21. Worüber denkst du nach?

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Beim Frühstück am nächsten Tag konnte Harry an nichts anderes denken, als an das Gespräch mit Niall am vorangegangenen Abend.

Die ganze Nacht über hatte er versucht, eine Lösung für sein Problem zu finden, doch so einfach war es natürlich nicht.

Er schlief schlechter und war unruhig, während die Müdigkeit seine Gliedmaßen so schwer machte, dass er sich am liebsten an Ort und Stelle hingelegt hätte.

Sein Kopf dröhnte und sein Magen rebellierte. Wie meistens, wenn er sich zu viele Gedanken machte.

„Warum isst du denn nichts?", erkundigte Louis sich, als Harry lustlos in seinem Frühstück herumstocherte.

Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe Kopfschmerzen und mir ist schlecht."

„Das ist ganz normal", erwiderte Liam und schenkte ihm ein aufbauendes Lächeln. „Das kommt von der Höhe."

Niall nickte zustimmend. „Du solltest dich ein bisschen hinlegen. Wenn du dich ausgeruht hast, geht es dir mit Sicherheit besser."

„Ich hatte noch nie Probleme mit der Höhe", murmelte Harry und wich seinem Blick aus.

Niall verdrehte die Augen. „Doch, hattest du", widersprach er. „Erinnere dich doch mal an die Expedition am Denali. Da ging es dir genauso, wie jetzt."

„Ich fühle mich zugegebenermaßen auch ziemlich müde", bemerkte Louis, der ebenfalls schlecht geschlafen hatte.

„Ist dir auch schlecht?", wollte Liam von seinem Freund wissen.

Dieser schüttelte allerdings den Kopf. „Nein. Bis jetzt nicht."

„Kopfschmerzen?"

„Ein bisschen."

„Wie sieht es bei dir aus?", fragte Liam und richtete seinen Blick auf Niall.

Dieser verneinte ebenfalls. „Alles okay."

„Dann ist ja alles im grünen Bereich", überlegte er schließlich. „Da wir ohnehin ein paar Tage hier bleiben wollten, werdet ihr euch wahrscheinlich morgen, spätestens am Freitag wieder besser fühlen."

Harry, dessen Laune am Tiefpunkt war, wünschte sich nichts weiter, als zurück in sein Bett kriechen und sich ausschlafen zu können.

Vermutlich hatte Niall Recht, und er würde sich danach besser fühlen.

„In Dingboche gibt es einige Dinge zu sehen, das ist aber kein Muss", erklärte Liam mit einer Tasse Tee in der Hand. „Da Harry vorerst keine weiteren Strecken laufen kann, sollte jemand bei ihm bleiben."

Niall seufzte. „Kein Problem", bot er an. „Ich muss schließlich nicht jedes Kloster im Himalaya gesehen haben."

Liam schüttelte entschlossen den Kopf. „Louis oder ich können das gern für dich übernehmen. Wir kennen diese Orte wie unsere Westentasche und verpassen nichts. Ganz im Gegensatz zu dir - und wenn Louis sich ohnehin nicht zu hundert Prozent wohlfühlt, könnte er hier bleiben."

Niall dachte einen Moment über Liam's Argumentation nach, musste ihm zwar Recht geben, hätte dafür allerdings nie Harry allein im Teehaus zurückgelassen.

Zum einen, weil er erfahrungsgemäß ohnehin nur auf dumme Ideen kam, wenn er nicht genügend zu tun hatte - vor allem aber, weil er sich sorgte.

Harry gab selten zu, dass er Schmerzen hatte oder es ihm nicht gut ging. Noch nicht einmal nach seinem Unfall am Matterhorn hatte er absteigen wollen.

Niall fragte sich noch heute, wie er mit diesen Schmerzen überhaupt noch normal hatte sprechen können.

Erst, nachdem die Ärzte im Krankenhaus ihm eine ordentliche Dosis Schmerzmittel und Sedativa verabreicht hatten, war er überhaupt eingeschlafen.

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