Akt 3 Der Fall von Hakron| Teil 3 - Louis

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Das wars, dachte Louis und spürte wie sich eine düstere Gewissheit einstellte. Er war mit Noah und Aztah von der Mauer zurück in den Innenhof gekommen, nachdem Prinz Thomas das angeordnet hatte. Kurz darauf hatte er den dunklen Krieger das erste Mal gesehen. Er spürte noch bevor er es sah, dass es ein Mensch war. Die Gedanken der Noari waren anders, als die von Menschen. Glitschiger, aber auch einfacher. Sie verfügten über einen Grundzorn, den man leicht anstacheln konnte, aber über wenig tiefe um die langfristig zu beeinflussen. Es stellte für Louis kein Problem da diese einfachen Kämpfer ihrer Gegner so zu beeinflussen, dass sie selbst auf einander los gingen. Zumindest kurzzeitig wirkte das ausgesprochen gut.

Als sich kurz ihre Blicke trafen, wusste Louis bereits, dass sie verloren hatten. Mehr als seinen Namen konnte er allerdings nicht in seinen Gedanken lesen.

Abraxas von Neblingen.

Zumindest war das der Name gewesen, den er als Mensch getragen hat. Jetzt als Kind eines Gottes und dessen Protegé nannte er sich meist nur noch Brax. Er ging langsam – es sah fast aus, als würde er schlendern – in den Innenhof, während die Noari an seiner Seite vorbei stürzten in sofort die Soldaten rings herum in einen Kampf verwickelten. In seinen Augenwinkeln sah Louis, dass auch Aztah und Noah sich bereit machten ihre Magie einzusetzen. Louis allerdings war wie gebannt. Er hatte noch nie einen Menschen mit so viel Präsenz gesehen.

Macht, verbesserte ihn eine raue Stimme in seinem Kopf. Vage wurde Louis bewusst, wer da gesprochen haben könnte. Es schien als gehörte das Schlachtfeld bereits ihm. Die brennende Stadt in seinem Rücken spiegelte sich matt auf der dunklen Klinge seines Schwertes. Er erreichte den Prinz und sofort fingen sie an sich in einen Zweikampf zu stürzen. Fast sah es danach aus, als wären sie einander ebenbürtig, aber dann erkannte Louis, dass Brax nur mit dem Prinzen spielte. Er war der schwarze böse Kater und sein Gegner die chancenlose Maus. Immer wieder warf der Kater die Maus hoch in die Luft und lies sie gnadenlos zu Boden fallen, nur um zu beobachten, ob sie sich ein weiteres Mal regen würde. Und dann schien er den Spaß daran zu verlieren. Kurz trafen sich ihre Blicke nochmal und Louis sah, dass Brax ihm zu grinste.

Sieh jetzt genau zu. Sieh zu was ich fähig bin, dank der Macht meines Gottes!

Plötzlich wirkte er größer, einschüchternder, bösartiger. Louis hörte ihn etwas sagen, aber verstand es nicht. Das alles geschah in einer fernen Welt, weit weg. Er selbst stand regungslos auf dem Platz und konnte nicht mehr tun, als zu beobachten, wie der dunkle Krieger dem Prinzen von Hakron erst das Schwert aus der Hand schlug und ihm dann die eigene Klinge in den Leib bohrte. Und da wusste er, dass es vorbei war. Egal wie gut es gelaufen sein mochte, jetzt war es vorbei. Die Moral der Soldaten würde binnen Sekunden brechen und er hatte nicht mehr die Kraft es aufzuhalten. Mit einem Mal fühlte Louis sich hilflos und müde. So unendlich müde. Wann hatte er das letzte Mal geschlafen? Er erinnerte sich an die Minen und den Kampf gegen den Noari, aber das schien schon vor Tagen passiert zu sein. Am liebsten würde er sich nun einfach nur hinlegen und schlafen. Zwei Sekunden starrte er noch auf den leblosen Körper von Prinz Thomas, während Brax seine Klinge säuberte, dann perlte seine Versteinerung endlich ab.

„Rückzug", brüllte Louis. Der Kampf war vorbei. Sie mussten hier weg. Schnell. Er sah zu Noah, der ihn ratlos ansah. Verstanden sie es denn nicht? Es waren zu viele. Es hatte keinen Sinn mehr. Warum sollten sie ihr Leben opfern? Wofür sollten sie noch kämpfen, wenn doch alle anderen Menschen, die etwas zu sagen hatten, bereits geflohen waren? Fenris hatte ihn vorgeschickt. Fenris hatte ihn geopfert, um selbst zu fliehen. Ihn und alle Magos, die er zuvor angeworben hatte und denen er Reichtum und Ruhm versprochen hatten. Glorreiche Heldenlieder. Aber er selbst war nicht hier um zu kämpfen, nein der feine Herr war geflohen. Was war ihr Leben wert? Weniger als das der anderen? Zorn stieg in Louis hoch. Ungerechtigkeit.

MAGOS - Chroniken des UntergangsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt