╭──╯𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟑𝟎╰──╮

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M I N H O
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DURCH EINEN SANFTEN DRUCK von Bewegung auf meiner Brust wurde ich aus meinem Schlaf geholt. Zuerst war ich verwirrt – und tatsächlich für einen Moment auch verängstigt –, aber als ich meine Augen langsam öffnete und den immer noch schlafenden Jisung sah, wurde jede Verwirrung genauso schnell wieder in den Wind geblasen.

Er hatte sich noch näher an mich geschmiegt und seinen Arm, welcher bis jetzt auf meinem Oberkörper geruht hatte, unter mich geschoben. Gleichzeitig bewegte er kurz seinen Kopf ein Stück nach oben. Meine Hand lag verloren in seinen zerzausten Haaren, während mein anderer Arm sich auf seinem abgelegt hatte.

Es war so ein simples Szenario und doch hatte ich noch nie so eine Freiheit gespürt. Ich hatte mich dem hingegeben, was so lange in mir versteckt war, und dass ich das mit Jisung an meiner Seite entdecken konnte, machte es umso besonderer.

Ich wollte meine Augen wieder schließen und mich diesem Frieden hingeben, aber Jisung hörte nicht auf, sich zu bewegen. Alle paar Sekunden wechselte er seine Position, wenn auch nur für den kleinsten Zentimeter. Entweder träumte er gerade oder er war immer so aktiv in seinem Schlaf. So oder so, ich könnte und möchte mich daran gewöhnen.

Das Gefühl, neben jemandem aufzuwachen, der einem so viel bedeutet, war unbeschreiblich schön.

Jisung murrte immer mehr unverständliche Laute vor sich hin, was meine Theorie bestätigte, dass er etwas zu träumen schien. Ich versuchte, ihn zu beruhigen, indem ich langsam und vorsichtig durch seine Haare strich. Es zeigte Wirkung. Er wurde ruhiger. Dafür wurde sein Griff um meinen Körper enger und er rutschte noch näher an mich heran. Falls das mittlerweile überhaupt noch physisch möglich war.

Ich behielt meine beruhigenden Bewegungen bei, während ich mit meiner freien Hand zum Nachttisch, wo mein Handy lag. Ich hatte es gestern Nacht achtlos mitsamt vieler anderer Dinge auf den Boden fallen lassen und erst wieder aufgehoben und dort hingelegt, nachdem wir uns dem eigentlichen Schlafen widmeten.

Alleine der Gedanke an die letzte Nacht ließ mich wie einen Bekloppten grinsen.

Ich lehnte mich ein wenig herüber, um nach meinem Handy greifen zu können. Dies brachte Jisung dazu, ein verschlafenes aber durchaus verwerfliches:»Hey!« zu murmeln. Für einen Moment hielt ich inne, das Handy bereits in meiner Hand, und ich fragte leise:»Bist du schon wach?«

»Ja, sicher«, keifte er zurück, »Schon seit gestern morgen nicht mehr. Der Flug zurück nach Korea war so unangenehm. Die Sitze waren überhaupt nicht gemütlich.« »Ah«, machte ich, als ich realisierte, dass er in seinem Schlaf redete. Ich entsperrte mein Handy und sah eine Nachricht, die mir den achso friedlichen Morgen schnell wieder versauen würde. »Dann schlaf dich mal richtig aus«, neckte ich ihn und sah hinunter zu ihm, wo er nur leicht erkenn- und spürbar nickte.

Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Nachricht. Sie war von niemand anders als Dongho. Natürlich musste er es sein, der mich aus meiner gerade erreichten Ruhe wieder rausreißen würde.

›Denk an den Neuen heute. Drei Uhr nachmittags.‹

Tatsächlich hatte ich es schon wieder komplett ausgeblendet. Mit einem weiteren prüfenden Blick stellte ich fest, dass es bereits kurz vor zwei Uhr nachmittags war. So sehr, wie es mich auch störte und ich hier bleiben wollte, ich musste immer noch meinen Anordnungen nachgehen. Auch wenn ich immer noch auf meiner Prioritätenliste hatte, dass ich es aus diesem 'Job' selbst rausschaffen musste. Immerhin konnte es nicht auf Dauer mit Jisung funktionieren, wenn ich immer zu den unmöglichsten Uhrzeiten verschwinden musste.

𝗙𝗔𝗞𝗘 | 𝖬𝖨𝖭𝖲𝖴𝖭𝖦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt