Ich liebe Elyas nicht mehr. Ehrlich gesagt, denke ich, dass ich ihn nie geliebt habe.
Ich habe ihm so oft eine Chance gegeben und ihm vertraut und jedes mal bereute ich es früher oder später, denn jedes mal führte es zu einer Katastrophe.
Ich war zu naiv um gegen ihn angehen zu können. Wie auch, wenn er mich so ansah?
Wie eine Motte vom Licht angezogen war,
war ich von ihm angezogen und jetzt da er weg ist, wurde ich verrückt.
Er hat mich in eine Obsession getrieben, welcher ich nicht entfliehen konnte.
Ich wusste, dass ich ihn nie wieder sehen werde und das machte Alles noch viel schlimmer.
Jedes mal, wenn ich an ihn dachte, spürte ich einen unerträglichen, stechenden Schmerz in der Brust, der mich zerriss doch gleichzeitig war er das Einzige, an das ich denken konnte.
Jedes mal, wenn Jemand meinen Weg kreuzt, der ihm ähnlich sieht, ich sein Automodell irgendwo sehe oder sein Parfüm rieche,
trifft es mich wie ein Schlag und ich bekomme gefühlt einen Herzinfarkt.
Mein Herz schlägt viel schneller und ich fange an zu zittern und zu stottern.
Tief in mir schlummert nach wie vor eine kleine Hoffnung, ihn eines Tages wiederzusehen.
Jede Nacht, vor dem Einschlafen, denke ich darüber nach und male mir aus, wie es wäre, ihn wiederzusehen.
Wo sind wir dann und wie werden wir reagieren?
Wird es dann jemals wieder so sein wie vorher oder wird er mir sagen, dass er bereut, etwas mit mir angefangen zu haben?
Tage, Wochen, sogar Monate vergangen, doch kein Tag, an dem ich nicht an Elyas und seine Familie dachte.
Nach meinem letzten Gespräch auf dem Polizeirevier begann mein Umzug nach Paris.
Würde ich es nicht besser wissen, würde ich Jedem empfehlen, sich mal von einer reichen Mafiafamilie entführen zu lassen, danach ist nämlich alles geschenkt.
Wohnung, ein Platz an der besten Uni der Stadt, ohne überhaupt mit der Highschool fertig zu sein und ein monatlicher Zuschuss.
Das alles bekam ich, nur weil im Oktober ich statt Maya vom Fahrrad gezogen und entführt wurde.
Wenn man die posttraumatische Belastungsstörung außen vor lässt, würde ich sogar sagen, dass es sich lohnt, wenn man bedenkt dass ich mich die nächsten Jahre um nichts Sorgen machen muss.
{}
Donnerstag, 10. März 2022
Liebes Tagebuch,
meine Psychologin hat mir empfohlen, damit anzufangen. Also ist hier mein erster Eintrag.
Heute war mein erster Tag an der Universität.
Kaum zu glauben, dass ich vor weniger als einem halben Jahr noch festgehalten wurde und dachte, dass ich nie wieder frei sein könnte und heute bin ich eine Kunststudentin in Paris.
Das Blatt hatte sich für mich gewendet, meine Gebete wurden erhört.
Ich kann mein Leben endlich weiterleben, zwar nicht da, wo ich aufgehört habe aber so wie ich es mir damals vorgestellt habe.
Meine Eltern sind im Gefängnis, doch hier gelte ich als Vollwaise.
Niemand hier kennt mich. Ich kann mein Leben komplett neu gestalten, da hier noch nie Jemand etwas von dem
"Tragischen Fall von Kenna Steward"
gehört hat.
Für sie bin ich eine ganz normale Amerikanerin. Und an diesen Punkt möchte ich wieder kommen.
Dass ich mich fühle wie eine normale Amerikanerin.{}Ein Monat später{}
Während meiner Entführung ist wohl ein Onkel von mir verstorben, den ich nicht mal gekannt habe.
Er war ganz schön reich und da meine Eltern und ich seine einzigen lebenden Familienmitglieder waren, war sein Testament auf meine Eltern ausgeschrieben.
Sie jedoch verloren durch ihre Verbrechen jeden Anspruch auf sein Erbe und so wurde entschieden, dass ich es als Schadensersatz bekommen würde.
Nicht mal eine Millionen Dollar könnten den Schaden ersetzen, den ich von der Entführung getragen habe.
Zum Glück keinen sichtbaren, bis auf ein paar Narben,
dafür aber psychisch.
Alle zwei Wochen durfte ich mit einer Psychologin über mein Trauma reden, hin und wieder rief meine Anwältin aus Amerika an.
Sonst musste ich komplett alleine damit klar kommen.
Hier in Frankreich kannte ich niemanden, ich war niemand.
Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen, mein Tagebuch neben mich.
Alles ist so langweilig, seit ich hier bin.
In Paris zu leben ist wirklich nicht so märchenhaft, wie man es sich vorstellt.
Vor meinen Kommilitonen war es mir zugegeben sogar etwas unangenehm, dass ich hier in Paris eine Wohnung hatte und nicht außerhalb, da die Miete geradezu unbezahlbar ist.
Ihnen musste klar sein, dass ich an irgendeinem Punkt in meinem Leben ziemlich viel Glück hatte.
Außerdem ist die Sprache echt schwer und die meisten sprachen nur gebrochenes Englisch.
Glücklicherweise war meine Uni international also war ich nicht die Einzige Amerikanerin.
Ich lernte täglich dazu und wurde täglich daran erinnert, dass mein Leben nie mehr so sein wird, wie es vor einem halben Jahr noch war.
Außerdem musste ich täglich lügen, was mir absolut nicht gefiel, da ich schon am ersten Tag sympathische Bekanntschaften gemacht habe, bei denen ich mir vorstellen konnte, dass sie gute Freunde werden.
Seine Freunde anzulügen ist meiner Meinung nach das Schlimmste, was man tun konnte.
Jedoch habe ich vor Gericht geschworen, nie wieder ein Wort über die Entführung und über die Dé Luca-Dynastie zu verlieren.
Ich musste mir also eine komplett neue Persönlichkeit ausdenken.
Kenna Stewart ist bei einer Entführung ums Leben gekommen.
Madlyn Reed ist die Person, die ich jetzt bin.
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Find me in Paris
RomanceNachdem Familie Dé Luca von der Polizei überführt und verhaftet wurde, blieb Kenna allein zurück. In Paris soll sie ein neues Leben beginnen. Jedoch sitzen die Wunden zu tief. Erinnerungen an die letzten Monate zierten ihr Gehirn wie Narben ihre Ha...