1. Kapitel

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Es war ein seltsam kühler Abend, als Lucy durch die Korridore streifte.

Ihre Arbeit war fast getan, bis auf einen letzten geheimen Briefgang für die Diktatorin.

Sie verlies sich nämlich niemals auf jemanden geringeren als die gelbäugige Lucy, die nicht nur ihre rechte Hand war, sondern auch ihr geheimer Bodyguard.

Als führende Diktatorin in ihrer geliebten Katzendämonendimension, kurz Kamodision, musste sie auf strikte Geheimhaltung ihrer grausamen Rachepläne gegen die Hundämonendimension achten.

Kein einziger Brief durfte in feindselige Hände geraten!

An jenem Tag war ein alter Hauptmann dran erpresst zu werden.
In alten Zeiten hatte er mit seinen äußerst langen Nägeln Geschichte geschrieben, aber wurde als Dank seiner vorbildlichen Taten früh in die Rente entlassen.

Im entscheidenden Kampf gegen diese, wie die Diktatorin sie gerne nannte, Köter, könnte er noch von Nutzen sein.
Um seine Anwesenheit zu sichern war es eine wichtige Entscheidung ihn vorher stark genug mit seinem Rentengeld zu erpressen um ihn zum Kampf zu zwingen.

Somit hatte sie Lucy aufgetragen den Brief gewissenhaft zu ihrem süßen Sekretär zu bringen.

Leider hatte sie eine Schwäche für süße Sekretäre, denn dieser war nun schon der fünfte im Amt.

Die Schatten der großen Buchen im Palastgarten warfen monströse Schatten an die Wand, während der kühle Nachtwind gegen die gepanzerten Fensterscheiben drückte.

Ach ja, dachte Lucy fast schon belustigt.
Die Herrin hatte es nicht auslassen können ihrer Ehren einen eigenen Palast erbauen zu können mit allem was eine reiche Katzendämonin brauchte.

Selbst ein eigenes Zimmer, tapeziert mit verschiedenfarbiger Wolle und kunstvoll bestickten Wandteppichen hatte sie sich einrichten lassen, auf dessen Boden abertausende kleinere und größere Häkelkissen aus weichem garn lagen.

Lucy hatte nur einmal in den Raum spähen können, jedoch hatte dieser sie für den Rest ihres Lebens in Bann gezogen.

Katzendämonen waren vom Typ her Menschen, jedoch viel durchtrainierter und flinker.
Anstelle von Menschenohren ragten zwischen den wuscheligen Haaren einjedes Katzendämons spitze, hellhörige Ohren auf.

Die meisten besaßen eine rosa Stupsnase und Augen einer Katze.

Der ganze Stolz jedes Katzendämons waren seine Nägel, lang, spitz und perfekt geschärft mussten sie sein.

In diesem Gegensatz waren ihre buschigen Schwänze die aus ihrem Rücken herauswuchsen nur eine Nebensache.

Sie bevorzugten es wie Menschen auf zwei Beinen zu laufen, aus den Gründen das sie dadurch erhabener und gefährlicher aussahen.

Katzendämonen die auf allen vieren liefen, wurden oft als ausgewildert und furchterregend angesehen, weshalb sie auch meistens aus den Städten gestoßen wurden um dann nie wieder gesehen  zu werden.

Am Ende des Korridors bog sie ruckartig nach rechts hinter eine große Topfpflanze ab und verschwand in einer kleinen Niesche.

Wie oft sie schon diesen Weg entlanggegangen war vermochte sie kaum noch mitzuzählen.

Als eine Blumenkrone getarnt in der unendlichen rotgerankten Tapete, betätigte sie den Knopf, woraufhin sich ein schmaler Spalt in der Wand öffnete und einen schmalen, spärlich beleuchteten Gang in der Wand offenbarte.

Die Schatten verschlingen Lucy, als sich die Wand wieder hinter ihr schließt.

Hier in der Wand war es mucksmäuschenstill, denn selbst bei den Wänden hatte ihre Herrin nicht gespaart.
Aus Angst ausgehört zu werden hatte sie alles schalldicht machen lassen.

Die Geheimnisse des verschworenen 5ten SekretärsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt