In den letzten paar Tagen setzte sich Jae immer wieder zu mir. Es irritierte mich.
Ich wusste nicht, was er von mir wollte und ich konnte sein Verhalten auch nicht einordnen. Zudem lächelte er mir immer zu. Flirtete er mit mir? Idk.
Bis jetzt hatte ich nur eine einzige Beziehung, die zum Ende hin nicht mehr wirklich funktioniert hatte. Und, wenn Jae tatsächlich mit mir flirtete, wollte ich eigentlich nicht darauf eingehen. Insbesondere nicht jetzt; ich wäre zu vulnerable.
Aber er machte es mir auch schwer, mich nicht von ihm angezogen zu fühlen.
Deswegen war ich einesteils froh, als die Vorlesung vorbei war und ich von Jae weg kam.
Doch er erwischte noch mein Handgelenk und hielt mich zurück.
Fragend sah ich Jae an.
>> Wollen wir vielleicht noch ein Kaffee trinken gehen? <<, fragte Jae mit seinem charmanten Lächeln.
Ich war im Zwiespalt; einesteils gerne und auf der anderen Seite wollte ich nur nach Hause.
Dann traf ich eine Entscheidung, was ein Kompromiss sein könnte.
>> Morgen wäre es mir lieber <<, sagte ich dann.
Jae kicherte. >> Das ist auch okay. Ich freue mich darauf. <<
>> Ich mich auch. <<
Anscheinend verließ ich den Raum.
Min Won hatte schon seit zwölf Uhr aus und ich wollte ihn nicht bis 16 Uhr warten lassen. Also musste ich heute alleine nach Hause fahren. Es kostete mir viel Kraft nach einem Taxi zu winken. Doch schlussendlich saß ich in einem. Aber ich gab ihm nicht unsere direkte Adresse, sondern eine Straße weiter.
Dort gab es auch ein Café, wo ich mir noch einen Iced Latte bestellte. Danach ging ich endlich nach Hause.
Ich betrat das Apartment und sofort kam mir Geruch von leckerem Essen entgegen. Dies hob etwas meine Stimmung.
>> Hi Joonie <<, sagte er, kam auf mich zu und drückte mich an sich. >> Hab Essen gemacht. <<
Ich erwiderte seine Umarmung mit einem Arm, in der anderen Hand hielt ich den Kaffee.
Irgendwann ließ mich mein Bruder wieder los, bemerkte den Iced Latte und seufzte dann.
>> Also willst du heute nicht schlafen <<, kommentierte er.
Ich rollte mit den Augen, setzte mich an den bereits gedeckten Tisch und verschwieg, dass jemand aus meinem Kurs mit mir Kaffee trinken möchte. Aber ich konnte nicht sagen, ob es auf freundschaftlicher oder romantischer Basis gemeint ist. Min Won wäre bestimmt nicht glücklich darüber, dass ich mit jemanden treffen werde. Wenn das mit Mom nicht geschehen wäre, würde er vermutlich nichts dagegen sagen.
Während wir aßen, ließen wir irgendeine Doku laufen, sodass es nicht so still war. Ich brauchte immer irgendwelche Hintergrundgeräusche; mein Bruder genauso. Wir wussten beide, dass dies nicht ganz so gesund war.
Wie immer war ich als erster mit dem Essen fertig und um nicht unhöflich zu sein, wartete ich bis Min Won auch fertig war. Ich schaute währenddessen zum Fernseher, beobachtete wie eine Eisbär Mama ihr Junges fütterte. Schon seit meiner Kindheit fand ich Bären faszinierend, keine Ahnung wieso.
Ich hörte, wie Min Won seinen Stuhl schob. Automatisch sah ich zu ihm; er trug das benutzte Geschirr zum Geschirrspüler. Ich nahm nun mein eigenen Teller und stellte es ebenso hinein.
Min Won wischte dann noch über den Tisch. Anschließend machten wir uns auf dem Sofa bequem und schauten die Doku zu Ende.Da Jae und ich am nächsten Tag nicht die gleichen Kurse hatten, trafen wir uns in der Mensa.
Als ich in diese eintrat, konnte ich Jae schon ausmachen. Ich ging auf ihn zu und sofort stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, stand auf.
>> Hi <<, sagte er.
>> Hi <<, erwiderte ich, spielte mit dem Ring an meinem Finger. >> In welches Café willst du gehen? <<
>> Ist gleich in der Nähe <<, meinte Jae lächelnd.
Ich nickte und wir machten uns auf dem Weg.
Während wir nebeneinander her gingen, streiften sich ab und zu unsere Finger, was mein Herz etwas hüpfen ließ. Es ärgerte mich, dass mein Körper auf diese kleine Berührungen so reagierte. Ich wusste nicht, ob ich ihn wirklich mochte oder mir nur das Gefühl gefiel, gemocht zu werden.
Schließlich kamen wir zum Café an. Sogleich fragte Jae mich, was ich wollte.
>> Einen Iced Latte, aber mit Sojamilch. <<
Er nickte. >> Such schon mal ein Platz für uns. << Dann zwinkerte er mir zu. Sofort spürte ich die Hitze in meinen Wangen, schaute zu Boden.
>> Bis gleich <<, sagte Jae und ging zur Theke, während ich nach einem Tisch suchte, der weiter hinten des Geschäfts lag. Diesen fand ich auch und setzte mich prompt hin.
Ich wartete ein paar Minuten, dann kam Jae mit unseren Getränken aber auch mit Kuchen. Das kleine Tablett stellte er auf den Tisch, dann setzte er sich auf den Stuhl, mir gegenüber.
Ich wollte gerade den Mund aufmachen, aber Jae kam mir zuvor: >> Der Kuchen ist vegan, keine Sorge. << Man hätte es zwar erahnen können, aber nur, weil ich Sojamilch in meinem Kaffee wollte, musste es ja nicht gleich heißen, dass ich mich vegan ernährte. Ich könnte ja nur laktoseintolerant sein.
>> Woher- <<
Weiter kam ich nicht.
>> Es bestand die Möglichkeit, dass du entweder keine Laktose verträgst oder keine tierischen Produkte zu dir nimmst. << Er nahm einen kleinen Schluck von seinem Kaffee. >> Meine Intuition sagte mir, dass du dich vegan ernährst. <<
>> Dann musst du echt gute Menschenkenntnisse haben <<, sprach ich ihm zu.
>> Joa schon. << Jae grinste mich an, was echt ansteckend war.
Ich musste zugeben, dass er echt süß war. Und ich hatte Angst, mich in ihn zu verlieben.
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The Missing Bloodline
Misterio / SuspensoEin Mord in einem reichen Wohnviertel verunsichert die Bevölkerung. War es ein Einzelmord oder der Beginn einer Mordserie? Und wieso glaubt Detective Choi, dass der König eine Verbindung zum Täter haben könnte, aber warum? - modern monarchy - Story...