One dance

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Viserra verbrachte ganze sechs Wochen zu Hause. In dieser Zeit sah sie außer ihren Freunden und ihrer Familie niemanden.

Sie wurde von einer Privatlehrerin, welche ihr Vater bereits einen Tag nachdem sie nach Hause kam vorstellte, unterrichtet, welche verhindern sollte, dass sie zu viel Schulstoff verpasste.

Fast täglich war sie bei Ärzten und Experten vorstellig, welche ihr halfen, dass Knie so schnell wie möglich und ohne Spätfolgen zu mobilisieren, ohne dabei noch mehr kaputt zu machen.

Die Schmerzen wurden erträglicher, dafür schlich sich Unbehagen bei Viserra ein. Sie war jeden Tag abhängig von einem Menschen der ihr bei kleinsten Dingen im Alltag helfen musste.

Sie durfte das Knie nicht bewegen und unter keinen Umständen durfte sie die Schiene um ihr Knie auch nur verdrehen.

Die Muskeln welche sie vom Sport und Tanzen hatte, bauten sich so schnell ab, dass Viserra sich nach nur zwei Wochen unwohl in ihrem Körper fühlte und glaubte nur noch aus Körperfett zu bestehen.

Die Selbstzweifel, die sie vor ihrem Unfall gut in den Griff bekommen hatte, kamen erneut zurück und trafen sie wie eine Welle und zogen sie mit sich, ganz weit weg vom Ufer.

Es gab nichts was sie Sinnvolles tun konnte mit ihrer handfreien Gehstütze, denn weite Strecken laufen oder ähnliches blieb nach wie vor aus.

Immerhin reichte es, um sich von ihrem Bett auf Toilette zu schleppen oder auf ihrem Computerstuhl zu versinken und im großen Universum des Internets zu verschwinden.

Viserra fühlte sich dennoch nutzlos und fernab von jeglicher Zivilisation, sodass sie bald schon gar keine Lust mehr hatte Besuch von Laena oder Gwayne zu bekommen, denn die erzählten ihr immer was außerhalb von Viserras Zimmer vor sich ging.

Die Sehnsucht nach den Menschen, die sie vor ihrem Unfall immer versucht hatte zu meiden, schlich sich von Woche zu Woche immer mehr bei ihr ein. Auf der anderen Seite jedoch gewöhnte sie sich mit der Zeit an ihre Einsam- und Nutzlosigkeit und verspürte irgendwann nicht einmal mehr den Wunsch wieder unter Menschen kommen zu wollen.

Es war, als wäre sie zu einer Einzelgängerin im Ganzen mutiert. Der natürliche Instinkt eines Menschen mit gleichgesinnten zusammen sein zu wollen, das Rudeltier, existierte kaum noch bei ihr.

Luna, Gwayne und Rhaenyra akzeptierte sie nur, weil Viserra wusste, wie sehr sie diese drei Menschen verletzten würde, wenn sie diese rausschmiss.

Obwohl jeder der drei ihr immer alles von den Menschen an der Schule erzählte, hätte es Viserra nicht egaler sein können und sie hatte das Gefühl, dass sie wie ein Fremdkörper war.

Nach weiteren drei Wochen und insgesamt 9 Wochen Heilungsprozess, hätte sie längst wieder in die Schule gehen können. Ihre Schiene und die ganzen Therapien halfen ihr dabei wieder zu laufen, zwar humpelnd und langsam, aber immerhin. Dennoch war Viserra nicht daran interessiert in die Schule zu gehen und bettelte ihren Vater an, noch drei Wochen zu warten, bis die 12 Wochen um waren und sie ihr Knie wieder voll belasten konnte.

Sie nutze seine Angst für ihr Interesse aus und unter anderen Umständen hätte es ihr sicher auch leidgetan, so nun aber nicht.

In Königsmund war es das ganze Jahr über warm. Im Sommer sicherlich noch wärmer, aber auch im Winter herrschen 20 Grad und teilweise noch wärmer, sodass eine kurze Hose fast immer ging.

Ihre hässliche Narbe am Knie und drumherum von den Schläuchen und weiteren Operationen um das Metall aus ihrem Körper wieder zu entfernen, taten ihr übriges um ihr Selbstbewusstsein auf ein Minimum zu schmälern.

We burn togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt