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Vergeblich griff meine Hand nach links um Sarah neben mir zu spüren. Auf ihrer Seite war die Matratze total kalt, was daraufhin wies das sie dort garnicht mehr lag. Ich drehte mich langsam um, denn ich wollte es nicht wahr haben. Ich wollte meinen Tag nicht mit dem Wissen beginnen das sie mich wieder verlassen hatte, das sie mir wie Sand aus der Hand gerutscht war.

Ich starrte auf die leere Matratze und das zerknitterte Kissen. Sie hatte mir nicht einmal eine Notiz hinterlassen, sie war einfach verschwunden, so wie sie es immer tat. Vielleicht war es besser so, denn meine Mutter die ohne zu klopfen in mein Zimmer platzte sah nun nichts weiter als ihre müde Tochter. Den Anblick von ihrer Tochter mit einem Mädchen in ihrem Bett hätte sie so früh morgens womöglich zum umfallen gebracht. Sie war völlig ahnungslos und misstrauisch mir gegenüber zugleich. Achtzehn Jahre ohne einen besten Freund, einen Schwarm, ein Date oder einen Tanzpartner für den Prom waren schon ziemlich auffällig. Für meine Mutter war ich allerdings nicht weiter als eine "Spätzünderin". Nur gut das sie nicht wusste wie früh ich bereits zündete als es um Mädchen ging.

Während sie mich anmeckerte und mir die Uhrzeit um die Ohren warf, sah ich nur auf das offene Fenster und den leeren Platz neben mir. Ich spürte ihren Arm noch so klar um mich, roch sie noch so intensiv, sie konnte unmöglich schon wieder weg sein. Ich wollte mein Bett nicht verlassen, die Gefahr war zu groß das ich zurückkam und mein Bett seinen Geruch verloren hatte, das ich dann garnichts mehr von ihr hatte.

Der Regen der in der gesamten Nacht runterkam, hatte aufgehört zu fallen. Es war trocken draußen und trotzdem schwül. Ich konnte den August hier in Macy nicht leiden, denn das Wetter konnte sich nie entscheiden ob es nun warm, kalt oder beides gleichzeitig sein sollte.

Müde und gereizt saß ich am Frühstückstisch und versuchte wenigstens den Orangensaft runterzubekommen aber selbst dafür war der Krampf in meinem Magen viel zu stark. Ich fühlte mich unsicher, weil ich nicht wusste ob Sarah in der Schule überhaupt mit mir sprechen würde. Sie konnte die ganze Nacht bei einem liegen, ihre Hände über meinen Körper laufen lassen und meine Stirn küssen als wäre sie das schönste an mir und noch am selben Tag kein Wort zu mir sagen. Ich hatte mit daran gewöhnt die Chancen zu nehmen die ich bekam, dabei war es zwischen uns einst so schön. Ich hatte sie nie gefragt wieso sie sich so verändert hatte, sondern mir die Schuld dafür gegeben das ich es nicht getan hatte. Sie wurde erwachsen, wollte sich ausprobieren und Abenteuer erleben und ich blieb für immer das fünfzehn Jährige Mädchen das unsterblich in sie verliebt war. Dieses Mädchen war ich immernoch, selbst wenn ich bereits Siebzehn war. Solange ich darauf hoffte das zwischen Sarah und mir alles wieder so werden könnte wie vor zwei Jahren, blieb ich dieses Mädchen.

Ich konnte das Essen nicht mehr sehen und stand auf um mich fertig für den Tag zu machen. Ich Schminkte mich nicht für die Schule, nur wenn Sarah und ich uns trafen. Ich hatte mich seit neun Monaten nicht mehr geschminkt...
Trotzdem gab ich mir Mühe etwas anzuziehen was nicht unbedingt widerspiegelte wie lustlos ich mich fühlte und wie wenig mich die Schule interessierte. Als ich auf meinen Schreibtisch Stuhl schaute, stach mir knallgelbe T-Shirt ins Auge das Sarah unter ihrem Strickpullover getragen hatte. Sie hatte es in meinem Zimmer vergessen, oder es mir hinterlassen? Wie dem auch war hatte ich mich dazu entschieden was ich an diesem Tag tragen würde. Ich drückte das T-Shirt an meine Nase und inhalierte Sarahs Duft. Er war unbeschreiblich. Monatelang hatte ich versucht ihr Parfum zu finden damit ich es tragen konnte, doch keins roch an meiner Haut so wie auf ihrer. Ich zog mir das T-Shirt über und vervollständigte mein Outfit mit einer weit ausfallenden, schwarzen Jeans deren Enden ich umkrempeln musste. Ich hatte keine große Auswahl was meine Schuhe oder meine Jacke anging, schließlich trug ich seit fast drei Jahren die selben schwarzen Schnürstiefel, egal zu welcher Jahreszeit und meiner braunen Jacke mit Fellkragen blieb ich wohl auch für immer treu. Ich hielt nicht viel davon mich zu lange im Spiegel anzusehen, denn jedesmal wenn ich das tat fand ich etwas neues was der Grund dafür sein konnte das Sarah mich nicht liebte.

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