Der Fremde in mir

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Als ich aufwachte, blendete mich ein grelles Licht. Moment, grelles Licht? Wo zum Teufel war ich? Ich drehte meinen Kopf nach links, was überraschend anstrengend war. Erst wunderte ich mich, doch dann entdeckte ich einen Infusionsständer. Warte, was? Ich bin im Krankenhaus? Warum? Panik kroch in meine Glieder und irgendwo im Hintergrund nahm ich ein Piepen wahr, das immer schneller wurde, in mir aber nur noch mehr Nervosität auslöste. Nach wenigen Sekunden stürzte ein Arzt ins Zimmer. Er sprach mit mir, doch ich konnte mich nicht auf seine Worte konzentrieren. Als ich mich dann endlich ein bisschen beruhigt hatte, nahm ich erst seine Worte wahr. „Wissen sie wie sie heißen?“, hakte er nach. Eine einfache Frage, dachte ich mir im ersten Augenblick. Mein Gehirn ratterte und ratterte, doch da war nur ein ganz großes Fragezeichen. Als der Dok merkte, dass von mir nichts mehr kommt, machte er mir weis, dass es wohl daran lag, dass ich unter Medikamenteneinfluss stand und fast jeder so reagierte, wenn er aus dem Koma aufwacht.

In der darauffolgenden Nacht bekam ich fast keinen Schlaf. Das mich zuvor Leute besucht haben, die sich als Verwandte vorgestellt haben, die ich aber nicht kannte, machte die Situation nicht gerade besser. In mir herrschte ein Gedankenkarussell. Es dreht sich einzig und allein um die Frage, wer ich eigentlich bin. Immer und immer wieder.

Als der Arzt dann am nächsten Morgen wieder kam, stellte er mir dieselben Fragen. Erfolglos. Ich blickte wie gestern in einen Spiegel. Vor Verzweiflung brach ich in Tränen aus. Einatmen. Ausatmen.
1000 Fragen in meinem Kopf. Alle unbeantwortet. Mein Kopf pochte, meine Augen brannten und ich schluchzte durchgehend vom vielen Weinen. Das ergibt doch alles keinen Sinn. Ich will hier weg. Seit Tagen starre ich nur die weiße Decke an. Ich hievte mich aus dem Bett und starrte aus dem Fenster. Ich war im Erdgeschoss. Ich konnte problemlos verschwinden.

Ich zögerte nicht lange und setze meinen Plan in die Tat um. Draußen angekommen berührten meine nackten Füße den von der Sonne erwärmten Boden.  Kinder schrien, auf meiner Hand setzte sich ein Maikäfer ab.

Zum ersten Mal seit meinem Erwachen fühlte ich mich wohl. Ich war glücklich. Wenn auch nur für einen Moment.

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Spontan entstanden 👍🏼

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 25, 2024 ⏰

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