet habe, geht durch. „Einsatzstelle West, wer ist da und was kann ich für Sie tun?"
Ich meine, da etwas zu fühlen, als ich über deinen Nacken an deinen Hals fahre. Ist es dein Puls? Wie elektrisiert trete ich auf das Handy ein, bis der Anruf abbricht. Mir entfährt ein Stöhnen. „Oh, Liebes, tu mir das nicht an."
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