Prolog

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Charlie Morningstar würde sich nie an die ersten Tage nach der jährlichen Ausrottung gewöhnen. All das Leid, der Schmerz und das Blutvergießen dieser armen menschlichen Seelen zerrten jedes mal erneut an den Kräften der Prinzessin der Hölle. Sie versuchte mit dem Hotel und der hoffentlich baldig startenden Rehabilitation der Bewohner der Hölle, etwas neues zu erreichen. Etwas zu verändern und für ihr Volk da zu sein. Wie es sich für eine gute Prinzessin gehört. Sie wollte nicht nur ihr Volk stolz machen, sondern auch ihre Eltern. Zu denen der Kontakt seit vielen Jahren eher unregelmäßig stattfand. Ein Umstand an den Charlie sich gewöhnt hatte. Sie hatte ihre Freunde im Hotel und sie hatte Vaggie. Seit drei Jahren waren die beiden Frauen nun schon ein Paar und Charlie konnte sich keine bessere Partnerin als Vaggie an ihrer Seite vorstellen.

Sie hatte die verletzte Frau damals in einer Gasse der Straßen der Hölle gefunden und ihr eine helfende Hand gereicht. Nun, einige Tage nach der letzen Ausrottung, wo die Engel vom Himmel hinunter in die Hölle gekommen waren, um so viele Menschen umzubringen, wollte die Prinzessin erneut durch die Gassen ziehen, helfen wo ihre Hilfe angenommen wurde und nach verletzten Menschen Ausschau halten.

Auf den Straßen herrschte Chaos und Verwüstung und es bestürze Charlie zu sehen, was für ein Chaos die Engel mit ihrem Angriff....ihrem Massaker angerichtet haben. Die junge Frau fand sich in der Straße wieder, wo sie vor Jahren Vaggie verletzt gefunden hatte. Bis auf ein paar brennende Mülltonnen und der verbrannte Geruch von Müll und Asche war hier nichts vorzufinden.....Lucifer sei Dank, dachte Charlie und wollte auf dem Absatz kehrt machen - ein plötzlich auftretender hellblauer Nebel aus einer der Gassen, ließ die Prinzessin inne halten.

"Hallo? Brauchen Sie Hilfe...ich...bin keine Bedrohung?", rief Charlie vorsichtig in die Richtung der Gasse, als sich der Nebel langsam verkroch und etwas kleines schnelles auf die Prinzessin zuschoss und Charlie rückwärts straucheln ließ, ehe sie erkannte, dass es sich um ein Dämonen-Ziege mit Flügeln handelte und die Dämonin wollte in die Hocke gehen, um dem Tier keine Bedrohung zu sein und ihm die Hand auszustrecken - doch sobald ihre Hand das Fell des Tieres berührte, stellte sich das Tierwesen als holografische Abbildung heraus. Es war nicht echt.

Den Gegenstand, den es auf den Boden fallen lies, und auf dem ein verschnörkeltes hellblaues Zeichen aufblitzte, ehe jenes verschwand und einen Brief offenbarte, konnte Charlie dagegen aufheben und festhalten. Etwas, dass definitiv echt war und kein Hologramm. Sobald die Prinzessin den Briefumschlag in der Hand hatte, gab die Hologramm-Dämonen-Ziege ein lautes warnendes Geräusch von sich, ehe sich das Hologramm auch in Luft auflöste und gemeinsam mit dem hellblauem Nebel vollends verschwand.

"Okay....das war - ungewöhnlich?", murmelte Charlie zu sich selbst und beäugte den Brief skeptisch, den sie nun in den Händen hielt. Der Adressant war Prinzessin Charlie Morningstar.

"Oh....das bin ja ich.....aber wer sollte mir auf diese Weise einen Brief zukommen lassen?", wunderte Charlie sich und öffnete den Brief, um mit jedem Wimpern Aufschlag nur verwunderte über die knappen Zeilen zu lesen.


Hi Charlie,
ich hoffe dieser Brief erreicht dich noch rechtzeitig vor dem Ende des Universums. Ich habe einen Deal mit einem düsteren Dämon gemacht um....das wertvollste in meinem Leben zu retten. Fort von der Welt, wie ich sie kannte....einer Welt, die durch etwas grauenvolles vollständiger Zerstörung droht. Himmel, Hölle....und alles was sich in meinem Universum befindet.....das Ende ist so nah und ich hoffe, dass meine kleine Tochter bei dir sicher sein kann....ein sicheres Leben leben kann, anstatt der endgültigen Dunkelheit.

Eine Verknüpfung mit dem Deal war....dass sie wesentlich langsamer altert. Bevor dem ultimativen Ende meiner Welt....hätten wir fast ihren dritten Geburtstag gefeiert....sie hätte eine Geburtstagsparty bekommen mit so viel Kuchen, und Geschenken und einer großen Hüpfburg im Schlangen-Enten Design.......bitte achte gut auf meine Tochter.....sie verdient ein sicheres Leben....wo immer du auch sein magst.


In Liebe

Prinzessin Charlotte-Charlie-Morningstar
(Aus einem parallelen Universum)

p.s. auf der Rückseite dieses Briefs ist ein kleines Foto von mir und meinem little Apple-Pie (falls du absolut verwirrt über die Unterschrift bist.....ich wäre es vermutlich auch!)


In Charlie drehte sich alles, als sie den Brief umdrehte und tatsächlich an der Rückseite ein kleines, vielleicht Briefmarken großes Foto befand, dass Charlie mit einem kleinen blondhaarigen Mädchen mit einem grünen und einem roten Auge, welches sie auf dem Arm hielt und fröhlich in die Kamera grinst. Das Kind auf Charlies Arm blickte scheu zur Kamera hinauf und schient mit einer Hand zu winken. Die blasse Haut und die feinen kleinen Details im Aussehen, welche Charlie an sich selbst erkannte, spiegelten sich fast schon identisch auf dem Kind wieder.

Shit!

Charlie faltete den Brief zusammen und ließ ihn in ihrer Hosentasche verschwinden. Sie hatte eine Tochter....nein halt....eine Charlie Morningstar aus einem alternativen Universum hatte eine Tochter....ein Kind....das sie zur Rettung hier her geschickt hatte....war Charlie nun eine Mutter? OMG.

"Okay...gaaanz ruhig Charlie....irgendwo hier muss....das Kind sein....keine Panik", versuchte Charlie sich selbst zu beruhigen. Dann bemerkte sie, dass die andere Charlie gar keinen Namen erwähnt hatte.....sie hatte bei dem Foto nur von 'Little Apple-Pie' gesprochen....vielleicht war es sowas wie ein Kosename?

"Halllooooo? Little Apple Pie? Ich bin....die andere Charlie Morningstar, du brauchst keine Angst haben? Du bist nun sicher okay?", sprach Charlie nervös, als sie näher in die Gasse trat, wo der Nebel und das Tier-Hologramm zuerst aufgetaucht war. Die Prinzessin der Hölle erkannte einen kleinen dunklen Schuh hinter der Mülltonne in der Seitenstraße aufblitzen.

Ein leises Wimmern war zu hören und Charlie erkannte das Mädchen vom Foto. Unsicherheit spiegelten sich in den Augen des Kleinkindes, und es brauchte keine drei Sekunden, bis sie ihre kleinen Händchen nach oben streckte um auf den Arm genommen zu werden.

Charlie hob das Kleinkind vorsichtig auf den Arm und augenblicklich schlang das Mädchen ihre Arme um den Hals der Prinzessin und schien nach Sicherheit und halt zu suchen.

Es war eine so surreale Situation - selbst für eine Tag in der Hölle, dass Charlie nicht wusste ob sie lachen oder vor Panik selbst in Tränen ausbrechen sollte.

Ihr Blick glitt auf die kleine dunkelrote Schleife im Haar, welche verrutscht und schief ausschaute. Beim genaueren hinsehen war ein Name auf der kleinen Schleife aufgestickt worden.

Melora.

Ob das der Name des kleinen Mädchens war? Charlie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, ob sie jemals Kinder haben würde....erst recht nicht was für Namen sie wählen könnte?

"Melora?", hörte Charlie sich sagen und das Kind schniefte einmal traurig und hob vorsichtig den Blick. Verwirrung spiegelte sich in den Augen des Mädchens.

"Ley brav......Mommy?" - wimmerte das Mädchen unsicher und verkrampfte sich mit ihren Händchen im Kragen von Charlies Jacke.

"Ich bin Charlie nicht.....oh", Charlie überlegte, dass dieses Kind wohl kaum verstand was.....passiert sein musste....vielleicht sah sie ihrem anderen Universums Ich ja ähnlich?

"Ich bin dir nicht böse....ich wollte nur hören wie schön dein Name klingt. Ley ist dir lieber?", ruderte Charlie zurück, um das Mädchen nicht noch mehr zu verunsichern.

Melora löste eine Hand aus der klammernden Haltung und deutete zuerst auf sich und dann auf Charlie.

"Mommy......Ley....", sprach das Mädchen und schniefte erneut ängstlich.

"Okay - verstanden.....ähm....am besten bringe ich dich ins Hotel. Nach Hause in Ordnung? In Sicherheit", sprach Charlie und die Worte schienen das Kleinkind nur bedingt zu beruhigen. Sie kuschelte sich dichter an die Prinzessin der Hölle und Charlie warf einen letzten Blick in die Gasse, aus welcher der Nebel gekommen war, ehe sie sich auf den Rückweg zum Hazbin Hotel machte.

Hazbin Hotel - Little Apple PieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt